Kapitel 21

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Ich schwebte durch mein offenes Fenster in mein Zimmer. In der frühen Morgenstunde war das Internat ziemlich ruhig, da die meisten noch schliefen. Ich war erschöpft und meine Kopfschmerzen halfen mir gerade auch nicht die Augen offen zu halten. Seufzend plumpste ich auf mein Bett und schloss für eine kurze Zeit meine Augen. Zwischen Schlaff und hellem Bewusstsein hörte ich wie jemand an meiner Tür klopfte. Ich wollte nicht aufstehen sondern meinen Schlaff finden und für eine kurze Weile meine Probleme vergessen. Es klopfte wieder. „Laura?", hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Meine Augen öffneten sich sofort. Was machte er hier? Ich stand brummend auf und ging am Spiegel vorbei und sah wie meine braune Haare verwuschelt waren und meine Schminke verschmiert war. Braune Haare? Ich blieb sofort stehen und kehrte drei Schritte zurück. Im Spiegel sah ich nicht Laura Bex sondern mich, Aurora Felco!

„Laura?", klopfte es wieder.

„Ich komme! Moment!", rief ich und suchte hastig in meinem Koffer nach dem Verzauberungstrank. Warum passierte es immer mir? Ich riss mir fast die Haare aus dem Kopf bis ich den Trank gefunden habe. Ich schluckte den Inhalt in einem Zug runter und zog mich schnell um und wusch mein Gesicht sauber. Als ich mich wieder im Spiegel ansah war ich wieder Laura. Blond und pink! Wie wunderbar!

Ich rannte zur Tür und öffnete sie bevor Valerio meine Nachbarn aufweckte. „Valerio!", rief ich überrascht, „was tust du hier?"

„Ist alles in Ordnung Laura? Du siehst verschnauft aus."

„Ich konnte nicht schlafen. Also habe ich Yoga gemacht und dann war ich unter der Dusche und du bist gekommen.", sagte ich mit einem gezwungenen Lächeln, das hoffentlich charmant wirkte.

„Ist es wegen Fey?", fragte er verständlich.

Überhaupt nicht! Ich schloss die Tür hinter mir, da er versuchte rein zu blicken. Ich bemerkte ebenfalls wie etwas leise aufschrie. Wer war das?

„Wohin gehst du?", wollte er wissen.

„Eine runde drehen. Warum?", versuchte ich normal zu wirken.

„Ich würde dir gerne etwas zeigen.", sagte er und nahm meine Hand in seine. Am liebsten würde ich ihn hier und jetzt schlagen. Verstand er nicht, dass es etwas wie Privatsphäre gab. Ich lächelte versteift.

„Und was ist das?"

„Eine Überraschung.", zwinkerte er. „Na komm Laura! Du wirst es lieben. Ich verspreche es dir."

Ich glaube nicht, dass ich es lieben werde. Nach seinem Verhalten hieß es nichts Gutes. Wer klopft schon um sieben Uhr morgens an jemands Tür? Ich erinnerte mich schließlich an alles was ich gestern aufgedeckt habe. Mein Gehirn war noch in Schlafmodus. Er war hier um mich zum Siegel zu bringen von dem Emanuela und Vanessa gesprochen haben. Irgendein Zauber, der mir mein Leben kosten könnte, wurde versiegelt und sie brauchten eine dunkle Magierin, um dieses Siegel zu brechen. Ich war mir noch nicht sicher, dass es eine gute Idee war dorthin zu gehen. Was wenn das Siegel meine wahre Gestallt zeigen wird? Valerio wird keine Sekunde dann zögern, um mich zu beseitigen.

„Wenn es etwas mit Magie zu tun hat, muss ich leider nein sagen. Heute fühle ich mich nicht besonders gut.", ging ich voran und eilte die Treppen runter. Valerios Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. Anstatt sein freundliches Lächeln zu sehen, funkelten seine Augen wütend. Er griff wieder nach meiner Hand und presste sie fast zusammen. „Du wirst mit mir kommen, wenn es dir gefällt oder nicht!", zischte er und zog mich schroff durch ein Portal. Ich landete hart auf dem Boden. Meine Augen öffneten sich langsam und ich erblickte eine Halle aus weißem Stein und bunte Edelsteine. Bücher lagen verteilt auf dem Boden und in der Mitte stand die Statue einer Frau aus rosa Granit. Die Frau trug einen Kittel und einen Hexenhut. Ihre Arme waren nach vorne gerichtet und zeigten dem Betrachter ein Buch. Dieses Buch war aus Leder, offen zum Lesen gerichtet und die dünnen, verdunkelten Seiten zeigten eine alte, verschlüsselte Schrift.

Die Hexagonistin 3 - Im Rande des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt