Jazy - Der Fehler

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Ich rief Che und Ben zum Essen. „Na? Hat sich etwas getan?"

Che berührte mit einer Hand mein Gesicht. Ich fühlte Fingerspitzen an meiner Schläfe, sein Daumen streichelte leicht mein Kinn. Mit der anderen Hand umfasste er meine Hüfte. Immer von neuem spürte ich diese Schmetterlinge, wenn er mich berührte.

„Es ist was passiert!", behauptete ich.

Er brachte mich mit einem Kuss zum Schweigen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und schmiegte mich an ihn.

„Ben meint, wir sollen heute hier schlafen."

Es hörte sich für mich nicht danach an, dass an dieser Entscheidung noch zu rütteln wäre. Ich nickte zur Bestätigung.

Beim Essen informierte Ben uns über seine letzten Erkenntnisse. Er überwachte weiterhin das Handy des Anwalts.

„Schumann hat Ronny Lang angerufen. Lang ist ein bekannter Wiener Unterweltboss. Typen wie der besorgen einem für Geld alles. Vom Joint bis zum Profi-Killer. Angeblich sei Schumann ein Malheur passiert. Er braucht einen ... Reinigungstrupp." Er schüttelte den Kopf. „Mir schwant nichts Gutes. Noch dazu, wo wir den Kontakt zum Handy von Maurer verloren haben."

„Wo ist der Anwalt jetzt?", erkundigte ich mich neugierig.

Ben hatte den Mund voll, darum antwortete Che: „Ist jetzt in seiner Villa."

„Glaubst du, er hat Aminas Mann etwas angetan?", meine Mutter redete von dieser Frau schon wie von einer Freundin.

„Möglich wäre es." Ben sah betreten drein. Vielleicht machte er sich Vorwürfe, weil er den Mann hatte laufen lassen.

„Soll ich Amina anrufen und fragen, ob er heimgekommen ist oder sich gemeldet hat?" Sie sah Ben fragend an.

Mit gerunzelter Stirn antwortete der: „Ich wollte dich schon fragen, ob wir zu ihr fahren können. Alleine würde sie mich bestimmt nicht in die Wohnung lassen, aber wenn du sie vorher anrufst? Falls ihrem Mann was passiert ist, schweben sie und ihre Tochter in Gefahr, wenn sie etwas wissen."

Meine Mutter griff bereits nach ihrem Handy. Es läutete nur kurz, dann hörten wir mit, wie Amina Begic sich meldete. „Hallo Amina, hier ist Selma."

„Ach. Du bist es." Ihre Stimme klang enttäuscht.

„Störe ich dich gerade? Du klingst, als hättest du jemand anders erwartet?"

„Was? Nein, du störst gar nicht. Ich bin nur überrascht. Mein Mann ist noch nicht heimgekommen, deshalb dachte ich, er ruft an."

„Deswegen habe ich gerade an dich gedacht. Meinst du, er hat ein schlechtes Gewissen. Du weißt schon, wegen dem, was du mir erzählt hast. Was bei euch gestern Abend vorgefallen ist."

Meine Mutter machte das gar nicht schlecht, fand ich.

„Daran habe ich auch schon gedacht. Er hatte heute Nachmittag einen Termin, aber warum er sich nicht meldet, dass er später kommt, verstehe ich nicht."

„Ich dachte, ich könnte bei dir vorbeischauen. So als Schutzpolster. Wenn dein Mann nach Hause kommt und es ist jemand zu Besuch, hält er sich sicher zurück. Meinst du nicht?"

Amina Begic überlegte kurz. Wahrscheinlich hatte sie sich umgesehen, ob ihre Wohnung präsentabel war. Ich machte das immer so. „Ja, gerne. Das würde mich freuen." Sicher war die Wohnung einer professionellen Reinigungskraft stets vorzeigbar.

„Gib mir bitte deine Adresse." Meine Mutter stellte sich dumm.

Amina antwortete und Mama sagte: „Ich bin in einer halben Stunde bei dir. Bis gleich."

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