Es war eng gewesen, zu zweit auf dem Sofa. Gestört hatte uns das aber nicht. Ganz im Gegenteil. Uns konnte es gar nicht schmal genug sein. Wir hatten uns die letzten Tage so vermisst! Was das bedeutete, war mir nach und nach bewusst geworden. Das zwischen Che und mir war mehr als eine Sucht. Mehr als ein Strohfeuer. Mehr als bloße körperliche Leidenschaft. Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich so einen Liebeskummer empfunden. Und noch nie zuvor war ich so glücklich gewesen wie in den letzten Stunden. Che war ein guter Liebhaber, aber daran alleine hatte es nicht gelegen, dass ich vor lauter Glück immer wieder in Tränen ausgebrochen war.
Vor unserer Trennung hatte ich gedacht, dass ich noch nie zuvor in jemanden so derartig verliebt gewesen war wie in ihn. Heute Nacht hatte es diesen einen Moment gegeben, in dem unsere Herzen im Gleichklang geschlagen hatten und Che mir ganz zärtlich und leise ins Ohr geflüstert hatte, dass er mich liebt.
Es war nicht kitschig gewesen und schon gar nicht komisch. Es war einfach nur Harmonie in Vollkommenheit. Und seither wusste ich, dass es einen Unterschied machte, ob man in einen Menschen verliebt war oder ihn liebte. Sein Bekenntnis hatte ich mit einem innigen Kuss beantwortet.
Aus der Küche hörte ich die ersten Klappergeräusche. Ich lag halb auf Che. Mein Kinn lag auf seiner Schulter. Seine Hand auf meinem Po. Mein angewinkelter Oberschenkel über seinem Bauch. Die Finger meiner rechten Hand waren mit seinen verschlungen. Vorsichtig hob ich meinen Kopf und sah in sein Gesicht. Es hatte einen versonnenen Ausdruck. So friedlich er gerade schlief, ich musste mich bewegen! Mein linker Arm war eingeschlafen. Ich startete einen Versuch, mich möglichst sanft über ihn hinweg aufs andere Ende des Sofas zu zubewegen, um von dort einen Fuß auf den Boden setzen zu können. Es gelang mir nicht. Auf halber Strecke umschlangen mich seine Arme und hielten mich liebevoll fest. Seine Augen waren noch immer geschlossen. Ich rieb meine Nase leicht und neckend über seine.
„Was hast Du nur gemacht, die letzten Tage, ohne mich?"
„Du hast mir doch das Video geschickt ...", er grinste verklärt.
„Das in der Badewanne? Wie ich Superlonely höre?"
Sein Grinsen wurde breiter, er öffnete die Augen. Er hatte längst keine Angst mehr, mich direkt anzuschauen. Mein geliebter Spinner! Er hatte mir gestanden, dass er immer gedacht hatte, ein Mädchen wie ich könnte sich nie in einen Nerd wie ihn verlieben.
„Ich liebe dich", ließ ich ihn wissen. Und weil wir uns jetzt, während ich es das erste Mal aussprach, tief in die Augen sahen, war es mindestens so besonders wie sein Liebesschwur letzte Nacht.
„Du willst jetzt trotzdem aufstehen, oder?", fragte er seufzend und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Eigentlich nicht. Ich bin nur neugierig, ob es bei Ben und Mama auch so gut gelaufen ist. Außerdem habe ich Hunger. Und es soll heute endlich wieder warm werden. Ich muss Dir alle meine Lieblingsplätze zeigen."
Ben stand am Herd und briet Spiegeleier mit Speck und Röstkartoffel. Ein gutes Zeichen. Ich stellte mich neben ihn und kontrollierte, ob die Portionen groß genug für meinen Appetit waren.
„Und?" Ich zog neugierig die Stirn hoch.
Er zwinkerte mit einem Auge. Also war unser kleiner Plan aufgegangen.
Ich füllte den Wasserkocher und durchstöberte unseren Kühlschrank. Alles Brauchbare daraus räumte ich auf den Tisch. Das sollte ein Familienbrunch wie früher werden.
Che kam aus dem Badezimmer. „Morgen!"
„Na? Auch schon wach?" Ben setzte sein wissendes Grinsegesicht auf.

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Lockdown-Liebe
Roman d'amourChe hat seine Traumfrau gefunden. Jazy lebt sogar mit ihm in einer WG. Das einzige Problem bei der Sache, was kann er tun, damit sie ihn nicht für einen verklemmten Spinner hält? Als ob das nicht schwierig genug wäre, wird der nationale Lockdown ver...