Ein Wiedersehen mit Schuldgefühlen und Trauer

7 1 0
                                    

Shu und ich gingen in der Stadt mit Kokoro Gassi, während ich leicht vor mich hinfröstelte, da es doch noch ziemlich kalt war. Aber was sollte man machen? Es war immerhin noch April und im April war es zum Großteil halt noch kalt.
"Sayaka, gehen wir doch in dieses Café. Dann kannst du dich etwas aufwärmen."
Ich sah zu Shu und seufzte. "Normalerweise würde ich gerne 'ja' sagen, aber ich habe kein Geld dabei."
"Dann bezahle ich einfach."
"Huh?" Ich schaute auf und sah sein lächelndes Gesicht. "Nein, auf keinen Fall. Du weißt, dass ich dann nur wieder ein schlechtes Gewissen habe. Und außerdem will ich nicht eins von diesen Mädchen sein, das ausnutzt, dass der Freund reich ist. Und außerdem..."
Shu stoppte meinen Redefluss, indem er mich küsste, was ich erwiderte. Als er sich dann wieder von mir löste lächelte er wieder. "Ich bezahle schon."
Ich seufzte wieder und gab auf, da ich eh wusste, dass ich keine Chance hatte. Sobald er sich was in den Kopf gesetzt hatte zog er es auch durch.
"Also schön, du hast gewonnen."
Gemeinsam mit Kokoro gingen wir in das Café und drinnen angekommen rempelte ich ausversehen mit einem alten Mann zusammen. "Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich habe nicht aufgepasst. Geht es Ihnen gut?"
Der alte Mann schaute zu mir und lächelte beruhigend. "Keine Sorge alles ist gut. Entschuldige bitte Sayka, ich hätte einfach besser aufpassen müssen."
Shu und ich sahen den alten Mann verwirrt an. "Ähm, woher genau kennen Sie meinen Namen?"
"Ihr erkennt mich wirklich nicht? Nun, dann bedeutet es, dass es mich schlimmer getroffen hat als ich anfangs dachte."
Während ich immer noch kein Wort verstand wurden Shus Augen langsam größer. "Moment mal. Diese Stimme und diese Präsenz. Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie Yuis Vater sind."
"Genauso ist es. Ich bin Yuis Vater."
"Was? Warum sind Sie wieder hier Seiji? Ich dachte Sie wären sonst wo mit der Entscheidung nie wieder zurück zu kommen. Und warum sehen Sie so viele Jahre älter aus?"
"Ich werde es euch erzählen. Aber bitte, könnt ihr mich vorher zu meiner Tochter bringen? Ich würde sie gerne ein letztes mal sehen."
"Ein letztes mal sehen? Was meinen Sie damit?"
"Das werde ich auch später erzählen Shu."
Ich atmete tief durch und versuchte erstmal damit klar zu kommen. Dann sah ich wieder zu Seiji und schaute ihn fest an. "In Ordnung. Kommen Sie mit."
Er nickte bloß und legte etwas Geld auf seinen Tisch und folgte uns aus dem Café auf dem Weg nach Hause.

In der Villa angekommen sahen wir, dass schon alle, wirklich jeder im Wohnzimmer war. Christa, Kino, Yumi, Richter, Meri-su, Ayumi, Akito, Yui und die Brüder.
"Verdammt, wo ist dieser scheiß Kerl? Ich kann seine Präsenz ganz deutlich spüren. Aber ich sehe nur diesen alten Sack."
"Ich bin dieser scheiß Kerl, Ayato."
"Was?"
"Ja, wie er es schon gesagt hat ist er Seiji."
Yui machte große Augen und sah zu recht ziemlich ängstlich aus. Verständlich wenn man bedachte, was das letzte mal passiert war, als er hier war.
"Vater, was willst du hier?"
"Ich wollte dich ein letztes mal sehen, bevor meine Zeit gekommen ist. Mir ist bewusst geworden welche Fehler ich begangen habe und ich weiß auch, dass ich meine Fehler nicht ungeschehen machen kann. Alles was ich wollte ist mich bei dir und deiner neuen Familie zu entschuldigen. In der Hoffnung, dass ihr mir verzeiht."
"Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Und woher sollen wir wissen, dass wir dir vertrauen können?"
Der Priester schaute zu Richter und senkte kurz den Blick. "Ich weiß, dass ihr keine Garantie habt mir zu vertrauen, aber ich bitte euch trotzdem inständig."
"Vater, bitte erkläre uns einfach nur warum du wieder hier bist. Und was ist mit dir geschehen, dass du so..." Yui unterbrach sich selbst, aber Seiji wusste schon was sie sagen wollte. "Warum ich so alt aussehe? Nun gut, ich verrate es euch. Aber dafür muss ich etwas ausholen." Mit diesen Worten atmete Yuis Vater tief durch und begann zu erzählen. "Nachdem du mir gesagt hast, dass du nie wieder etwas mit mir zu tun haben willst bin ich voller Zorn zurück in die Kirche gegangen. Den anderen habe ich nie erzählt was ich hier gemacht habe, aber ich glaube, dass sie sich schon denken konnten was passiert ist. Sie kennen mich und wissen wozu ich neige. Und in der Kirche ging es weiter. Ich war herrisch und habe gegen die Kirchlichen Regeln verstoßen. Die anderen versuchten auf mich einzureden, wollten mir helfen doch ich ließ ihre Hilfe nicht zu. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich habe die Kirche verlassen. Dann kurze Zeit später begann ich mich immer schlechter zu fühlen. Gesundheitlich. Ich dachte es wäre eine bloße Erkältung die ganz schnell wieder weg sein würde. Aber dem war nicht so. Mit der Zeit fing ich auch an älter auszusehen als ich eigentlich bin. Ich ging zu verschiedenen Ärzten und alle gaben mir die selbe Diagnose. Sie wussten nicht welche Krankheit ich hatte, aber eines stand fest. Diese Krankheit ist unheilbar und es ist nur eine Frage der Zeit bis ich das zeitliche segne."
Yuis Augen weiteten sich vor Schreck, während Seiji auf den Boden schaute und weiter erzählte. "Eines Tages ging ich von einem Arztbesuch nach Hause und da traf ich auf einen meiner ehemaligen Kirchlichen Kollegen. Nanami Sanosuke. Euer Vater, Akito und Sayaka."
Akitos und meine Augen öffneten sich vor Unglauben.
"Unser Vater ist so richtig aktiv in der Kirche? Sie machen Witze oder?"
"Nein Akito, das ist mein voller Ernst. Wir haben uns ein wenig unterhalten und er sprach mich auf meinen Gesundheitlichen Zustand an. Warum ich so schrecklich aussehen würde. Ich erzählte ihm, welche Diagnose mir alle Ärzte gegeben hatten. Und nach kurzer Überlegung meinte er, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Als ich ihn fragte was er damit meinen würde, erklärte er mir, dass diese Krankheit wohl eine Strafe für mein vergangenes Handeln sein würde. Kamisamas Strafe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht was er damit meinte. Ich war der Meinung, dass mein vergangenes Handeln gerechtfertigt wäre. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass dem nicht so ist. Mir ist bewusst geworden was ich euch allen angetan habe. Deswegen bin ich hierher zurück gekehrt. Ich möchte mich bei euch entschuldigen. Leider ist es mir erst viel zu spät aufgefallen, was ich alles angerichtet habe. Bitte verzeiht mir."
Seiji sah noch immer auf den Boden und ich sah, dass er es wirklich ernst meinte. Seine Fehler taten ihm wirklich leid. Das konnte ich in seinen Augen erkennen. Und auch Yui, denn sie ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. "Es wird wohl eine gewisse Zeit dauern bis ich dir vollkommen verziehen habe, aber ich will, dass du weißt, dass ich dir nie wirklich böse war. Es ist mir egal ob wir Blutsverwandt sind oder nicht. Du bist mein Vater und ich bin deine Tochter. Und als solche werde ich dich immer lieben. Egal was passiert."
Seiji machte zuerst große Augen, aber dann fing er an zu schluchzen und erwiderte die Umarmung.

*Yuis Sicht*

Nach einer ganzen Weile war mein Vater schlafen gegangen, da er ziemlich erschöpft war. Ich hatte ihm angeboten in meinem Zimmer zu schlafen.
Christa und ich waren in der Küche und kochten essen, während Ayato im Esszimmer den Tisch deckte. Dann kam er zu uns in die Küche. "Yui, soll ich deinen Vater wecken?"
"Nein, schon gut. Ich mache das schon. Hilf du solange bitte Christa." Mit diesen Worten und einem kleinen Lächeln ging ich auf mein Zimmer um Vater zu wecken. Dort angekommen schloss ich die Tür, trat an das Bett und schüttelte ihn sanft. "Vater, bitte wach auf. Es gibt Essen. Vater." Doch er rührte sich kein Stück, was mich etwas unsicher machte. "Vater? Vater, wach bitte auf." Doch von ihm kam immer noch keine Regung. Da bemerkte ich, dass er nicht mehr atmete. Meine Augen weiteten sich ungläubig und ich fing an zu schluchzen. "Nein, Vater! Bitte tu mir das nicht an! Bitte bleib bei mir! Vater! Vater!" Ich hörte wie sich die Tür öffnete und alle rein rannten, doch ich konnte meinen Blick nicht von meinem Vater nehmen. Ich spürte wie Ayato mich in den Arm nahm um mich zu trösten, während ich weiter wie ein Wasserfall weinte. "Warum?! Warum musste er mich verlassen?! Warum musste mein Vater sterben?! VATER!!!"

*Yuis Sicht Ende*

Diabolik lovers - die Zeit mit euch Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt