Jeff?

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PoV Taddl
Als wir wieder die Leiter emporstiegen, die wir zuvor als ein Tor in ein neues Leben genutzt hatten und ich mich umsah, freute ich mich fast schon, die Reste des Hauses zu erkennen, durch dessen Löcher Ranken und Flechten wuchsen, die von der Sonne in ein goldenes Licht getränkt wurden.
Jeff, der hinter mir aus dem Loch kroch, richtete sich auf und sah mich an.
Doch nicht so, wie ich es gewohnt war. Sein Gesicht zeichnete abgesehen von den Narben in den Mundwinkeln auch ein echtes Lächeln in diesen Moment, doch in seinen Blick lagen Trauer, Enttäuschung und Schmerz. Sehr, sehr viel Schmerz.
Ohne darüber nachzudenken, ging ich auf ihn zu und schloss ihn langsam und vorsichtig in eine Umarmung. Der Kleinere fing schon kurz darauf an, leise zu schluchzen und sein Rücken bebte. Seine Arme hatte er um mich geschlungen und sein Gesicht vergrub er in meinem Hoodie. Beruhigend strich ich über seinen Rücken und flüsterte immer wieder leise beruhigende Worte in den Raum.
,,Hey, alles ist gut Kleiner. Was ist denn los? Rede mit mir, ich tu dir doch nichts...", flüsterte ich sanft immer und immer wieder.
Mit zitternden Händen gab er mir nach ein paar Minuten einen Zettel, auf dem mit unleserlicher Schrift etwas geschrieben stand.

Manchmal, da will dich dir einfach schreiben.
Dir alles schreiben, was ich denke, was ich fühle und... Wie wichtig du mir bist, aber...
Diese Angst, dass du es wieder nur ließt, war zu groß und jetzt... Jetzt ist es zu spät und...
Jetzt, wo ich dir das schreibe, da merke ich, wie sinnlos das eigentlich ist.
Ich habe so große Angst davor, mit dir zu reden, dass ich es 10 Monate lang versäumt habe, warum also jetzt?
Vermutlich, weil ich weiß, was jetzt passieren wird... Weil ich die Antwort schon kenne, ob du sie nun schreibst, oder sie mir mit zwei blauen Haken auf einem Bildschirm zeigst, ist egal.
Ich kenne die Antwort und... Ich hoffe, dass du es besser machst, als ich jetzt, bei wem auch immer... Aber es tut unendlich weh, es nicht zu tun.
Wann auch immer wir uns wieder sehen...
Jeff

Langsam las ich den Zettel durch, sog jedes Wort in mir auf. Ich hörte seine Zweifel, seine Reue, den geballten Hass auf sich selbst, die Trauer und alles heraus, was Jeff nun in meinen Hoodie weinte und das allein durch die Worte, die er genutzt hatte. Er konnte wundervoll schreiben.
Langsam ließ ich die Hand mit dem Zettel sinken.
,,Hey, alles wird wieder gut Jeff... Ihr werdet euch wieder sehen und so wundervoll, wie du schreibst, kann ich mir nicht vorstellen, dass etwas passieren wird... Es wird alles gut werden... Vertrau mir... Shhhh"
So oder so ähnlich wiederholte ich immer wieder meine Worte und scheinbar kamen sogar Bruchteile bei ihm an. Jedenfalls beruhigte er sich langsam wieder und sein Atem wurde gleichmäßiger, auch sein Körper zitterte nicht mehr so stark und das schluchzen hatte aufgehört. Trotzdem krallte er sich immernoch wie ein kleines Kind, was Angst vor der Welt da draußen hatte, an mir fest. Irgendwo freute es mich, dass er bei mir Halt suchte.
Doch wir mussten weiter. Kurzerhand lud ich ihn auf meinen Rücken, wo er seinen Kopf auf meine Schulter legte und sich allmählich entspannte. So lief ich mit ihm gemeinsam aus den Ruinen hinaus in den Wald, die untergehende Sonne hinter uns. Noch war ihr Licht warm und hell und die Nächte angenehm, aber lange würde es nicht mehr dauern, bis sich auf den Spinnennetzen der Raureif bildete und die Scheiben beschlugen, die Straßen glatt wurden und erste Flocken fallen würden.
Wenn es kalt wurde und der Winter sich ankündigen würde...
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So, ich veröffentliche jetzt schonmal den neuen Teil, weil ich den jetzt gerade einfach Mal so geschrieben habe und sich ein von mir selbst geschriebener Text eben dazu entschlossen hat, Jeffs Handschrift zu tragen. Wie auch immer.
Ich würde mich wie immer über Kritik und Morddrohungen von euch, sowie Stimmen freuen, wenn euch das Kapitel gefallen hat!
See you soon! :)

Midnight | Taddl x WavvyboiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt