Ardeths tröstende Worte

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Alle Anwesenden saßen hier im Museum, wo sie erst kürzlich aus Theben zurückgekommen sind, auf die Stühlen und rätselten, wie es zustande gebracht wurde, doch eine Antwort fanden sie keine. Niemand außer Felicia wüsste die Antwort, da sie als Nachkommen von Asenath die Vergangenheit ihrer Vorfahrin in ihren Träumen und Visionen erlebte.

Felicia ist ratlos und ihr tat dabei der Kopf weh vom lauter denken.
"Oh man", stöhnte Jonathan erschöpft von dem langen hier im Museum. "Es wäre wirklich jetzt das beste, wenn wir alle zurück ins Hotel gehen, wo wir uns dann einen guten Drink gönnen?"
Und seltsamerweise stimmten alle ihm sogar zu.
"Da hast du Recht, Jonathan. Wir könnten eine Pause gebrauchen", ist Rick derselben Ansicht und klopfte seinen Schwager dabei auf der Schulter, als er an ihm vorbeiging.
"Na das höre ich gerne. Dass mir endlich mal einer zustimmt, ist echt der klasse!", freut der Schwager sich und stand auf.
Evelyn sah zu ihren Sohn. "Sollen wir auch lieber zurück ins Hotel?"
"Ja, ich möchte unbedingt zurück und nur was essen und danach schlafen gehen!", freute er sich, war schon etwas müde von das Ganze hier.

Als alle, außer Felicia und Ardeth, aufstanden, drehte sich Mrs. O'Connel zu ihnen um und fragte sie, ob sie nicht auch mitkommen würden.
"Nein, nein. Ich komme später nach", antwortet Felicia und meinte es auch so.
Ardeth erkannte, dass es ihr selig nicht gut geht. Und antwortet Mrs. O'Connel auch, mit der Begründung, dass er hier noch nach Hinweise suchen will und sich dann wieder zurückziehen würde zu seinen Leuten.
Evelyn wollte erst noch die Hilfe anbieten, aber da meinte Felicia:"Nein, es geht schon. Ihr könnt wirklich schon vorausgehen."
"Bist du dir sicher?", hackte die Frau nach und die jüngere nickte still.
Ab da gab sie nach und ging mit ihrer Familie weg, verließen das Museum.

Felicia und Ardeth waren nun alleine hier und sahen sich noch um, gingen sogar in der großen Halle, wo viele wertvolle Schätze und eine Wachsskulptur von Sethos dargestellt waren.
Die junge Frau grübelte über den Hom-Duu, der bei dem Zwilling ihrer Vorfahrin angewendet wurde. Kummer ergriff sie und hielt sie fest in seinen eisigen Klauen, wo sie nur darauf hofft, dass es jemanden gibt, der sie versteht.
Eine warme, große Hand legte sich auf ihrer Schulter und sie drehte sich um, sah dass Ardeth ihr von hinten näher gerückt war und sie tröstend ansah.

Sicht Ardeth:
Nach allem, was er heute zu sehen und zu hören bekommen hat, dachte er über den Hom-Duu nach, der bei Nakia vor über dreitausend Jahre angewendet wurde und auf dem ein Fluch lag, der besagte, dass sie Rache an ihrer Zwillingsschwester nehmen werde, wenn sie zurückkehren sollte.

Ardeth sah zu Felicia rüber, die vor einer Steininschrift stand und grübelnd überlegte, wie sie vorangehen sollte mit der Situation.
In Felicias Augen waren Kummer, Hilflosigkeit und Angst zusehen, und das drückte ihm sehr ans Herz. Er betrachtete sie weiter und kam zu dem einen Erkenntnis.
Er konnte sie nicht trauern sehen, ohne dabei selbst Kummer zu empfinden, deshalb ging er auf sie zu, näherte sich von hinten und legte ihr eine Hand auf der Schulter.

Sie drehte sich um und sah ihn an.
Ardeth sah sie tröstend und verständnisvoll an, rieb ihre Schulter und sprach dann:"Ms. Thomas, darüber nachzugrübeln hilft niemanden weiter, nicht einmal sie. Alles braucht seine Zeit, und die brauchen sie auch!"
Felicia verstand seine aufmunternde Worte, konnte aber nicht aufgeben und das zeigte sie ihm sogar.
"Das mag ja sein, aber ich kann und darf nicht aufgeben. Das wurde mir von klein auf beigebracht. Und ich will ihn nicht enttäuschen!"
"Wenn dürft ihr nicht enttäuschen?"
"Mr. Hafez. Er hat mich ja immerhin großgezogen, als meine Eltern starben. Er war der einzige, den ich noch hatte."
Ardeth hörte Kummer in ihrer Stimme und sah sie schlucken. Sie versuchte sich die Tränen zu verkneifen, die ihr wohl in die Augen stiegen.

Alles verknotete sich in seinen Inneren und er hob die andere Hand, legte sie auf ihrer anderen Schulter und sah sie nachdrücklich an.
"Mr. Hafez hatte auch seine schlechten Seiten!"
Felicia sah auf und schaute ihm in die Augen. "Das ist mir selber klar. Ich erinnerte mich nur noch daran, wie er vor zwei Jahren zu mir gesagt hat, dass er was wichtiges zu erledigen hat in Ägypten und dass...", da unterbrach sie sich selber und sie erkannte erschrocken einen Zusammenhang mit seiner Reise und mit dem, was Evelyn ihr über Imhotep gesagt hatte.
"Mein Gott", hauchte sie entsetzt und wusste es, auch wenn sie es erst nicht glauben wollte und doch bestätigte ihr das Ergebnis ihrer Vermutung. "Mr. Hafez hatte Imhotep zum Leben erweckt?"
"Ja, beim zweiten mal, das erste Mal aber passierte versehentlich durch die O'Connels, weil sie da erst nicht an Flüche und Zauber geglaubt hatten zu der Zeit."
Ihre Augen waren geweitet und ganz glasig als sie erkennen musste, wer der Mann, der sie aufgezogen hatte wie eine eigene Tochter, wirklich war und was er einst vorhatte vor seinem Tod.

Schniefend richtete sie ihren Blick Richtung Ausgang und sah dann Sekunden später wieder zu Ardeth zurück.
"All die Jahre dachte ich...", wieder einmal kam sie nicht weiter, weil der ganze Kummer aus ihr heraus brach und bei ihr schon die erste Träne lief.
Der Medjai konnte nicht mit ansehen, wie sie leidet und hob die Hand von ihrer Schulter und wischte ihr die Träne vom Gesicht. Dabei bewundert er ihre zarte Haut, die weich wie Samt war und so süß roch wie Honig.
Lange betrachtet er die junge Frau vor ihm. Sie war wunderschön und zugleich so stark.
"Ihr seit nicht länger allein, ihr habt jetzt Freunde. Die O'Connels sind jetzt eure Freunde geworden. Und ich bin auch für euch da."
Felicia sah ihn an, ungläubig wirkte ihr Blick. "Ist das wahr?"
Aufmunternd lächelt er sie an und strich ihr eine Haarsträhne zurück, die ihr vors Gesicht fiel. Das schwarz ihres langen Haares war leicht wie eine Feder und so glänzend wie ein neuer Goldtaler.
"Natürlich ist das wahr" bestätigt er. "Wir lassen euch nicht in Stich."
Man sah ihr an, es ging ihr besser und sie weinte auch nicht mehr, stattdessen lächelte sie leicht. "Danke."
Ebenfalls lächelnd erwiderte er ihren Dank. "Gerne."

Die Rache, die nie aufhörtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt