Traum

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Alles um mich herum ist schwarz, das einzige Licht kommt durch ein Fenster. Ich laufe darauf zu und schaue hindurch. Dort stehe ich mit einer Waffe, gerichtet auf mein gegenüber. Ich erkenne ihn sofort, es ist der Mann der Noah angeschossen und der mit meiner Kugel durchbohrt wurde. Mein Blickwinkel ändert sich und nun stehe ich in dem Raum und sehe durch meine eigenen Augen, ich schieße. Doch etwas ist anders als in der Realität.
„Warum hast du das getan Elena?" Ich schaue hinunter und sehe das ich auf Noah geschossen habe. Ich lasse die Pistole fallen und hocke mich neben ihn, ich drücke auf seine offene Wunde.
„Noah es tut mir leid.Das wollte ich nicht." Sage ich laut und versuche Noah wach zu halten.
„Noah! Noah wach auf!" Schreie ich und weine bitterlich, mein Herz tut mir weh und alles um mich herum verschwimmt.
„Warum? Warum hast du das getan Elena?" Hallt die Frage durch den Raum und ich schüttle meinen Kopf und drücke weiterhin auf die Wunde von Noah.
„Es tut mir leid Noah." Flüstere ich und öffne wieder meine Augen. Noah sieht mich vorwerfend mit schwarzen Augen an, ich zucke zurück und falle nach hinten.

„Nein!" Schreie ich und sitze aufrecht auf dem Bett, ich höre wie sich etwas neben mir bewegt.
„Alles gut?" Höre ich Noahs verschlafene Stimme, ich versuche mein Herz zu beruhigen und hole einige mal tief Luft. Wenig später spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Hey Elena." Noah sitzt nun neben mir und versucht mich zu beruhigen.
„Tut mir leid." Flüstere ich, wie in meinem Traum.
„Was tut dir leid?" Fragt Noah und holt mich wieder zurück in die Realität, wo wir eng nebeneinander sitzen und er meine Schulter streichelt.
„Das ich dich geweckt habe." Sage ich und versuche Abstand zwischen uns beide zu bringen.
„Alles gut, willst du drüber reden?" Fragt Noah und lässt seine Hand sinken die auf meiner Schulter ruhte.
„Nein, alles gut. Wir sollten uns noch ein bisschen hinlegen." Sage ich und lege mich wieder hin, Noah bleibt kurz sitzen bevor er selber zurück geht in sein Bett. Ich glaube zwar nicht das ich noch einmal Schlaf finde, aber es war mir unangenehm so nah neben Noah zu sitzen.

Als ich das nächste mal wach werden ist es hell in dem Zimmer und meine Augen brauchen einen kurzen Moment um sich an das Licht zu gewöhnen. Ich bin überrascht das ich nochmal eingeschlafen bin und doch auch nicht, da der letzte Tag so Ereignisreich war und es lange dauert um das zu verarbeiten.
„Guten Morgen." Höre ich Noahs stimme und setze mich auf.
„Wie spät haben wir es?" Frage ich und gähne noch mal kräftig.
„Kurz vor neun." Antwortet mir Noah kurz.
„Ich würde uns was zu essen besorgen, wenn ich wieder da bin machen wir uns auf dem Weg zur Adresse." Gibt Noah als Anweisung von sich, ich nicke und schon verlässt Noah das Zimmer. Ich hätte irgendwie gedacht das man mit einer Schusswunde sich noch nicht so viel bewegen kann und schon gar nicht Auto fahren kann. Doch darum sollte ich mir erst einmal keine Gedanken machen, ich laufe zum Badezimmer und Dusche schnell. Ziehe mir warme Sachen an und packe alles zusammen was zu uns gehört.
Dann gehe ich hinunter und gebe unsere Schlüssel ab und warte draußen auf Noah. Nach fünf Minuten werde ich unruhig und beiße mir immer wieder auf die Lippe. Nach zehn Minuten laufe ich über den Parkplatz und nach fünfzehn Minuten mache ich mir wirklich sorgen. Doch ich muss Noah vertrauen, er ist die einzige Option die ich noch habe um dieses Elend zu überleben.
„Elena!" Ruft eine Stimme und ich erkenne sie sofort und kann erleichternd durch Atmen. Ich stoppe als ich einen alten Wagen vor mir sehe und Noah sitzend darin.
„Wo ist unser Mercedes?" Frage ich ihn.
„Ich will einfach nur auf Nummer sicher gehen, die meisten Autos haben ein Ortungsgerät darin." Erklärt er, währenddessen mache ich alle weiteren Sachen in den Kofferraum und setze mich dann neben ihn.
„Und da hast du dir den schlechtesten Wagen ausgesucht?" Frage ich und sehe mich um.
„Er hat ein Navi, ein Radio und der Tank ist voll. Mehr brauchen wir nicht um nach Schottland zu kommen." Sagt Noah, ich nicke und schnalle mich an bevor er los fährt.
„Laut Navi sind wir heute Abend drei Stunden vor der Grenze Schottland. Ich würde vor der Grenze noch mal einen Halt machen und dann die Nacht durch fahren um nach Schottland zu kommen und dort nach einer Schlafmöglichkeit suchen." Weiht mich Noah in seinen Plan ein.
„Okay." Sage ich müde und lehne mich gegen das Fenster.
„Ist alles okay?" Fragt er wenige Zeit später, auch da kann ich nur nicken als Antwort.
„Ist es wegen dem Vorfall gestern?" Fragt Noah vorsichtig.
„Wie hast du deinen ersten Toten verkraftet?" Frage ich ihn und setze mich gerade auf, um ihn anzusehen.
„Ich gebe zu es hat sich komisch angefühlt. Ich habe mich gefühlt als wäre ich in einem falschen Körper, aber schnell wurde mir bewusst das es mein Leben ist, meine Entscheidung und hinter der muss ich immer stehen." Sagt Noah streng und ich schlucke kräftig.
„Es war keine Entscheidung, eher eine Reaktion." Sage ich leise.
„Nein. Du hast dich dazu entschieden ihn zu erschiessen um dich und mich zu retten." Widerspricht er mich und ich schaue ihn traurig an.
„Wie werde ich es los?" Frage ich.
„Niemals." Antwortet Noah ehrlich und ich schließe meine Augen. So etwas habe ich mir schon gedachte.
„Du lernst nur damit umzugehen." Flüstert er weiter, aber ich glaube eher zu sich selbst als zu mir. Ich will gar nicht wissen wie viele Seelen auf seiner Schulter lasten, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Er sieht so normal aus, ich habe mir Mörder grusliger Vorgestellt und nicht wie einen heißen 25 Jährigen mit grünen Augen und Haselnuss braunen Haaren.

Eure Soli 💕

Fallen - wenn die Lügen dich ertrinkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt