Morgen! Morgen war die Weihnachtsfeier des Seniorenheims, mit Weihnachtsball! Ich war schon so aufgeregt, dass ich die Nacht fast nicht hatte schlafen können. Obwohl die Aktion mit Ben gestern mir einen gewaltigen Dämpfer verpasst hatte. Ich war mir so sicher gewesen... Die heutige Nachricht von Santa ignoriete ich einfach, dass war mir heute einfach zu viel. Santa konnnte mir gestohlen bleiben, heute musste alles glatt gehen, denn heute hatte mich ja Luca zu sich eingeladen.
Es würde schwer werden das Haus zu verlassen. Die Vorbereitungen für den 24. liefen auf Hochtouren und meine Mutter sprang wie ein aufgescheuchtes Rentier hin und her. Wie hatten seit unserem Gespräch nicht mehr viel geredet. Ich wusste nicht warum, aber es machte mich irgendwie traurig.
"Mum?", sagte ich leise, als sie an mir müde lächelnd vorbei lief. "Ja? Was ist Kayla", fragte sie erschöpft. "Ich glaube wir sollten unser Gartentor noch schmücken", ich lachte leise, Tränen brannten in meinen Augen. Meine Mutter war stehen geblieben, sie schaute mich an. Mit einem mal, schien sie um Jahre gealtert. "Ach Kayla", sagte sie müde und kam auf mich zu. Ich schniefte etwas. Sie nahm mich in die Arme. "Es tut mir so leid", flüsterte sie in meine Haare. Ich spürte ihre Tränen, die nass auf meine Schultern fielen. "Mir auch", flüsterte ich und umarmte sie ganz fest. Wie hatte es nur soweit mit uns kommen können?
Ich war ganz schön nervös, als ich nun wieder vor Lucas Haustür stand. Klar ich war schon einmal hier gewesen, aber nun war ich als seine Freundin da. Als die Freundin! Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich klingelte. Ich hörte gepolter auf der Treppe, dann wurde sie auch schon aufgerissen. Matts kleines Gesicht schaute mich strahlend an. "Hi Matts, alles klar bei dir?", fragte ich freundich, doch er zog mich schon ins Haus. Aufeinmal umarmte mich etwas kleines von hinten, ich drehte den Kopf und sah in Maries unschuldiges Gesicht. "LUCA, KAYLA IST DA!", schrie Matts jetzt durch das ganze Haus. Ich lachte und Marie sprang um mich herum. Nun kam auch Melinda, Lucas Mutter, aus der Küche. Sie strahlte mich wie das letzte mal so freundlich an, dass ich mich sofort willkommen fühlte. "Wie schön, dass du da bist Kayla", rief sie nun erfreut und strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht, "Ich hoffe du hast Hunger, ich habe Stollen und Plätzchen vorbereitet." Wie konnte man so eine Frau nicht mögen? Sie vertratt auf jeden Fall nicht das Klischee, dass die Mütter von festen Freunden richtig biestig zu den Freundinnen waren. Ich lächelte zurück, "Gerne, dass hört sich gut an" Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie vor die Heizung zu den anderen. Marie plapperte mich schon von der Seite voll, aber in so einer Geschwindigkeit, dass ich kein Wort verstand. Melinda war wieder in der Küche verschwunden und ich hörte schon den Wasserkocher. Ich zog meinen Mantel aus und suchte gerade einen Platz dafür, als er mir auch schon aus der Hand genommen wurde. "Ich häng ihn auf", sagte Luca der aufeinmal hinter mir stand. Luca! Seine Haare hingen ihm zum Teil wieder ins Gesicht und seine Augen schienen im fahlen Licht zu glänzen. Meine Knie wurden sofort wieder weich. "Danke", sagte ich und wurde wohl etwas rot. "Marie, Matts!", rief Melinda aus der Küche, "Kommt mal her und helft mir" Böse brummend verließen die beiden den Flur und gingen zu ihrer Mutter in die Küche. "Aber ich wollte doch sehen wie sie sich...", sagte Marie gerade, als Melinda die Tür zumachte.
Ich umarmte Luca, wenn nicht das Mysterium um Santa in meinem Kopf rumspuken würde, wäre wohl alles perfekt. "Ich hab dich vermisst", sagte er leise und lächelte. "Ich weiß", grinste ich ihn frech an. Er verdrehte die Augen, "Du bist unmöglich" Ich lachte leise und löste mich von ihm. "Und deswegen bin ich vermutlich so verrückt nach dir", sagte er leise und küsste mich.
Es war wirklich schön, mit dieser Familie zusammen zu sitzen und zu plaudern. Wann hatte ich diesen Monat mal entspannt mit meiner Familie Tee getrunken und Plätzchen gegessen? Melinda erzählte mir von ihren Hunden, die sie früher einmal gehabt hatten und von Lucas Dad. Luca hatte mir schon erzählt, dass sein Vater vor einigen Jahren an Krebs verstorben war. Doch die Familie schien damit irgendwie klar zukommen, Melinda arbeitete fiel und Luca nahm ihr soviel es ging im Haus ab. Mir tat Luca leid, erst sein Dad, dann seine Freundin... Kein Wunder, dass er mein Leben für perfekt gehalten hatte. Ich erzählte auch ein bisschen von zu Hause, von Mum die unser Haus verunstaltete und Dad der seit Tagen nur noch für seine Arbeit lebte. Wir erzählten von den Senioren und von ihrer Wette. "Das ist wirklich süß", meinte Melinda und lachte, "Als du das erste mal da warst, hatte ich auch schon gehofft, dass aus euch beiden mehr werden würde." "MUM!", rief Luca, doch ich konnte nur mitlachen. Ich hatte das Gefühl, es war Schicksal gewesen, dass Luca und ich zusammen gekommen waren.
Wir hatten insgesamt zwei Stunden bei Melinda gesessen. Nun waren Luca und ich in sein Zimmer verschwunden, um nochmal den Ablauf für morgen durchzugehen. Er hatte einen ganzen Zeitplan geschrieben und ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Ich hätte alles morgen einfach nach Gefühl gemacht... "Und dann um 19 Uhr beginnte der Ball, dann haben davor alle eine Stunde Zeit sich fertig zumachen", endete er gerade seinen Bericht. Ich starrte ihn nur an und dann den Plan. "Was ist?", fragte er, "Gefällt dir was nicht?" Wie sollte ich das formulieren? "Findest du nicht, dass das alles ganz schön... stramm ist?", warf ich ein. Er überlegt kurz, "Ja vielleicht hast du recht... Wir sollten Pausen oder so einbauen" Ich lachte. "Oder einfach alles auf uns zukommen lassen", warf ich ein und ließ mich mit dem Rücken auf sein Bett fallen. Er brummte nur. Ich schloss für einen Moment die Augen, irgendwie war dieser Dezember ganz schön anstrengend gewesen... "Alles in Ordnung?", fragte Luca und ließ sich neben mich sinken, "Über was denkst du nach?" Ich lachte, "Das klingt sehr verrückt" Luca stupste mich in die Seite und schaute mich auffordernd an. "Das Ben nicht der mysteriöse Santa ist", sagte ich also und stellte mich schon auf sein Lachen ein. "Der?", sagte Luca nur, "Nein, der nicht" Ich lachte... Nein, Stopp! Was? Ich richtete mich auf. "Woher weißt du von Santa?", fragte ich und mein Herz klopfte wie wild, "Ich habe ihn nie erwähnt" Auf einmal war es totenstill. Nur mein Herz klopfte und die Uhr an der Wand tickte. "Du bist es", flüsterte ich, "Du bist es die ganze Zeit gewesen" Auch Luca hatte sich aufgesetzt und schaute mich mit aufgerissenen Augen an. Mir wurde schlecht. "Oh mein Gott", meine Stimme klang erstickt. "Kayla, ich kann das erklären", sagte Luca erschrocken und wollte seine Hand auf mein Bein legen, doch ich sprang auf. "Ich wollte auch Rache", rief Luca und stand ebenfalls auf, "Deine Clique hat mich die ganzen Jahre über gequält. Da hatten David, Daniel und ich die Idee mit Santa. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass du anders bist. Du hast dich in mein Herz geschlichen und dich dort so schnell breit gemacht, dass ich nicht mehr reagieren konnte." Tränen rannen über mein Gesicht. "Und du hast trotzdem weiter gemacht", rief ich schrill, "Du hast mich trotzdem weiter gequält! Obwohl du wusstes wie schlecht es mir ging. Du hast meine Beziehung zerstört und meine Freundschaften zu den anderen" "Dafür solltest du mir eher danken", sagte Luca trocken. Wie bitte? Bestürzt sah er mich an. "So hab ich das nicht gemeint", sagte er schnell und schien auch komplett durch den Wind, "Ich wollte aufhören, als mir klar wurde, dass ich mich in dich verliebt hatte. Die letzten Nachrichten, die du nicht mehr gelesen hast, sollten dich zu einer Überraschung führen" Luca schien komplett verzweifelt, er kam auf mich zu, doch ich rückte zurück. "Und dann wäre es für mich besser gewesen?", weinte ich, "Glaubst, dann wäre es mir egal gewesen? Du hast mein Vertrauen missbraucht! Ich habe alles für dich aufgegeben! Ich habe mich in dich verliebt und wollte nur noch dich! Aber für dich war ich die ganze Zeit nur ein Spiel, ein Rachespiel! Das ist krank Luca! Wie konntest du mir nur sowas antun!" Ich wimmerte und fing an zu zittern, meine Welt drehte sich so schnell, dass ich das Gefühl hatte gleich umzufallen. "Kayla beruhige dich bitte!", rief Luca erschrocken und kam auf mich zu, auch er hätte Tränen in den Augen, "Es tut mir leid" Tränen brannten sich in meine Wangen, mein Kopf tat weh. "Mir auch", flüsterte ich, "Niemand hat mich diesen Dezember so verletzt wie du" Damit stürmte ich aus seinem Zimmer und aus seinem Haus. Der einzige Mensch zu dem ich jetzt wolte war meine Mutter, vielleicht konnte sie ja mein gebrochenes Herz heilen. Doch ich wusste noch nicht, dass morgen ein neuer Albtraum auf mich warten würde...
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Bist du Santa?
Short StoryKayla scheint nach außen Perfekt: ihre Eltern sind reich, sie ist hübsch und ihr Freund ist Ben, der beliebteste Junge der ganzen Schule. Doch leider wird bei einem fiesen Streich an die uncoolsten Schüler Kayla erwischt anstelle von Ben. Nun soll s...