Schuld

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„Drück das auf deine Wunde." Sage ich zu Noah und er drückt sich meine Jacke gegen die Schulter und ich fahre weiter durch die Stadt.
„Lass mich raus Elena." Flüstert Noah, doch ich schüttle nur den Kopf.
„Wir müssen es nur aus dieser Stadt heraus schaffen. Es sind nur noch wenige Meter. Noah das schaffst du, okay." Rede ich eher mir ein als zu Noah, als ich zu ihm sehe, sehe ich wie er mich anlächelt.
„Warum grinst du?" Frage ich ihn entsetzt.
„Süß wie du dich um mich sorgst." Sagt er und ich lächle ihn an.
„Ich will nur nicht alleine nach Schottland, ich brauche doch einen nervigen Begleiter." Sage ich, doch mein Lächeln verschwindet als Noah seine Augen schließt.
„Noah, hey. Wach bleiben!" Ich berühre seine verletze Schulter und drücke meinen Finger in die Wunde. Noah schreit und will sich meiner Hand entfernen, doch dafür ist das Auto zu klein.
„Schmerz hält dich wach! Und außerdem hört die Wunde dann auf zu bluten." Erkläre ich ihm und fahre weiter mit einem Finger in seiner Schusswunde.
„Gleich geschafft." Ich fahre von der Autobahn herunter und parke an einem Rastplatz, ich steige aus und hole Verbandszeug aus dem Kofferraum. Danach öffne ich die Beifahrertür und helfe Noah aus dem T-Shirt. Ich sage ihm das er sich so setzen soll, dass seine Beine aus dem Auto schauen und er mit seinem Oberkörper zu mir sitzt.
„Wenigstens ist die Kugel durch gegangen." Sage ich leise, Noah schließt schmerzhaft die Augen. Ich hole das Dreieckstuch heraus und binde es um ihn und verbinde dann seine Schulter mit einem Druckverband.
„Es gibt bestimmt im nächsten Ort eine Apotheke, dann hole ich dir Schmerzmittel." Sage ich zu Noah, doch er schüttelt nur den Kopf.
„Ein bisschen trinken und Schlaf helfen auch." Sagt er und ich schaue zur Tankstelle.
„Das lässt sich einrichten." Antworte ich und helfe ihn sich wieder ordentlich ins Auto zu setzen, um danach hinüber zu laufen. Ich kaufe fünf Wasserflasche, drei großen Flaschen Coca Cola, Müsliriegel und noch anderen Süßkram. Zurück im Auto holt sich Noah alles heraus und er sieht deutlich besser nach einer großen Flasche Cola aus.
Ich fahre wieder auf die Autobahn und folge der Strecke, ganz egal wo sie hinführt. Sie führt uns erst einmal weit weg von unseren Gegner und was das wichtigste ist, Noah kann sich in einem Motel ausruhen.

Die Sonne haben wir schon längst hinter uns gelassen, seit 8 Stunden fahre ich durch England auf der Suche nach einer Unterkunft. In der Zeit hatte Noah geschlafen und die Wunde hat aufgehört zu Bluten, auf meine Bitte es nähen zu lassen hat er gewonnen, mit der Aussage das es von alleine heilt. Ich habe aufgegeben und ihn weiter schlafen lassen. Nun halte ich an einem Motel am Rande einer etwas größeren Stadt, nachdem ich gesehen habe das gegenüber ein Second Hand shop liegt bin ich schnell einkaufen gegangen während sich Noah um ein Zimmer gekümmert hat. Mit zwei vollen Tüten komme ich zurück wo Noah am Auto auf mich wartet und eine raucht.
„Da ist auch was für dich drin." Sage ich gleich, als ich seine aufgerissenen Augen sehe.
„Ein T-Shirt oder wie?" Fragt er lachend und ich kann darauf nur meine Augen verdrehen.
„Wollen wir noch irgendwo was essen?" Fragt er und ich nicke, mein letztes Essen waren Gummibärchen und das liegt schon einige Stunden zurück.
Wir halten an einem MacDonald und nachdem wir uns mit unserer Bestellung auf unseren Platz gesetzt haben, wird mir erst bewusst was heute geschehen ist. Wie ein Tag ein ganzes Leben verändern kann. Das mein Vater in Gefahr ist wusste ich schon seit gestern, das er Koma liegt seit heute morgen. Das sich gefühlt alle Männer die uns jemals beschützt und mit uns gearbeitet haben jetzt gegen uns sind und mich sogar angreifen würden habe ich auch heute erfahren. Aber das ist nicht mal das schlimmste, das schlimmste ist das ich jetzt einen Mann auf dem Gewissen habe und dieses Gewissen lässt mich kaum etwas runter kriegen außer ein paar Pommes.
„Alles okay?" Fragt mich Noah, nachdem er mitbekommen hat das etwas stimmt.
„Glaubst du er ist tot?" Frage ich Noah, ohne ihn anzusehen.
„Das ist egal, Elena. Es war Notwehr, sonst wärst du diejenige gewesen die jetzt hier nicht mehr sitzen würde." Versucht mir Noah einzureden, er scheint aber zu merken das es nicht funktioniert. Denn nun nimmt er meine freie Hand und ich schaue zu ihm und sehe dabei sein mitfühlendes Gesicht.
„Das erste mal ist immer schlimm Elena, aber gib dir nicht die Schuld. Indem sie diesen Job angetreten haben, haben sie unterschrieben das sie nur noch mit dem Tot aus diesen Vertrag heraus kommen. Es war ihre Entscheidung und es war auch deren Entscheidung dich und deinen Vater anzugreifen." Seine Stimme klingt ruhig und seine grünen Augen die mich an Moos und saftig grünes Gras erinnern entspannen mich und ich kann es ihm sogar abkaufen.
„Danke." Flüstere ich und Noah versucht zu lächeln, doch es klappt nicht wirklich denn er scheint selber völlig neben der Spur zu liegen.
„Na los wir nehmen den Rest mit, es wird Zeit das wir diesen Tag beenden." Sagt er und ich folge ihm zum Auto, zum Motel und zu unserem Zimmer.
„Wir müssen uns eins Teilen?" Frage ich ihm, als wir vor der einen Tür stehen und er nickt.
„Wir kommen damit günstiger, aber es sind getrennte Betten." Sagt er und wirft die Tasche mit den Waffen in die Ecken. Ich nehme das Bett am Fenster und packe dort meine Sache rauf die ich gekauft habe. Ich habe mir ein übergroßes T-Shirt gekauft das ich zum schlafen nehmen möchte.
„Ich gehe ins Bad." Sage ich und gehe durch die einzige Tür, die nicht der Eingang ist und lande im kleinen Bad. Auch wenn alles in mir nach einer Dusche schreit, ziehe ich mich nur schnell um und laufe schnell zum Bett. Noah hat recht ich will diesen Tag möglichst schnell hinter mir bringen und ich hoffe das der morgige Tag besser wird als der heutige.

Eure Soli 💕

Fallen - wenn die Lügen dich ertrinkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt