xv. - freesien -

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"Was war denn jetzt so wichtig, dass wir losmussten?", fragte mich Remus in der Sekunde, als die Tür ins Schloss fiel.

"Nichts, Theo wird einfach ab einer bestimmtern Uhrzeit unangenehm..."

"Oh, ich verstehe. Glaub mir, meine Mutter ist genau so... Sie hat dich sogar zum Weihnachtsessen eingeladen..."

"Wirklich?", fragte ich leise, wobei mir Farbe in die Wangen stieg.

"Ja, wirklich... Meine Eltern wollen dich unbedingt kennenlernen, komme was wolle... ", schmunzelte er und sah mich von der Seite an. "Ob du überhaupt Lust dazu hast, interessiert sie weniger..."

Also hatte Remus seinen Eltern von mir erzählt.

"Hast du Lust?"

"Was?"

"Hast du Lust auf ein Weihnachtsessen bei mir zuhause?"

Ich starrte ihn an, ohne daran zu denken, dass ich noch lief, was zur Folge hatte, dass ich fast in ein Geländer lief.

"Ich würde sehr gerne, wirklich, Remus, aber...", murmelte ich verlegen. "...aber Weihnachten ist für Theo reserviert."

"Theo kann sicherlich mitkommen... Dann ist bei uns endlich mal etwas los."

Ein kleines Lächeln formte sich auf meinen Lippen, bis ich stehenblieb.

"Wo gehen wir überhaupt hin?"

"Ich weiß nicht, ich bin dir gefolgt."

"Und ich bin dir gefolgt."

Remus hob seine blassgrünen Augen und sah sich um.

"Es ist Freitag", bemerkte er zögernd. "Und wir haben bis morgen keine Aufgabe, um die wir uns kümmern müssen... Wie wäre es, wenn wir einen Trinken? Ein Glas Wein?"

"Ich muss zugeben, ich habe noch nie so wirklich getrunken...", murmelte ich unsicher.

"Oh, verstehe. Ich bin mir sicher, wir finden etwas anderes, was wir an einem Freitag machen können, das zur Abwechslung mal nichts mit der Bibliothek zu tun hat..."

"Nein, Remus, du hast es falsch verstanden: Ich war nicht gegen das Glas Wein."

"Na dann... Wie wäre es, wenn ich dich in einer Stunde am Ravenclawturm abhole?"

---

"Und? Wie fandest du den Tag in meinem Körper?", fragte mich Remus, als wir durch einen Geheimgang liefen, den er zuvor 'den blauen Korridor' genannt hatte.

"Anstrengen", gab ich zu. "Mein Hals tut weh, ich musste die ganze Zeit zu allen runterschauen..."

"Aus deiner Perspektive sehe ich furchtbar aus", schnaubte er belustigt, doch ich meinte in seiner Stimme einen bitteren, verborgenden Ton auszumachen.

"Ich finde dich aus meiner Perspektive sehr ansprechend... Was fiel schlimmer ist, wie ich von oben aussehe... Und du hast dir bei meinen Haaren heute wirklich keine Mühe gegeben..."

"War das eine Anschuldigung?"

"Ganz genau das war es..."

"Das war das erste Mal, dass ich lange Haare hatte, entschuldigung, dass ich nicht mit Hochsteckfrisur zum Unterricht gegangen bin. Du hast sehr viele Komplimente bekommen, weißt du das? Ich finde auch, du solltest sie öfter offen tragen."

"Es geht mir auch nicht ums Aussehen, sondern darum, ob sie mich nerven oder nicht", erklärte ich ihm. "Aber dass du das nicht verstehst war mir schon klar."

"Jetzt wirst du aber frech", ermahnte er mich lachend und hielt mich an meinem Ellbogen sanft bei sich. "Nein, wirklich, irgendwas ist mit dir..."

"Was soll denn sein?"

"Du bist so entspannt..."

"Ich weiß nicht, ich muss endlich nicht mehr als Typ rumlaufen und mich Blacks Anäherungsversuchen entziehen uind mir ganz nebenbei den Kopf über eine der Aufgaben zerbrechen... Ich denke, das ist Erleichterung."

"Ich mag diese Seite", gab Remus zu und zog mich weiter. "Aber was mag ich eigentlich nicht an dir?"

"Wie bitte?"

"Shhhh...", machte er und hob vorsichtig einen Wandteppich, um in den dunklen Gang zu spähen. "Okay, die Luft ist rein..."

"Was denkst du wird die nächste Aufgabe?", fragte ich ihn, damit die Unterhaltung nicht abbrach.

"Ich vermute einen weiteren Aufsatz... Und diesmal vermutlich einen einen, bei dem wir komplett von vorne anfangen müssen..."

"Ich glaube diesmal es ist ein geschichtlicher Aufsatz... Wenn wir Glück haben, ist es irgendwas über die Koboldkriege, Olivia hat mir letztes Jahr vier Bücher nur über das Thema geschenkt."

"Olivia?", fragte Remus stirnrunzelnd und trat mit mir aus einem Torbogen auf die Wiesen des Schlossgeländes.

"Oh... Meine Mutter... Sie lebt in London."

"Kann ich dich etwas persöhnliches fragen?", fragte Remus nach einigen Sekunden Stille.

"Natürlich."

"Warum lebst du nicht bei deiner Mutter?"

"Die Geschichte ist etwas länger", warnte ich ihn vor und folgte ihm die Treppen runter zum schwarzen See.

vergissmeinnicht.  // Remus LupinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt