Dangerous Jazy

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Che war nicht gerade begeistert von meiner Idee einer eigenen Choreo zu „Dangerous", das war ganz offensichtlich. Irgendwie brachte ich ihn dann doch dazu einzulenken. Aber dann kippte alles wieder. Ich hatte ihm doch nur von meinen Plänen erzählt!

Jetzt stand er mit nach unten gesackten Schultern vor mir und machte den Eindruck eines geprügelten Hundes. Ich hatte doch nur geplappert! Verzweifelt versuchte ich mich daran zu erinnern, was genau es gewesen sein könnte, das seiner Laune so einen Dämpfer versetzt hatte?

Vergebens. Ich konnte mir einfach keinen Reim auf seinen plötzlichen Stimmungswechsel machen.

Ich stand auf und sah ihn ratlos an. „Wenn du es nicht willst, dann lassen wir es eben sein." Meine Stimme triefte vor Resignation und ich ließ meinen Blick zu Boden wandern. Eigentlich war meine Schwester die Schauspielerin in der Familie, aber vielleicht funktionierte ja dieser kleine Trick ausnahmsweise auch bei mir. Nur in äußersten Notfällen ließ ich mich dazu hinreißen, mich in so eine manipulative Rolle zu begeben.

Es klappte! Er griff mit einer Hand nach meinem Oberarm, mit den Fingern der anderen Hand hob er meinen Kopf an und zwang mich, ihn anzusehen.

„Hey, tu das nicht! Ich will nicht, dass du deine Träume aufgibst!" Er schüttelte den Kopf und schickte einen Blick an die Decke des Zimmers. „Ich bin dabei. Lass hören, was du dir ausgedacht hast."

Ich fiel ihm um den Hals. „Das wird so geil!"

Es wäre wohl übertrieben, zu behaupten, dass Che sich von meiner Begeisterung mitreißen ließ. Aber immerhin lächelte er mich mit zusammengepressten Lippen an.

„Das heißt, wir können loslegen?"

Er zuckte zustimmend mit den Schultern.

Ich stellte mich in eine aufreizende Pose. „Du kommst im Intro von dort drüben und machst eine Miene, wie „Oh nicht schon wieder die!", dann stellst du dich hinter mich, wie um mich abzutasten."

Er leckte sich über die Lippen: „Hört sich gut an, erzähl weiter."

Wie um mich abzutasten! Du musst schon ordentlich zuhören!" Ich kicherte. „Du sollst mich nicht wirklich abtasten, sondern nur so tun. Verstehst Du?" Ich drückte auf „Play" und die Musik setzte ein.

„An der Stelle, wo Michael ihre Lines abcheckt, machst du dieses Abtasten." Ich untermalte meine Erklärungen mit den entsprechenden Gesten. Er nickte.

„Die Musik geht los." Ich machte einige schnelle Pirouetten. „Ich laufe vor dir davon und du mir nach." Ich zeigte ihm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Er hatte die Moves, die ich mir zurechtgelegt hatte, schnell drauf.

„Ich dachte, wir könnten ein paar von deinen Kung Fu-Übungen einbauen? Fällt dir etwas ein, das zur Musik passen würde?" Wir hörten uns den Song noch einmal an. Es gab mehrere Stellen, die geradezu nach Kampfszenen schrien. Beim zweiten Mal stand er auf und machte im Rhythmus der Musik ein paar passende Bewegungen. Ich jubelte. Es sah noch cooler aus, als ich es mir erhofft hatte.

Eine Stunde später zeigte er mir, wie ich mich gegen seine simulierten Angriffe verteidigen und wie ich zum Gegenangriff übergehen konnte. Jetzt mussten wir das Ganze nur noch in meine spielerische Tanzchoreo einplanen. Es sollte so aussehen, als würde ich ihm immer wieder entwischen und er mir nachlaufen. Anschließend stellte ich ihm eine Falle und er musste sich daraus befreien. Irgendwann würden die Handschellen zuschnappen und wir wären aneinander gekettet. Auch dafür hatte ich mir schon die passenden Schritte überlegt.

„Hast du überhaupt eine Ahnung von Locking und Popping?", fragte ich ihn.

Er verzog gequält das Gesicht. „Einsperren und ...?"

Lockdown-LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt