Kapitel 29

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Ich drehte mich und erblickte einer der heiligen Hexen in seiner goldenen Maske. „Warum versteckt ihr eure Gesichter und wo sind die anderen?", wollte ich wissen.

„Ich werde dich durch die Vergangenheit führen, da ich diese Zeit gut kenne. Die anderen bereiten deine Rücker vor. Und bezüglich unsere Masken", klang die heilige Hexe amüsiert, „sie lassen uns einfach mysteriös wirken."

Ich horchte nur mit dem Kopf und schaute mich um. „In welchem Zeitalter sind wir?"

„Wir sind am Anfang. Hier hat alles begonnen. Um die genauen Zusammenhänge zu verstehen und die Hellwood Schwestern zu besiegen, musst du das einmal gesehen haben."

„Was genau muss ich sehen?"

„Den Anfang.", antwortete die maskierte Hexe.

„Wir drehen uns in Runden mit deiner Antwort.", warf ich die Arme in die Luft genervt. Sie kicherte und nahm meine Hand.

„Komm schon. Wir müssen fliegen." Mit diesen Worten schwebten wir in der Luft. Von oben konnte man den riesigen Wald bewundern mit den vielen einzigartigen hohen Bäumen, die aus dünnem, hellem Holz bestanden. Die Blätter waren glatt und spitz geformt an ihren Extremitäten. Solche Bäume habe ich nie in meinem Leben gesehen. In der Ferne konnte man eine goldene Kuppel erkennen. Das Sonnenlicht wurde von dem runden Dach reflektiert. Unter der Kuppel befand sich ein lang, gezogener Bauwerk aus weißem Stein und blaue Holztüren und Fenstern. Rote Blumen verschönerten die Fassade, in dem sie auf den weißen Wänden wuchsen. „Das ist wunderschön. Was genau ist dort?", fragte ich die Hexe neben mir.

„Das meine junge Hexe ist die erste Schule für Hexen oder besser bekannt als das Haus der ersten Hexe, Alberta Vassali."

Meine Augen puppten fast heraus. Wir befanden uns also kurz nach Locus tot? Das ist also das neue Zeitalter und das bedeutete, dass ich mich gerade in der alten Welt befand, bevor König Tabor von seinem Thron gestürzt wurde und die Welt der Sterblichen sich mit unserer Welt vereinigt hat. Ich war so sehr verblüfft, dass ich kaum bemerkt habe wie wir durch die Wände des Anwesens flogen und in einem Esszimmer anhielten. Über unseren Köpfen konnte man den Himmel sehen. Die Decke bestand aus Glas und die Fenster an den Wänden ließen viel Licht in dem großen Raum hinein. Die langen, hellblauen Vorhänge wedelten in der leichten Briese. Die Farbe betonte das dunkle Holz des Esstisches, der Vitrine und von der Kommode. Der Boden bestand aus einem sehr dunkelblauen Stein. Man glaubte man würde auf einem See laufen.

„Alberta!", hörte man eine Stimme sagen. Die Tür zum Esszimmer ging auf und da stolzierte eine ältere Frau mit perlenweißen Haaren in den Raum gefolgt von einem sprechenden Hund.

„Das ist ihr Haustier und Beschützer.", erklärte mir schnell die heilige Hexe neben mir.

„Anton, ich verstehe deine Besorgung, aber ich muss es einfach tun. Es ist die Aufgabe, die mein Vater mir überlassen hat kurz nach seinem Tod.", sprach sie mit einer melodischen Stimme und setzte sich graziös auf einer der Stühle. Anton, ihr Hund, sprang auf dem gegenüberlegenden Stuhl und bellte. „Was wenn sie dein Wissen gegen dich einsetzen?"

Ich runzelte die Stirn. Von wem sprachen sie genau?

„Es ist ein Risiko, das ich eingehen muss.", seufzte sie und lehnte sich nach hinten. „Versuch mich zu verstehen Anton. Wir leben nun in einer Welt, in der Sterbliche ihr Körper zu einem Tier umwandeln können und andere, die dem Tod entweichen in dem sie das Blut von anderen trinken. Diese Geschöpfe sind stark und zugleich unsterblich. Es bleiben nur wir kleine Sterbliche mit...sagen wir mal besonderen Kräften. Stell dir mal vor ein Sterblicher mit solchen Kräften verliert die Kontrolle und bringt dabei ein Vampir oder ein Schattenwandler um? Diese Leute haben kein Mitleid oder Verständnis für andere. Die Schattenwandler sorgen nur für ihre Rudeln während Vampire trotzig und machthungrig durch die Gegend laufen. Es ist wichtig, dass Menschen wie ich lernen diese Kräfte zu kontrollieren, damit sie sich und ihre Geliebten schützen. Ich glaube nicht, dass es jemandem Schaden wird. Im Gegenteil, du wirst sehen, dass eine neue Zivilisation aufblühen wird."

Die Hexagonistin 3 - Im Rande des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt