Amina - Der Streit

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„Wer war das, Bärli?"

Rolf steckte das Handy ein und nahm das Besteck wieder auf. Ich sah wie Messer und Gabel in seinen Händen zitterten. In meinem Gehirn ratterte es wie in einem Computer. Blitzschnell zog es seine Schlussfolgerungen. Erst vor ein paar Tagen war es mir ähnlich ergangen. Das Handy hatte geläutet und seither war es vorbei mit meiner Ruhe. Hatten diese Leute jetzt irgendwie seine Nummer rausbekommen?

Aber das war gänzlich unmöglich. Ich hatte der Polizei damals nie etwas von Rolf erzählt! Machte ich mich gerade selbst verrückt? Ich bekam keine Antwort auf meine Frage. Als hätte er mich nicht gehört.

Nach dem Essen griff er zu der Packung Zigaretten auf dem Tisch und ging auf den Balkon.

„Kannst du den Tisch abräumen, Schatzi?", wandte ich mich an Sofia und folgte ihm.

Es war spät und bereits kühl. Vorhin am Telefon hatte er sich, nachdem er nachgesehen hatte, welche Nummer anrief, mit einem kleinlauten „Ja?" gemeldet. Es war sicher keiner seiner Kumpels von der Arbeit gewesen. Das Telefonat war nicht aufschlussreich gewesen. Außer „Ja" und „Okay", hatte Rolf nichts gesagt. Jetzt klebte eine Zigarette in seinem Mund. Mit beiden Händen massierte er seinen Nacken. Sein Blick irrte unruhig in die Ferne.

„Ist wieder wer krank geworden und du musst noch eine Schicht übernehmen?", versuchte ich, dem Telefonat nachzugehen.

Verständnislos sah er mich an.

„Der Anruf eben", half ich ihm weiter. „Wer war das?"

„Das war Gerd. Ja, Gerd."

Mir wurde kalt. Sein Cousin? Dieser schmierige Anwalt? Seit einer Ewigkeit hatte er sich nicht mehr bei Rolf gemeldet. Bei den seltenen Familientreffen waren wir ihm immer aus dem Weg gegangen. Rolf war ihm immer aus dem Weg gegangen. „Was will denn der auf einmal wieder von dir?"

Ich war mir ganz sicher, der Kerl hatte etwas mit Rolfs Problemen zu tun. Meine Frage schien ihn zu verunsichern. Er drückte die halb gerauchte Zigarette auf der Betonfassung der Blumenkiste aus und zündete sich sofort eine neue an.

„Ich soll morgen nach der Arbeit zu ihm kommen. Er will, dass ich zu ihm komme. Gerd hat angerufen. Er will, dass ich morgen zu ihm komme." Er klang nervös und wiederholte seine Worte, wie er es immer tat, wenn er sich unwohl fühlte.

„Kannst du nicht sagen, dass das nicht geht? Wegen des Virus? Immerhin arbeite ich im Krankenhaus! Du könntest ihm sagen, wir dürfen niemanden treffen."

Er sah mich fast erleichtert an. „K...kannst du ihm das sagen? Ich ... Ich will eh nicht!" Er streckte mir sein Handy entgegen. „Ruf ihn an! Sag ihm, i...ich kann nicht kommen. Wegen dem Krankenhaus. Ich kann nicht kommen!"

Er tat mir leid. So verwirrt und aufgeregt war er schon lange nicht gewesen. Oder war er verängstigt? Ich nahm das Smartphone und ging auf die Anrufliste. Wählte den letzten eingegangenen Anruf aus und rief zurück.

„Rolfi! Was ist?", meldete sich der Mann sofort.

„Da ist die Amina. Rolf kann morgen nicht kommen."

„Was heißt?"

„Ich arbeite jetzt im Krankenhaus. Das ist ganz streng. Wir dürfen privat keine Leute treffen!"

„Geh, Pupperl! Gib mir noch einmal den Rolfi."

Fieberhaft überlegte ich mir, wie ich ihn davon überzeugen könnte, mir zu glauben. „Er muss außerdem eine Schicht für einen kranken Kollegen übernehmen." Ich schaute entschuldigend zu Rolf hinüber, der mich irritiert ansah. Mit Notlügen hatte er so seine Probleme.

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