Beerdigung

39 3 0
                                    

Während der Redner über Vater und sein Leben redet, kehre ich in mir zurück und genieße noch einmal alle Erinnerungen die ich habe von Vater und von Mama. Vom ersten mal Fahrradfahren, bis zum ersten Schießunterricht, vom Urlaub und die Geschäfte von Papa. Vater war nie böse, er hat immer nur das gute gewollt und das macht er auch nach seinen tot weiterhin, in uns. In unseren Herzen. Wir tragen das gute von ihm in uns weiter. Durch seine Projekte, durch seine Weisheiten, durch seine Geduld.
„Elena." Flüstert Noah. Inzwischen stehe ich alleine am Grab meiner Eltern, nur noch Noah steht hinter mir und lässt mir Zeit.
„Worüber denkst du nach?" Fragt er mich.
„Ich erinnere mich gerade daran wie er mir das schießen beigebracht hat." Sage ich lächelnd.
„Ich war gerade mal 12 Jahre alt und wollte das nicht tun, ich habe sogar geweint. Doch Vater hat mich nicht dazu genötigt, er meinte das er das nicht tut um mich quälen, sondern er will das ich mich wehren kann wenn er nicht mehr in der Lage sein wird sich um mich zu kümmern. Er hat meine Tränen weg gewischt, mich ermutigt und dann hat er sich hinter mich gestellt und wir haben zusammen geschossen. Danach haben wir noch weiteren Stunden geübt und mir hat das nichts mehr ausgemacht, Vater so stolz zu sehen hat mich zum glücklichsten Kind gemacht." Ich lächle und wische meine Tränen nicht weg.
„Dein Vater war immer Geduldig und gut herzig." Sagt Noah, auch er hat diese Seite von ihm kennengelernt.
„Ja, doch er war nicht immer so. Meine Mutter hat ihn zu dem gemacht, ich kann mich noch erinnern als ich Mum gefragt habe wie sie sich kennengelernt haben. Er war in einen Gangkrieg geraten und wurde angeschossen, die Krankenschwester die sich um ihn kümmerte war Mum. Als sie hörte was ihm passiert war, hat sie ihm gehörig den Arsch versohlen und gemeint er solle was anständiges aus seinem Leben machen und statt Menschenleben zu zerstören welches retten." Ich schaue zum Grab meiner Mutter.
„Seitdem hat Vater alles getan was Mum wollte, er wollte ihr zeigen das er ein guter Mensch ist. Das Projekt hier in Amerika sind Schulen für die arme Bevölkerung zu bauen, in Mexiko hat er auch schon Schulen eröffnet und als wir geflohen sind wollten sie gerade eine Schule in Afrika eröffnen." Ich lächle.
„Ich hoffe ich kann ihn stolz machen." Sage ich leise, meine Stimme bricht. Diesmal kann ich nichts mehr stoppen, ich weine und fluche. Erst als Noah mich in den Arm nimmt und versucht mich zu beruhigen, höre ich auf.
„Du hast ihn doch schon längst stolz gemacht." Sagt Noah, meine Stirn liegt auf seiner Brust und ich drehe mich mit dem Kopf zu Grab.
„Also du heißt eigentlich Alice Moore." Sagt Noah, ich muss lachen und wische meine Tränen weg.
„Ja, meine Mama hat Alice im Wunderland geliebt." Sage ich und löse mich von Noah, als ich Noahs Blick auffange schlägt mein Herz schneller. Sein Blick sieht so liebevoll aus und als würde er mich vor alles beschützen.
„Wollen wir zurück?" Fragt Noah, ich nicke. Wir gehen Hand in Hand zum Eingang des Friedhofs, wo noch einige stehen. Ben hält uns noch kurz auf.
„Alice, ich weiß heute ist vielleicht kein guter Tag zum feiern. Aber wir geben für deinen Vater eine Gala, es wäre uns allen eine Ehre wenn du kommen würdest und vielleicht sogar einige Sachen sagen könntest." Bittet mich Ben, ich lächle.
„Wie könnte ich da nein sagen, mein Vater hat sowas doch geliebt. Ich würde dich aber gern noch mal anrufen, um einige Dinge zu erfragen wenn ich eine Rede halten soll." Sage ich, Ben schreibt mir eine Nummer auf und übergibt sie mir.
„Ich freue mich schon und auf dich natürlich auch." Sagt er zu Noah, der es bejaht.
„Du weißt was das jetzt heißt?" Frage ich Noah während wir auf ein Taxi warten.
„Ja, shoppen." Sagt er mit einem nicht erfreulichen Unterton.
„Ich bin doch voll entspannt beim Shoppen." Sage ich erschrocken und fange mir einen, wer es glaubt Blick ein.
„Ich werde dich schon überzeugen." Sage ich überzeugt und wir steigen in das vor uns haltende Taxi ein. Auf dem Weg zum Hotel blicke ich auf die letzte Stunde zurück. Auch wenn es höllisch weh tat, ich bin froh es hinter mir zu haben und nun in die Zukunft blicken zu können. In eine Zukunft wo ich meinen Vater stolz mache, meinen Vater räche und sein Projekt zu Ende bringe.

Eure Soli 💕

Fallen - wenn die Lügen dich ertrinkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt