Abflug

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Ich schließe meine Tür hinter mir und greife verzweifelt an den Griff von meinem Koffer.  Alles in mir sträubt sich zurück zu gehen und mich zum Abschlachten zu schicken. Ich weiß das es Tode geben wird und mir ist bewusst das ich die Konsequenzen dafür tragen muss.
„Zerbrich dir deinen schönen Kopf nicht." Sagt Noah, der aus seinem Hotelzimmer kommt. Ich lächle kurz, auch wenn mir nicht danach ist. Noah schafft es irgendwie immer mich zum Lächeln zu bringen.
„Hast du etwas von den anderen gehört?" Informiere ich mich bei Noah, der als Antwort nickt.
„Clifford hält sein Versprechen ein und hält den Waffenstillstand ein, dennoch werden welche da sein um uns zu empfangen. Aber jetzt sag du mir mal wo du unsere Professoren hin schickst? Steven hat mir da was geschrieben." Hackt Noah nach.
„Wir müssen glaube los." Sage ich um das Thema zu umgehen, doch natürlich belässt Noah es nicht dabei.
„Elena, wie soll das funktionieren wenn du Dinge hinter unseren Rücken machst?" Fragt er mich, während wir hinunter fahren.
„Umso weniger ihr wisst, umso geringe ist die Gefahr." Erkläre ich ihm nur.
„Wir stecken doch schon mitten drin, was macht das denn für ein Unterschied?" Fragt mich Noah und ich drehe mich zu ihm.
„Einen großen, ich werde es dir nicht sagen." Sage ich ernst, er schließt seine Augen kurz und versucht seine innere Wut weg zu atmen.
„Ich tue euch nur einen Gefallen damit." Sage ich, nachdem der Aufzug stehen bleibt und bevor sich die Fahrstuhltür öffnet.
„Oh wie großzügig, jetzt ist aber nicht die Zeit für gefallen tuen." Noah ist wütend und ich würde es auch irgendwo verstehen, doch ich kann es nicht denn ich tue ihnen damit wirklich einen Gefallen.
„Sie beschützen das Serum." Sage ich knapp und damit eigentlich schon viel zu viel. Wir geben alles ab und kriegen einen Zettel mit einer Adresse die uns zu Ben führt, auf dem Weg dahin versucht Noah weitere Informationen zu bekommen.
„Wie sollen die bitte auf so etwas aufpassen?" Ich hole tief Luft.
„Ich habe das im Griff Noah, also entweder vertraust du mir oder du beleidigst mich da ich dir anscheinend den Anschein mache, das ich es nicht schaffen kann." Nun bin ich sauer und es tut mir wirklich leid für Noah das er es abkriegt, doch eigentlich hat er es verdient. Denn er ist ja auch schließlich selbst schuld.
„Ich vertraue dir." Sagt Noah und scheint das Thema damit zu belassen, wofür ich ihn sehr dankbar bin. Er darf nicht vergessen das ich der neue Chef bin und nicht irgendein Kollege von ihm, vielleicht sollte ich ihm das irgendwann nochmal vor Augen führen.

Ben wartet schon auf uns, es fühlt sich schön an mit ihm nochmal zu reden. Er ist meine Kindheit gewesen, hat mir einiges Beigebracht und ich erinnere mich gerne das er nie vergessen hat das ich noch ein Kind war. Wie oft er mir ein Eis ausgegeben hat, nach unserem Training. Andere Kinder haben Reiten, Football oder Cheerleading als Hobby gehabt, ich hatte Selbstverteidigung und Waffentraining. Normal war ich noch nie für andere, für mich waren alle andere auch nicht normal.
„Ich würde euch gerne meine Hilfe anbieten." Sagt Ben, ich schaue ihn überraschend an.
„Ich möchte ungern noch jemanden verlieren. Ich könnte es mir nicht verzeihen nichts getan zu haben, wenn ich nächstes Jahr vor deinem Grab stehen muss." Redet Ben ernst weiter, auch Noah scheint zu verstehen.
„Das ist wirklich sehr nett, was hast du dir vorgestellt?" Frage ich ihm.
„Ich habe schon eine Mannschaft von 15 Mann in einen Flugzeug gesteckt, sie werden den Flughafen bei dem ihr landet beaufsichtigen. Weitere 5, sitzen mit bei euch im Flugzeug." Ich nicke, das klingt soweit erstmal vernünftig.
„Du bist ab da für sie zuständig, ich weiß ein Kampf ist ein Kampf, aber ich möchte auch ungern Männer und Frauen verlieren." Gibt Ben nachdenklich zu.
„Das verstehe ich vollkommen, ich hoffe dass wir das auch ohne Gewalt hin kriegen." Ich verstehe Bens sorgen, diese Sorge teile ich mir ihm.

Nach einigen Redereien machen Noah und ich uns auf dem Weg zum Flughafen, ich schaue verträumt aus dem Fenster und spüre Noahs vertraute Wärme neben mir. Ich drehe mich zu ihm, er scheint auch in seine Gedanken versunken zu sein und ich möchte ihm dabei auch nicht stören. Ich sehe das wir gleich da sein werden, ich möchte Bens versprechen gerne einhalten. Doch wie er schon sagte, ein Kampf ist ein Kampf und es wird verletzte geben und vielleicht sogar tote. Außer wir geben ihnen das Serum.
„Könnte man das machen?" Frage ich Noah, nachdem ich ihm den Plan vorgeschlagen habe.
„Wir haben nicht so viel Impfstoff und selbst dann kannst du es verantworten wenn irgendwas schief geht?" Fragt Noah mich und wir laufen weiter zum Flugzeug.
„Ich weiß das ich Leben schützen muss, was wäre so schlimm daran es nicht zu probieren?" Frage ich Noah.
„Vielleicht solltest du dich von diesen Gedanken trennen. Du kannst nicht all ihr Leben beschützen, das geht einfach nicht." Redet mir Noah ein, doch ich schüttle den Kopf.
„Ich werde nicht einfach so jeden ins Messer laufen lassen." Sage ich, Noah Antwortet mir erst als wir auf unseren Plätzen sitzen.
„Das möchte ich genauso wenig, aber du vergisst das es eigene Wesen sind. Mit anderen Sichtweisen, Gedanken und Tatendrang. Du kannst dich nicht in ihr Leben einmischen und ihnen die Chance vielleicht nehmen etwas großes in diesen Kampf mit zu geben." Wie schafft es Noah nur immer wieder mir solch ein schlechtes Gewissen einzureden und wieso schaffe ich es nicht dagegen stand zu halten.
„Es macht keinen Spaß mit dir zu Diskutieren, du gewinnst immer." Sage ich schmollend, Noah lächelt mich glücklich an und legt seinen Arm um mich und zieht mich zu sich. Er gibt mir einen Kuss auf mein Haar und ich schließe meine Augen, ich genieße die letzten Stunden wo wir einfach alleine sind. Ohne die anderen um uns herum, nur wir. Wie ein normales Paar, doch was heißt es schon normal zu sein?

Ich hoffe ihr hattet schöne Weihnachtstage.
Eure Soli 💕

Fallen - wenn die Lügen dich ertrinkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt