23. Dezember

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Ich wusste nicht wie ich es geschafft hatte mich aus dem Bett wieder auszugraben, aber mir ging es wirklich schlecht. So richtig schlecht. Der ganze Dezember war so furchtbar gewesen und ich fühlte mich einfach nur allein gelassen. Wie hatten Luca, David und Daniel mir nur sowas antun können? Und vorallem weitermachen? Stand auf meiner Stirn "Verarscht mich alle zu Weihnachten"? Aber das schlimmste war noch, dass ich heute zur Weihnachtsfeier der Senioren musste. Vielleicht würde ich einfach so tun als wäre ich krank. Ich fühlte mich auch krank! Meine Mutter hatte mir mein Essen hochbringen müssen, aber ich hatte es nicht angerührt. Am liebsten hätte ich wieder geweint, aber selbst meine Tränen schienen keine Lust auf mich zu haben. Ich kroch wieder unter meine warme Bettdecke. Auf einmal kamen doch noch Tränen und ich rollte mich zu einem Trauerkloß zusammen. Ich hasste Weihnachten.

"Ja sie ist hier", hörte ich irgendwann die gedämpfte Stimme meiner Mutter. Wie spät war es? Hatte ich geschlafen? Ich hörte wie sich meine Zimmertür leise öffnete und sacht wieder schloss. Ich verkroch mich noch tiefer unter meiner Decke. Mein Mitleid reichte mir. Jemand setzte sich auf mein Bett. "Es tut mir so leid Kayla", sagte Abby leise. Abby!? Schon war ich unter der Decke hervor gekommen und warf mich ihr um den Hals. Mein Lieblingsmensch auf der ganzen weiten Welt! "Er war es die ganze Zeit", weinte ich und Abby hielt mich fest. "Ich habs gehört... David hat es mir erzählt", sagte sie langsam, "Ich hab mir so Sorgen gemacht, keiner konnte dich erreichen. Wo ist dein Handy?" Ich ließ mich zurück ins Bett sinken, "Leer, wie mein Herz" Abby war mit der Situation überfordert, irgendwie war es schlimmer wie mit Ben. "Wenn es dich tröstet, Luca wollte dich die ganze Zeit erreichen. Ihm geht es genauso mies", versucht Abby einzulenken. "Er ist mir egal", sagte ich emotionslos. "Nein ist er nicht", sagte Abby bestimmt, "und jetzt komm. Zieh dich an, pack deine Geschenke zusammen und komm. Wir müssen zu einer Weihnachtsparty"

Ich weiß nicht, wie Abby es geschafft hatte mich aus dem Bett zu locken, aber nun waren wir auf dem Weg zum Seniorenheim. Es war eigentlich noch viel zu früh, die Feier würde erst in 2 Stunden beginnen. Doch wir wollten nochmal schauen, ob alles in Ordung war. Zudem musste die Musikanlage noch angebracht werden. Ich fand ja, dass die Musikanlage etwas... naja war, doch es hatte niemand eine vernünftigere gehabt und meine teuere hätte ich in 100 Jahren nicht hergebracht.

Wir liefen den langen Kiesweg zum Wohnheim hoch, als wir zwei Gestalten vor uns sahen. "Das sind Luca und David", sagte ich und blieb prompt stehen. "Um so besser", sagte Abby und zog mich ernergisch weiter, "Heey! David! Luca, wartet auf uns". Sie drehten sich um und liefen uns sogar zögernd entgegend. "Hey", zischte ich böse, "Ich dachte du bist auf meiner Seite" Abby musterte mich grimmig, "Ich habe ihnen schon einen Einlauf verpasst, es tut ihnen wirklich leid und ich bin vorallem auf der Seite der Liebe. So glücklich wie mit Luca warst du noch nie. Klar, er hat sich echt blöd verhalten, du dich aber früher auch"

"Hey", sagte David leise. Ich brummte nur und warf Luca unauffällig einen Blick zu. Er sah mich nur an und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Es war mal wieder kompliziert. "Kayla, es tut mir so so so leid", sagte David nun und kam auf mich zu, "Ich weiß nicht was uns da geritten hat, wir sind kein Stück besser als Ben und ich hoffe du kannst uns verzeihen" Ich sah ihn an. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Konnte ich das? Verzeihen? Als ich Luca ansah krampfte sich mein Herz so schwer zusammen, dass es mich beinahe mit nach unten gezogen hätte. "Ich weiß es nicht", sagte ich leise, "Ich weiß im Moment gar nichts" David nickte nur, "Dann müssen wir wohl trotzdem das Beste aus dem Abend machen, was?" Ich nickte, ich würde mein perfektes Lächeln wieder aufsetzen und das frohe Mädchen spielen. Das Spiel spielte ich immerhin schon mein Leben lang.

Wir liefen den Kiesweg weiter hoch und kamen endlich am Haus an. Aber irgendwas war anders. Warum waren so viele Feuerwehrautos da? Das Seniorenheim war in zwei Flügel aufgeteilt. Im einen waren die Schlafzimmer, im anderen die Gemeinschaftsräume und die Küche. "Was ist hier los?", fragte Abby erschrocken und wir rannten zum Flügel der Gemeinschaftsräume.

Leute liefen umher, aber schenkten uns keine Beachtung. Männer mit Masken schoben sich an uns vorbei und riefen sich Sachen zu. Ich suchte die Menge mit meinen Augen ab, was war hier los? Meine Hände waren eiskalt. Warum wurde der Knoten in meinem Bauch noch größer? Mein Blick flog über die Menschenmenge, ich stellte mich auf die zehenspitzen, um besser sehen zu können. "Da vorne sind Hans und Herta", rief ich, als ich die zwei alten Leute am Rand des Hauses sah. Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich steuerte zielstrebig auf sie zu. Ich wollte endlich wissen, was hier los war!

"Hans, was ist hier los?", rief ich schon von weitem, aber natürlich hörten sie mich noch nicht. Aber jetzt sahen sie mich zumindest, sie winkten mir zu und rannte ihnen entgegen. "Was ist hier los", rief ich, als ich bei ihnen angekommen war. Herta hatte Tränen in den Augen, war jemand gestorben? Aber warum war dann die Feuerwehr da? "Gut, dass ihr da seit", schniefte Herta. Ich drehte mich um, außer mir stand nur Luca bei mir. Mein Herz zog sich schmerzhaft noch enger zusammen. Ich machte einen Schritt von ihm weg. "Was ist denn los?", fragte nun auch Luca. Seine Stimme klang seltsam rau. "Im kompletten Teil des Huases sind die Rohre geplatzt", sagte Hans bitter und stellte den Kragen seiner Jacke auf, "Alles ist nass und anscheinen hat es in der Wand ordentlich geschimmelt, wir dürfen nicht mehr hinein." "Nein!", rief ich entsetzt und Lucas Augen drohten ihm aus dem Kopf zu fallen. "Doch", schniefte Herta, "Das wars mit der Weihnachtsfeier. Wir hatten uns so gefreut, ihr Kinder wart das beste was uns je passiert ist" Ich konnte es nicht glauben, alles war umsonst! Dieses blöde, alte, vergammelte Seniorenheim! Am liebsten hätte ich was zerschlagen. Wut kochte in mir auf, warum hatte ich so viel Pech? Oh nein, jetzt reichte es! Jetzt würdet ihr mich kennenlernen! Ich bebte förmlich und merkte nicht, dass ich nach Lucas Hand gegriffen hatte. "Oh nein", sagte ich nun laut und bestimmt, "So schnell geb ich nicht auf! Mein kompletter Dezember war scheiße, aber das hier wird nicht passieren!" Alle sahen mich mit großen Augen an. "Dieses Weihnachtsfest wird stattfinden", rief ich laut und bestimmt, "Ihr werdet morgen um 17 Uhr hier abgeholt und zum schönsten Weihnachtsball eures Lebens gebracht, dass verspreche ich euch!" Damit drehte ich mich um und rauschte davon. Im Gehen zog ich mein Handy aus der Jackentasche. Ich wählte eine Nummer. "Mum? Ich bins, wir haben eine Planänderung!"

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