Bist du Santa?

8.Dezember

Und wieder ein kalter Montag, jedoch nicht so schlimm wie der erste diesen Dezember. Unglaublich, was in einer Woche so alles passieren konnte... Ich stand vor meinem Spind und suchte immer noch verzweifelt mein Französischbuch, vermutlich hatte ich es doch zu Hause vergessen. Ach egal, dann musste es eben auch mal ohne gehen. "Hey Kayla", begrüßte mich David, nachdem ich frustriert meinen Spind zugeworfen hatte. "Hey, guten Morgen", erwiederte ich freundlich, als er sich zu mir stellte. Ein paar Schüler liefen an uns vorbei und starrten. Ich hatte das Gefühl wir wären Tiere in einem Zoo, die ausversehen ins gleiche Gehe gesetzt worden waren. So wie Lamm und Löwe, wo man nicht glaubte, dass sie sich verstanden. Ich hörte getuschel und ließ meinen Blick wandern, die Stimme kam mir nur zu bekannt vor. "Das hat voll Spaß gemacht am Wochenende, oder?", sagte David nun laut, wieder hörte ich getuschel. Klar, David wollte nur ein Gespräch anfangen, aber ich konnte nicht anders als umher zusehen. Die Blicke, dass getuschel, was war hier los? Auf einmal prallte David mit Schwung gegen mich, ich war darauf nicht vorbereitet gewesen und landete ungeschickt in der Hocke. "Na du Streber, was hast du an meinem Spind zu suchen, solltest du nicht lieber irgendwo die Hausaufgaben für in  3 Wochen machen?" Ich blickte auf und sah Kai, der David nochmal einen Schubs gegen die Brust gab. Was war nur in ihn gefahren? Ehe ich auch nur reagieren konnte, lief David mit gesenktem Kopf davon. "So ein Freak", lachte Kai nun und zog mich wieder auf die Beine, "Sorry Kayla, ich habe dich hinter diesem Schrank nicht gesehen." Ich hatte meine Stimme immer noch nicht gefunden, mein Mund war komplett ausgetrocknet. Ein paar andere Jungs kamen nun auf Kai zu und klopften ihm anerkennend auf die Schulter, ein paar Mädchen standen etwas abseits und himmelten Kai an, ihren Held. Aber war ich nicht früher auch so gewesen? Ging es bei mir nicht auch immer nur um den Status? Nein, jetzt war es mir peinlich und ich schämte mich dafür, dass ich eben nichts getan hatte. Zorn rauschte durch meine Adern und ich marschierte auf Kai zu. "Heh, was sollte das überhaubt?", zickte ich ihn jetzt von der Seite an. Mit einem Mal war es totenstill auf dem Flur. Ob man meinen Herzschlag wohl hören konnte? "Wow, beruhig dich mal Kayla", antworte Kai nur großspurig und lachte, "Was ist dein Problem?" Ich blinzelte ihn an, suchte Schuld in seinem Blick, aber sah nur Stolz. "Was mein Problem ist!?", rief ich entrüstet aus, "David hat dir nichts getan, deine Aktion gerade war nicht cool, sondern peinlich." Damit drehte ich mich mit einem gekonnten Haarschwung um und rauschte davon.

Als ich an der Mädchengruppe vorbei kam, rief ich ihnen noch im vorbeigehen zu: "Sorry Mädels, aber an eurer Stelle würde ich mir jemanden suchen, der ein bisschen mehr Würde hat." Damit marschierte ich zu meinem Klassenraum und war zum ersten mal froh jetzt Unterricht zu haben. Was hatte ich nur jetzt schon wieder angestellt?

Leider verging die Doppelstunde viel zu schnell, warum konnte der Lehrer nicht noch 15 Minuten dranhängen? Als ich gerade meine Sachen einpackte, blinkte mein Handy auf, als Zeichen, dass ich eine neue Nachricht hatte:

Ho ho ho Kayla, herzlichen Glückwunsch, ab heute bist du eine Woche Mitglied der Weihnachts-AG! Aber kommen wir gleich auf den Punkt, ich habe nämlich einen interessanten Link für dich...LG Santa

Mit klopfenden Herzen öffnete ich den Link, der als zweite Nachricht gekommen war. Es war ein Link zu einem Insta-Profil. Ich hatte eine böse Vorahnung und wartete zitternt bis mein Handy geladen hatte. 'LolaLife' hieß die Seite und sie gehörte Lola. Was zum Teufel... Und dann sah ich es. Ein Bild, durch das sich auf einmal das Klassenzimmer anfing zu drehen. Lola hatte wohl eine geheime Seite, denn ich hatte sie nicht gekannt und Abby wohl auch, denn sie folgte ihr auch nicht oder war von Lola abonniert. Ich konnte nur das Bild anstarren und hätte am liebsten geschrien.

Ich rauschte aus dem Klassenzimmer heraus, vor dem schon Ben stand und auf mich wartete. "Hey Engelchen", sagte er liebevoll und wollte mich in seine Arme ziehen. "Fass mich ja nicht an!", schleuderte ich ihm entgegen und Tränen rannen mir über das Gesicht. Er stand da wie versteinert, "Was ist los?", fragte er bestürzt. "Das fragst du noch?", schluchzte ich, warum konnte ich nicht cool bleiben? Ich wollte nicht weinen, nicht hier mitten in der Schule, wo mich alle anstarrten. Schweigend hielt ich ihm das Bild unter die Nase, er erstarrte in der Bewegung. Zu recht! Es war ein Bild von ihm und Lola wie sie sich auf der Party am Freitag küssten. Jetzt konnte ich die Tränen beim besten Willen nicht mehr zurückhalten, mein Herz wurde so schwer, dass ich es mir am liebsten aus der Brust gerissen hätte. Ich ließ das Handy sinken, Bens Gesicht verschwamm vor meinen Auge. Im Flur war es totenstill geworden, alle starrten uns an. "Kayla", sagte Ben verzweifelt, "Lass es mich erklären, ich weiß das sieht echt übel aus, aber es war ganz anders, ich schwöre es dir" Ich lachte auf, na klar. "Wirklich", beharte Ben und wirkte mit einem mal ganz klein und hilflos. Er wollte auf mich zu kommen und meine Hände nehmen, aber ich wich zurück. Ich hatte die Bilder gesehen und seine Blicke zu Lola. "Bilder lügen nicht Ben", flüsterte ich leise und ging dann an ihm vorbei. Schüler gafften mich neugierig an und flüsterten aufgeregt, als ich sie passierte, aber ich achtete nicht auf sie. Auch nicht auf Luca, der bei David und Daniel stand und mir erschrocken nachschaute. Ich drohte innerlich zu zerbrechen, aber ich hielt mich gerade. Ich wollte den Schein waren.