Lucy // 418

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418 Tage danach
Lucy

Wie immer mache ich mir riesige Sorgen, wenn Alexa mal wieder Nachts irgendwo hin abhaut und kein Lebenszeichen von sich gibt.
Wenn ich mich mal dazu überwinde sie zu fragen wo sie gewesen ist, nachdem ich die ganze Nacht auf sie gewartet habe bekomme ich immer wieder die selbe patzige Antwort. Meistens erklärt sie mir, dass ich nicht ihre Mutter bin und es mich nichts angeht wo sie sich rumtreibt.
Mit der Zeit habe ich irgendwann aufgehört zu fragen und es einfach so hingenommen, dass sie nicht mehr mit mir redet.

Die Stimmung zwischen mir und Jayson ist noch ziemlich angespannt weil er sauer darüber ist, dass ich Alexa mal wieder Nachts eingesammelt habe, obwohl er der Meinung ist sie lernt es nur wenn ich sie auf der Wache lasse. Dass wir uns gestritten haben und sie nach Hause gelaufen ist habe ich ihm nicht erzählt.

"Ich geh schlafen, kommst du mit?"
Fragend blickt er mich an als er sich von der Couch erhebt und in Richtung Badezimmer geht um sich die Zähne zu putzen.
Vorsichtig schüttle ich meinen Kopf, darauf bedacht nicht sofort wieder den nächsten Streit loszubrechen.
"Ich werde auf sie warten," erkläre ich.
Jaysons Gesicht regt sich nicht einmal wirklich, bis er die Augenbraue hebt und nickt.
"Gut dann schlaf bei ihr im Bett," weist er mich an und schließt die #Badezimmertür.
Ich belasse es dabei, weil ich echt nicht streiten will und sowieso nicht schlafen kann bis Alexa wieder auftaucht. Ich muss morgen arbeiten und Alexa hat Vorlesungen, aber ich bezweifle, dass sie sie besuchen wird.
Still nehme ich die Fernbedienung und schalte ein wenig durch die Kanäle, kann mich aber nicht konzentrieren, weil Alexa meine Anrufe ignoriert. Für sie ist es vollkommen unverständlich, dass ich mir Sorgen mache, dass ihr etwas passiert sein könnte.

Mein Blick gleitet zu ihrer Zimmertür und wie immer wenn ich denke, sie ist so weit von mir entfernt, obwohl sie quasi direkt bei mir ist beschließe ich mich dazu ihr Zimmer aufzuräumen, sie selber wird es eh nicht tun.

Ich nehme die Wäsche die herumliegt und lege sie in den kleinen Koffer der unter ihrem Bett ihre ganzen Habseligkeiten beherbergt. Alles was Alexa von Zuhause bei ihrem Vater mitgenommen hat war dieser Koffer.
Ich erinnere mich daran, dass ich nie bei ihr Zuhause gewesen bin, als wir kleiner waren. Bevor wir alle wussten was für ein Arschloch ihr Vater ist, hat Alexa uns clever angelogen und immer die besten Ausreden für ihre Verletzungen parat gehabt. Bevor sie mir gebeichtet hat was los ist, hat sie immer mit den besten Lügen dafür gesorgt, bei einem von uns schlafen zu dürfen. Die meiste Zeit über hat sie behauptet sie hätte keinen Schlüssel dabei und als Jay und ich einmal mit ihr mitgefahren waren ein paar Klamotten für ein Wochenende auf der Farm zu holen, habe ich gesehen wie ihr Vater sie geschlagen hat. Sie hat sich nicht einmal gewehrt sondern ihn einfach mit der Faust auf ihren Körper einschlagen lassen. Ich werde auch niemals ihren Gesichtsausdruck vergessen als ich ohne zu überlegen eine Vase auf seinem Kopf zerschlagen habe und wir dann ohne jemals darüber zu reden abgehauen sind.

Als ich fertig damit bin ihr Zimmer aufzuräumen fällt mir das Buch auf ihrem Nachttisch auf, scheinbar hat sie gelesen als sie hier gewesen ist. Ich streiche über den Einband bevor ich es in die Schublade zurück legen will. Ich erstarre in meiner Bewegung als ich die blaue Packung wahrnehme. Das Buch lege ich achtlos auf ihr Bett und begutachte die Packung genauer.

Morphium.

Alexa dröhnt sich mit Morphium voll.
Ungläubig schüttle ich meinen Kopf, dann wird mir aber bewusst, dass das der Grund dafür sein muss, warum sie manchmal wirklich entspannt ist und gute Laune hat. Wut kocht in mir hoch, weil sie uns versprochen hat keine Tabletten mehr zu nehmen, dabei ist sie von ihren herkömmlichen auf Morphium umgestiegen.
Ich kann nicht fassen, dass sie das Versprechen gebrochen hat obwohl sie es Jasper versprochen hatte.
Ich reagiere in einer Kurzschlussreaktion als ich die Packung mit ins Bad nehme und die Tabletten einzeln löse. Sie landen in der Toilette und ich spiegele mich leicht im Wasser bis ich sie einfach wegspüle.

Ich weiß, dass Alexa ein riesiges Theater machen wird, wenn sie herausfindet, dass die Tabletten weg sind, aber ich tue ihr nur was gutes.

Meine Lust auf Alexa zu warten ist vergangen zumal sie eh nur ausrasten wird wenn sie wieder da ist. Ich beschließe Jay nichts von dem Morphium zu sagen und einfach zu ihm ins Bett zu gehen. Um ein wenig von meinem Stolz zu behalten will ich mir meine Decke nehmen und auf der Couch schlafen, doch gerade als ich über Jay hinweg danach greifen will, hat er mich zu sich ins Bett gezogen.

Ich kichere auf, als ich seinen warmen Atem an meinem Hals spüre und er kurz darauf einen Kuss dort platziert.

"Bleib hier," raunt er mir zu und ich nicke vorsichtig.

Jayson weiß leider genau wie er mich dazu bringt, weder sauer noch sonst etwas zu sein.
Ich richte mich ein Stück auf und streichle über sein Shirt bis runter zum Saum seiner Boxershorts. Er lächelt bevor er mir mein Shirt über den Kopf zieht und sich dann elegant selber von seinem befreit. Mit einer Hand in meinem Nacken zieht er mich zu sich herunter und wir fangen an uns zu küssen, wobei wir kurz darauf verschmelzen. Ich weiß nicht mehr wo ich anfange und er aufhört, ich spüre seine Hände überall gleichzeitig und muss mich atemlos von ihm lösen.
"Ich liebe dich," presse ich hervor.
Mit seiner Hand an meinem Hals dreht er uns um, so dass er auf mir liegt.
Seine Stimme ist belegt vor Lust als er mir antwortet, " ich dich auch."
Gerade als er mit seiner Hand über meinem Kopf zum Nachttisch greift fliegt die Tür auf und unsere Blase platzt.

Alexa steht wutentbrannt mitten in der Tür und wirft eine blaue Packung auf uns. Genau die Packung die ich vor wenigen Minuten noch im Klo abgespült habe. Ihr scheint völlig egal zu sein, dass Jay und ich halbnackt sind und er immer noch versteinert auf mir liegt.

"Ihr habt drei Sekunden um mir zu erklären wo meine Tabletten hin sind!"

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