21. Dezember

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Ho ho ho Kayla,...

Ich löschte die Nachricht. Ich wollte es gar nicht wissem. Denn wie es aussah war es ja sowieso egal, ob ich seine Aufgaben erfüllte oder nicht. Es war Sonntag. der vierte Advent, aber meine Weihnachtsstimmung war komplett verflogen. In den letzten drei Wochen war einfach zu viel passiert... Im Ernst, wie konnte in drei Wochen so viel passieren? Ich kam mir vor, wie eine Figur aus einem Buch. Nur ohne Happy End. Hoffentlich war ich nicht die Böse... Frühstück würde ich heute ausfallen lassen, denn ich hatte eine wichtige Mission!

Ich wäre fast nicht aus unserer Haustür gekommen. Meine Mutter hatte mich erstmal komplett ausgefragt, wo ich denn hinwollte. Die Wahrheit, wen ich besuchen wollte, konnte ich ihr nicht sagen, sie hätte das nicht verstanden. Es sei denn, ich hätte ihr auch alles über Santa erzählt, aber das hätte sie mir vermutlich auch nicht geglaubt.

Ich lief die gepflasterte Auffahrt hinauf. Wie oft war ich diesen Weg schon gelaufen? Eindeutig zu oft und ich bereute es innerlich. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Es war mir egal, dass Sonntag war. Ich ging zur Haustür und klingelte. Nichts. Niemand öffnete die Tür. Ich schaute mich schend um, es stand auch keine Auto vor der Einfahrt. Das war komisch, vielleicht waren sie im Urlaub. Aber das hätte ich ja gewusst... Oder sie waren einfach nur diesen Sonntag weg.

Als ich wieder zu Hause war lief ich unruhig hin und her. Blöder Sonntag, ich wollte Santa entlarven, aber musste mich wohl auf morgen vertrösten. Aber dann hatte ich eine Idee, wieso schickte ich nicht einfach mal eine Nachricht an Santa, ich hatte ja seine echte Nummer? Ich grinste, na dann los, darauf wirst du dich ganz bestimmt melden!

Hallo Santa, zu schade, dass du gar nicht der echte Santa bist. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber du hast dich mit deinen gestrigen Fotos verraten. Glücklicherweise habe ich selbt auch ein paar hübsche Bilder von dir, von denen ich gerne Gebrauch machen würde... Es sei denn, du hast eine Idee wie du das alles wieder gut machen kannst. Wenn nicht, werden meine Bilder am 24. Dezember online gehen, als kleine Weihnachtsüberraschung. XOXO Kayla

Es war auf jeden Fall kein Stolz, der mich überkam, als ich die Nachricht abschickte. Eher eine art Übelkeit. Ich war nie jemand gewesen, der solche Drohnachrichten verschickte, aber es musste sein. Wenn ich wollte das Santa aufhörte musste ich harte Geschütze auffahren, vorallem da ich wusste wer es war.

Um mir die Zeit zu vertreiben, packte ich alle meine Geschenke ein. Sogar die für meine Eltern, obwohl ihr Geschenk an mich wie jedes Jahr das gleiche sein würde. Ein Gutschein oder Geld. Darüber freute sich ja jedes Kind zu Weihnachten. Aber naja, daran konnte ich nichts ändern. Plötzlich leuchtete mein Handy auf, ich hatte eine Nachricht bekommen. Ich nahm mein Handy vom Schreibtisch und schaute nach. Ich grinste, Santa hatte angebissen.

Das wirst du nicht tun. Treffen im Park, 16 Uhr.

Ich schaute zur Uhr, es war halb vier. Und los, gleich bist du erledigt. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und rannte die Treppe herunter, gleich würde alles vorbei sein.

Draußen war es bitter kalt. Schneeflocken tanzten um mich herum und Eiszapfen hingen an den Zäunen. Es war schon kurz nach 16 Uhr und ich hüpfte von einem Bein aufs andere. Dann kam endlich eine Gestalt um die Ecke. Mein Herz klopfte wie wild, als ich ihn erkannte. Er war wirklich gekommen. Er kam festen Schrittes auf mich zu, bis er kurz vor mir stehen blieb. Ich schaute in hellbraune Augen, die mich beschähmt musterten. "Hallo Santa", sagte ich spitz, aber es war kein Stolz, dass ich ihn entlarvt hatte, sondern eher tiefe Enttäuschung. "Lass es mich erkären Kayla", sagte eine raue Stimme. "Da bin ich aber mal gespannt", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ben räusperte sich. "Es war wegen Luca, ich habe euch nach dem Spendenlauf gesehen, du weißt schon wobei. Ich wurde mit einem mal so eifersüchtig, dass ich es dir heimzahlen wollte. Ich wollte Rache. Aber ich war feige und wollte nicht meinen Ruf bei deiner Mutter zerstören, daher schrieb ich, dass der Absender Santa ist. Es tut mir jetzt im Nachhinein leid." Ich hatte ihm still zugehört, wie konnte jemand dem ich vor einem Monat mein Leben anvertraut hätte mich so enttäuschen? "Wenn es ja nur bei dem einen Brief geblieben wäre", schnaubte ich jetzt, "Seit dem ersten Dezember schickst du mir so einen Mist, was soll denn das? Wir waren am Anfang noch zusammen!" Ben schaute mich verwirrt an, hatte ich undeutlich gesprochen? "Wie den ganzen Dezember?", fragte Ben nun, "Von mir kam nur dieser Brief. Was meinst du Kayla?" WAS!? Wie konnte das sein? Es konnte nicht sein. Mein Puls ging nach oben, er war Santa! "Du hast mir diese Nachrichten geschickt", presste ich mühsam hervor und reicht ihm mein Handy. Ben las sich die Nachrichten durch, sein Gesicht wurde immer bleicher, seine Augen immer größer. "Kayla", sagte er nun und reichte mir mein Handy, "Ich war das nicht, wirklich! Was hätte ich davon haben sollen, du warst zu dem Zeitpunkt meine Freundin" Ich schaute ihm in die Augen. Sie offenbarten seine Seele, er lügte micht. Tränen rannnen mir plötzlich wieder über die Wangen. Es war vorbei, aus und vorbei! Ich wusste nicht wer Santa war und ich hatte keine Idee mehr. Ich wusste nur, dass es Ben nicht war. Er war nur derjenige gewesen, der durch Zufall einen Drohbrief mit dem gleichen Absender geschickt hatte. Aber wer war der echte Santa?

Bist du Santa?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt