Ein Sohn!

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Ich stand total unter Schock und regte mich nicht von der Stelle. Ich sah die ganze Zeit in die Augen des Mannes, den ich über alles liebe. Der für sehr lange Zeit eingesperrt wird. Selbst er konnte es kaum fassen und dann geschah, was ich nie für möglich gehalten hätte, meine Fruchtblase platzte und es traten Wehen ein. Sofort zückte ich mein Handy und rief den Krankenwagen, unter Wehen schilderte ich ihn was mir fehlte und die Abstände der Wehe. Da fast niemand mehr im Zimmer war außer Taylor, ein paar Beamten und ich, wollte ich auch niemanden um Hilfe bitten. Ich möchte auf keinen Fall, dass Taylor sich unnötig Sorgen macht. Ich saß noch immer auf den Stuhl im Verhandlungssaal und versuchte die Schmerzen so gut es ging zu unterdrücken. Aber als ich die Wehen unerträglich wurden, konnte ich nicht mehr und schrie auf vor Schmerzen. Sofort starrte Taylor mich an und wollte zu mir rüber aber er wurde von Beamten auf den Stuhl zurück gedrückt.

"Geht es Ihnen gut?", fragte mich ein junger Beamter verunsichert.

"Nein! Das sehen sie doch", schrie ich ihn schon regelrecht an.

"Ich rufe den Kankenwagen", entgegnete er dann.

"Das ist nicht mehr nötig, das habe ich schon erledigt", erwiderte ich unter Schmerzen.

"Okay versuchen sie gleichmäßig ein und aus zu atmen", mischte sich jetzt ein älterer Mann ein.

"Ah das ist leichter ah als gesagt", erwiderte ich unter Schmerzen.

"Lynn? Was ist los? Wie geht es dir?", schrie Taylor rüber.

"Ich bitte sie, kann Taylor Herrmann bei der Geburt seines zweiten Kindes dabei sein. Es bedeutet ihn sehr viel", flehte ich den Beamten an.

"Es ist unmöglich. Er muss sofort in Gewahrsam genommen werden. Es tut mir sehr Leid für Ihnen", erwiderte er mitfühlend.

"Können Sie nicht eine Ausnahme machen? Bitte, er wird sein Kind doch schon nicht aufwachsen sehen", flehte ich ihn erneut an.

"Na schön aber nur weil sie schwanger sind", gab er sich geschlagen. Ich war überglücklich, dass Taylor zumindestens bei der Geburt seines Kindes dabei sein kann. Als der Krankenwagen eintraf und mich behandelte, fuhren die Beamten mit Taylor im Schlepptau hinter uns her. Ich bin so froh, dass er für mich eine Ausnahme macht.

"Wir müssen ihr was geben, sonst schaffen wir es nicht mehr bis zum Krankenhaus. Ihr Muttermund ist schon 8 Zentimeter offen", hörte ich einen Rettungsassistenten sagen. Ich lag auf eine Liege und hatte starke Wehen.

"Man geben ah sie mir doch ah was", entgegnete ich unter Scherzen. So langsam wurden sie unerträglich. Ich wusste, dass es nun an der Zeit ist zu pressen. Mein Kind will jetzt raus. Aber ich will mein Kind doch nicht in einen Krankenwagen zur Welt bringen. So habe ich mir das ganze überhaupt nicht vorgestellt. Außerdem muss ich noch Grace anrufen. Sie passt doch auf Hope auf. Dann stoppt plötzlich der Krankenwagen und die Panik mein Kind jetzt hier zu bekommen stieg.

"Wir haben keine Zeit mehr Frau Klein. Wir müssen ihr Kind jetzt zur Welt bringen", klärte mich einer beiden auf.

"Was? Nein ich will mein Kind nicht hier zur Welt bringen", entgegnete ich strikt.

"Sie wollen doch, dass ihr Kind gesund zur Welt kommt. Sie können die Wehen nicht mehr länger unterdrücken auch wenn wir ihnen noch was spritzen würden, würde es nichts bringen. Das Kind hat sich bereits gedreht und ist bereit auf die Welt zu kommen", erwiderte er und sah mich dabei an. Ich vertraute ihn irgendwie. Außerdem macht es doch keinen Sinn die Wehen zu verdrängen. Mein Kind will jetzt auf die Welt. Den Zeitpunkt kann ich nun einmal nicht aussuchen. Ganz alleine meine Kind bestimmt den Zeitpunkt.

"Okay aber ich will, das Taylor dabei ist", bittete ich ihn.

"Ich schau was zu machen ist", erwiderte er und machte die Tür des Krankenwagen auf. Hinter uns stand der Polizeiwagen. Ich atmete regelmäßig ein und aus, was gar nicht mehr so leicht war. Ich habe die Geburt wirklich unterschätzt. Vielleicht hätte ich doch zu den Vorbereitungskurs gehen aber nun ist es zu spät. Dann kam auch schon Taylor mit einen Polizisten in den Krankenwagen und es ging los. Die ganze Zeit hielt ich Taylors Hand, der mir Mut zusprach. Ich war froh, dass er in diesen Moment bei mir war. Bei Hopes Geburt war er leider nicht dabei. Aber das habe ich ihn schon längst verziehen. Wir waren früher einfach viel zu jung und total überfordert. Jetzt sind wir reifer geworden und wissen was Verantwortung ist. Nach nur einer Stunde schweißtreibenden Wehen und Pressen hörte ich ein leises Babyschreien. Sofort musste ich lächeln und vergass die Schmerzen. Ein Blick zu Taylor verriet mir, dass er genau so glücklich war wie ich in diesen Augenblick. Dann wurde ein kleiner Bündel in meine Arme gelegt. Als ich die Decke zurecht rückte, schaute ich ihn ein kleines wunderschönes Gesicht. Sofort strahlte ich über beide Ohren.

"Taylor schau mal. Unser Baby sieht aus wie du", entgegnete ich gerührt.

"Ach quatsch es sieht aus wie du. Aber was ist es denn nun? Ein Mädchen oder ein Junge?", fragte Taylor neugierig nach.

"Was wünscht du dir denn?", fragte ich nach. Die Welt um mich habe ich einfach in den Moment ausgeschaltet. Ich wollte gerade nicht an den ganzen Problemen denken. Ich genoß das hier und jetzt. Taylor sieht sein Kind zum ersten und letzten Mal. Er wird es eine sehr lange Zeit nicht sehen. Erst wenn es volljährig ist, wird er wahrscheinlich erst aus den Gefängnis entlassen. Noch immer frage ich mich, wie es werden wird so alleine mit zwei Kindern und ohne Hilfe.

"Es ist egal. Die Hauptsache ist, dass es gesund ist", entgegnete Taylor glücklich. So schaute ich nach, welches Geschlecht unser zweites Kind hat und ich grinste über beide Ohren.

"Und?", fragte Taylor neugierig nach.

"Es ist ein kleiner Taylor", erwiderte ich begeistert. Sofort strahlte er über beide Ohren aber nach nur wenigen Sekunden erlosch es und ich schaute ihn verwirrt an.

"Was ist denn? Freust du dich gar nicht?", fragte ich ihn verwirrt über seine Reaktion.

"Doch natürlich. Ich werde ihn und Hope nicht aufwachsen sehen", sagte er traurig dabei rannten ihn Tränen die Wange runter.

"Schatz hör mir zu", forderte ich ihn auf. Sofort schaute er mich an.

"Wir werden auf dich warten. Ich werde ihn erzählen, dass du es nur für die Familie getan hast, dass du ein Held bist. Wir werden es schaffen", entgegnete ich daraufhin und drückte seine Hand.

"Nein! Lynn wir werden das nicht schaffen! Verstehe es doch endlich mal! Wenn ich raus komme dann wissen meine eigenen Kinder nicht einmal wer ich bin und ich kann dich auch nicht so traurig sehen. Du brauchst einen Partner an deiner Seite, der für dich da ist. Ich möchte, dass du mich vergisst und den Kinder sagst, dass ich tot bin", hörte ich Taylor dann sagen. Danach stand er auf, gab seinen Sohn und mich noch einen Kuss und verschwand aus den Krankenwagen. Ich konnte es gar nicht realisieren. Er hat mich doch nicht gerade verlassen.

Ich gab sie weg. Das Leben danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt