2. Dezember

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Es war früh morgens und ich saßs im Morgenmantel an unserer Küchentheke und trank meinen morgendlichen Tee. Mum wuselte um mich herum, immer mit dem Telefon in der Hand. Sie war dabei noch mehr Weihnachtsdeke zu bestellen, dabei sah unser Haus jetzt schon von außen aus wie eine Leuchtreklame. Nebenbei versuchte sie noch einen Tannenbaum zu organisieren, was wohl durch ihre hohen Anforderungen nicht so einfach war. Dad war schon früh zur Arbeit gegangen, ich hatte ihn nicht mehr gesehen. Worüber ich froh war, denn gestern Abend hatten wir noch "ein ernstes Gespräch" geführt, zusammen mit Mum. Wie ich vermutet hatte gaben auch sie mir die Schuld und Ben war aus dem Schneider. Ich hatte gestern noch mal mit ihm telefoniert und er hatte sich ausgibig entschuldigt, aber meine Strafe musste ich dennoch ertragen. Wenn ich schon über Strafe spreche, ich hatte Abby gestern noch von meiner Post von Santa erzählt und den Brief dann weggeworfen. Santa kann mich mal. Mum rauschte an mir vorbei, sie war wie immer elegant gekleidet, und machte sich jetzt wohl auf den Weg zur Arbeit. Ich schnaufte, auch ich musste jetzt zur Schule gehen.

Als ich den Kunstraum betrat lag auf meinem Platz wieder ein roter Umschlag. Belustigt nahm ich ihn und las:

Ho ho ho Kayla, wie ich gehört habe hast du den ersten Brief zerrissen. Das war nicht sehr klug, halt dich lieber an die Regeln, sonst könnten ein paar unschöne Bilder die Runde machen. Nun zu deiner heutigen Aufgabe. Wie du siehst hat es in den letzten Tagen ganz schön viel geregnet, es ist kalt und ungemütlich draußen, wie wäre es also wenn du allen 10 Mitgliedern der Weihnachtes-AG einen schönen heißen Kakao mitbringst? Für deine erste gute Tat wäre das wohl ein guter, kleiner Einstieg. Lg Santa

Moment, woher wusste er das mit dem letzten Brief? Ich schaute noch mal in den Umschlag, wo auch ein paar Bilder drinlagen. Ich nahm sie vorsichtig heraus und betrachtete sie. Sie zeigten mich, wie ich dem Direktor die Autoreifen zerstochen hatte. Mist! Zu meiner Verteidigung ich hatte eine Wette gegen Ben und Kai verloren, eigentlich wollte ich das damals gar nicht tun. Aber Bilder lügen nunmal nicht. aber wie hatte dieser Santa diese Bilder gemacht? Man erkannte mich sehr gut, als hätte er damals direkt neben mir gestanden. Mir gefror das Blut in den Adern, ich wurde erpresst. Wer war dieser Santa bloß?

Nach der sechsten Stunde schlurfte ich beladen mit 10 ekelhaft riechenden Kakaos Richtung Aula. Zumindest hatte es aufgehört zu regnen. Als ich die Tür zur Aula öffnete hätte ich beinahe gewürgt, sie war festlich geschmückt, leise lief irgendein Weihnachtslied und überall standen Teller mit Plätzchen. In der Mitte standen die 10 Mitglieder der AG, ihren Gesichtern nach zur urteilen, wollten sie mich genauso wenig hierhaben, wie ich hier sein wollte. "Hallo", sagte ich und kam entschlossen näher, "Ich habe euch was mitgebracht als Friedensangebot sozusagen." Damit stellte ich die Becher mit einem wumps vor ihnen auf dem Tisch ab. Nun verschränkte ich die Arme vor der Brust und wartete. Sie sahen mich an als wäre ich ein Alien. Konnte nicht mal jemand diese blöde Musik ausschalten? "Hi", David kam auf mich zu, nahm sich grinsend einen Becher und stellte mich dann in Rekordzeit jedem vor. "Schön", sagte ich als ich mir keinen Namen gemerkt hatte, "Und was macht ihr jetzt so?" Ein Mädchen kam auf mich zu, sie hatte einen braunen Bob und hieß Min oder so ähnlich. "Also jedes Jahr haben wir ein großes Projekt, dieses Jahr wollen wir den Senioren im Altersheim das schönste Weihnachten, dass sie je hatten beschehren.", sagte Min voller Begeisterung. Ich schaute in 9 weitere Gesichter, die alle genauso begeistert von der Idee schienen. Ich starrte sie an und musste lachen. "Was ist so lustig?", fragte Min leicht gereitzt. Ich japste immer noch. "Also erstens mal gibt es kein schönes Weihnachten, denn Weihnachten ist scheiße", fing ich lachend an, "Und außerdem, warum wollt ihr eure Zeit mit Senioren verbringen, meint ihr wirklich die haben Lust drauf ein Weihnachtsfest vorzubereiten?" Ich schüttelte den Kopf. "Natürlich haben sie Lust, sie haben ja schon zugestimmt", meinte nun Luca, der mein Verhalten wohl gar nicht Lustig fand. "Nicht jeder hat die Möglichkeit mit seiner Familie eine teure Party zu schmeißen mit nur dem Besten vom Besten.", schlug er mir entgegen. Mein grinsen erlosch. Wollte er damit sagen, dass mein Weihnachten so perfekt war? "Willst du damit sagen, dass ich eine verwöhnte Prinzessin bin?", sagte ich leise und drohend. "Eher wohl Königin", feuerte Luca mir entgegen. Bevor ich ihm eine reinhauen konnte, beendete David unsere Außeinandersetzung und teilte uns in Gruppen ein, wir sollten Plätzchen raussuchen, die wir dann am Freitag anfangen wollten mit den Senioren aus dem Baumbacher Seniorenheim zu backen. Lustlos blätterte ich die Bücher durch. Freitags hatte ich wirklich besseres zu tun. "Also ich freue mich schon so mega!", rief Marry, ein Mädchen aus der fünften Klasse zum gefühlt zehnten mal. Sie war in meiner Gruppe und super anstrengen. Sie schrieb schon eifrig Einkauslisten und laberte mich voll. "Das wir bestimmt toll, meinst du nicht auch?", fragte sie mich nun. Genervt schaute ich sie an, "Nichts für ungut, aber ich glaube am Freitag kann ich leider nicht." So Problem gelöst, zufrieden lächelte ich in mich hinein. "Oh nein, dass ist aber schade. Mit einer Freundin wäre es bestimmt lustiger gewesen." Moment, welche Freundin? Meinte sie etwa mich? Ich will gehen! Hoffnungsvoll sah ich zur Uhr, noch 40 Minuten. Als ich die Augen wieder zu meinem Backbuch wandern ließ begenete ich Mins Blick. Sie sah mich forschend an, was hatte sie für ein Problem?

Bist du Santa?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt