13. Dezember

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Ho ho ho Kayla! Das habt ihr gestern super gemacht! Den Kindern kann geholfen werden. Komisch wie man sich in fast 14 Tagen so verändern kann, oder? Du kannst stolz sein, ich bin es auf jeden Fall! LG Santa

Wir hatten es geschafft! Ich konnte es noch immer nicht glauben... Luca war großartig gewesen. Mein Herz fing an wie wild zu klopfen, als ich an gestern dachte. An ihn. Oh man, was war nur los mit mir? Seit wann war ich so sprunghaft? Sollte ich nicht um Ben kämpfen? Wir kannten uns doch schon so lange... Nein! Ben hatte mich mit einer "Freundin" betrogen. Ich schuldete ihm nichts mehr. Vielleicht sollte ich ihm mein Buttergebäck bringen, als Rache. Dann würdem ihm zumindest die perfekten Zähne ausfallen. Perfekt. Wie ich dieses Wort hasse!

"Du hast ein Date mit Luca!", schrie Abby aufgeregt und ich musste mein Handy schnell eine armlänge von mir weghalten. Ich lag auf meinem Bett und verdrehte die Augen. "Das ist kein Date", antworte ich genervt, "Ich gehe nur zu ihm, damit wir den Spendenlauf planen können." Ich rollte mich auf den Bauch. Gott sei Dank war Samstag und meine Eltern wie immer unterwegs, trotzdem hatte ich Luca vorgeschlagen uns bei ihm zu treffen. Ich hatte Angst, dass meine Eltern doch früher wieder kamen und wollte ein unangenehmes Gespräch vermeiden. "In jeder Sprache ist das ein Date!", rief Abby nun wieder und quietschte in den Hörer. Ich verzog bei diesem hohen Ton das Gesicht. "Ist es nicht", sagte ich wieder und musste einen Klos runterschlucken. Was wollte Luca schon von einer verwöhnten Prinzessin wie mir?

Es hatte angefangen zu schneien und die umliegenden Häuser waren mit einer leichten Puderschicht verziert. Ich war aber nur heilfroh, dass ich das Haus von Lucas Familie gefunden hatte. Es lag ziemlich am Rand und sah ziemlich zugewachsen aus, an manchen Ecken der Hauswand war die Farbe abgeblättert und das Tor quietschte, als ich es öffnete. Mit klopfenden Herzen stand ich nun vor der Haustür und klingelte. Ganz ruhig Kayla, dass ist ein unverbindliches Treffen.

Ich dachte schon es wäre niemand zu Hause, aber dann wurde die Tür von einer Frau mittleren alters geöffnet. Sie hatte schulterlange braune Haare und die gleichen lebkuchenbraunen Augen wie Luca. Das musste wohl seine Mutter an. Sie lächelte mich warmherzig an, "Hallo, du bist bestimmt Kayla!" Ich nickte und sie musterte mich lächelnd von oben bis unten. Ich kam mir so oberflächlich vor mit meinen teuren Klamotten und meinen blonden Haaren, die in leichten Wellen bis zur Mitte meines Rücken reichten. "Ich bin Melinda, Lucas Mutter. Komm rein liebes", damit zog sie mich schon in den engen Flur.

Das Haus war klein, aber sehr sauber. Vereinzelt lagen Spielsachen herum und vor der Heizung standen Schuhe der verschiedesten Größen. Melinda führte mich in die Küche, wo es köstlich nach selbstgebackenen Brot roch. Sie wischte sich kurz die Hände an ihrer Schürze ab, bevor sie den Wasserkocher anschaltete. "Tee?", fragte sie mich nun. "Oh, ja gerne", antwortete ich und legte meine Jacke über einen Stuhl. "Luca kommt gleich, er hilft Matts noch bei den Hausaufgaben", erklärte mir Melinda freundlich und stellte auch einen Teller mit Plätzchen auf den Tisch. "Luca hat mir schon von dir erzählt, er scheint ja wirklich begeistert von deiner Arbeit zu sein", sagte Melinda nun und stellte mir eine dampfene Tasse hin. Das hatter er seine Mutter erzählt? Wärme durchzog mich. "Naja der Anfang war schwer, aber jetzt mag ich die AG echt gerne", antwortete ich und setzte mich vor die Tasse. Mir gefiel es hier, es war richtig heimisch.

Plötzlich hörte ich wildes getrampel auf der Treppe und ein kleines Mädchen mit wilden braunen Locken kam in die Küche gejagt. Ich ließ erschrocken mein Plätzchen fallen, so überraschend war dieses Mädchen gekommen. Jetzt hatte sie mich auch entdeckt und musterte mich neugierig, dass mir die röte ins Gesicht schoss. "Ist das die Freundin von Luca?", fragte sie jetzt und zog Melinda an der Schürze. Ich hätte mich fast an meinem Tee verschluckt und hustete kurz. Melinda lachte, "Sie ist nur eine Freundin, Marie" Marie musterte mich noch kurz und rannte dann in den Flur. "LUCA DEINE FREUNDIN IST DA?", rief sie nun laut.

Ich glaube mein Kopf hatte jetzt die Farbe einer Tomate, als Luca in die Küch kam, mich begrüßte und freudig anlächelte. Hinter ihm stand ein kleiner Junge, der wohl in die dritte Klasse gehen musste. Das war wohl Matts. Er sah aus wie eine Miniausgabe von Luca, nur das seine Augen ein helleres braun hatten. "Matts", sagte Melinda nun streng, als sie Matts hinter Luca sah, "Du sollst deine Hausaufgaben machen" Luca drehte sich sich zu seinem Bruder um, als hätte er jetzt erst gesehen, dass er da stand. "Aber Mama", rief Matts jetzt aus, "Ich wollte auch Lucas neue Freundin sehen!" Seine Neue? "Ich bin nicht seine Freundin", sagte ich nun schnell und auch etwas verlegen. "Sie ist nicht meine Freundin", sagte Luca im selben Moment. Wir sahen uns an. Totenstille. Dann musste ich lachen, so dolle, dass ich alle ansteckte.

Das Zimmer von Luca war nicht sonderlich groß, oder gar geräumig. Trotzdem gefiel es mir, es war sehr ordentlich, an den Wänden hingen viele Poster und Fotos. Eine Wand wurde von einem großen Bücherregal eingenommen. Ich sah mich neugierig um und drehte mich einmal im Kreis. "Ich weiß, es ist nicht besonderes", sagte Luca nun und setzte sich auf seine Bettkante. Ich ging auf die Fotos zu, die an seinem Kleiderschrank klebten. Auf manchen Bildern war er noch sehr jung gewesen. Sie zeigten ihn mit seiner Familie und seinen Freunden. "Ich finde es super hier", sagte ich nun und betrachtete lächelnd die Bilder, "Es ist irgendwie... persönlich." Ich hörte ihn leise lachen, dann merkte ich wie er sich hinter mich stellte und mir über die Schulter schaute. Mein Nackenhaare stellten sich auf, ich konnte seinen Duft warnehmen. Meine Hände wurden kalt und ich versuchte normal weiter zu atmen. Was machte er nur mit mir? Ich betrachtete weiter die Fotos. Plötzlich zerbrach etwas in mir, als mir eines besonders ins Auge fiel. Sie war groß, hatte dunkle Haare und sie küsste Luca. Das Bild musste auch während Weihnachten entstanden sein, den im Hintergrund war ein großer geschmückter Tannenbaum zu sehen. Luca und das fremde Mädchen sahen so verliebt aus und schienen nicht bemerkt zu haben, dass sie fotgrafiert worden waren. Der Raum begann sich zu drehen. Er hatte eine Freundin! Wie konnte ich das nicht gemerkt haben? Wieso hatte ich sie nie gesehen?  "Wollen wir anfangen?", fragte mich Luca und tippte mir zarghaft auf die Schulter. "Klar", sagte ich, aber meine Stimme klang eher wie ein krächzen. Ich drehte mich zu ihm um und er lächelte mich an. Es war so ehrlich. Ich war so ein Idiot. Ein komplett verwirrter Idiot...

Bist du Santa?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt