Remus sah zu mir hoch, seine blassgrünen Augen strahlten so eine Beschämt- und Verletztheit aus, so sicher in der Annahme, verstoßen zu werden, dass mir selbst fast die Tränen kamen.
Ohne wirklich zu wissen, was er machen würde, tat ich das erste, was mir in den Sinn kam und umarmte ihn.
Auch wenn ich das Gefühl, er spielte mit meinen Gefühlen, wie eine Partie Zauberschach, hatte er es nicht verdient, sowas zu denken.
Er hatte nicht damit gerechnet, das war offensichtlich, doch nach einigen Sekunden, erwiderte er die Umarmung, indem er mich näher zu sich zog.
"Mich interessiert es nicht, was du bist", murmelte ich leise in seine Schulter. "Mich interessiert nur, wer du bist."
"Es tut mir so leid mit dem Weihnachtsball, Goldie, ich wollte wirklich so gern mit dir hingehen, aber es war Vollmond und ich konnte dir noch nicht mal sagen-...", brach es aus ihm heraus, als hätte er nur darauf gewartwt, es mir endlich sagen zu können.
"Ist schon in Ordnung, Remus..."
Er verstärkte seinen Griff um meine Taille und löste die Umarmung dann.
"Wenn du es nicht wusstest, warum hast du dann geahnt, dass mein Patronus ein Wolf sein könnte?"
Ich schwieg einige Zeit und zuckte dann mit den Schultern.
"Ich hatte es so im Gefühl...", log ich und setzte mich dann wieder neben ihn. "Aber wie auch immer... Wir sehen es ja, wenn wir es heute hinkriegen."
Remus' erleichteter Gesichtsausdruck änderte sich Augenblicklich.
"Ich glaube nicht, dass meine Erinnerungen glücklich genug sind...", murmelte er leise und setzte sich auf sein Bett, das mit einer Seite zur Wand stand.
"Willst... Willst du mir über sie erzählen?", fragte ich ihn zaghaft und fixierte ihn ganz genau.
Er blickte einige Sekunden nachdenklich aus dem Fenster, aus dem man, im Licht einer Straßenlaterne erhellt, Regen fallen sah, nickte dann und klopfte neben sich auf das Bett, als Aufforderung, mich neben ihn zu setzen.
"Meine erste Erinnerung ist, dass ich zu einem Gespräch bei Professor Dumbledore eingeladen wurde", fing er an, die Augen immernoch auf die graue Landschaft außerhalb des Glases gerichtet. "Ich war 11, die Einladung kam für mich und meine Eltern überraschend, wir hatten mit der Idee von Hogwarts abgeschlossen."
Ich betrachtete ihn aufmerksam von der Seite, währendem er eine kleine Pause ließ.
"Ich saß vor ihm, auf dem Boden und da hat er mich gefragt... Er hat mich gefragt, ob ich gerne nach Hogwarts möchte. Ich konnte es nicht glauben, hab überstürzt gesagt, dass ich nirgendwo lieber sein würde, als da, auf dieser Schule, bis es mir wieder einfiel..."
Das kleine Lächeln, das bis eben noch auf seinem Lippen gelegen hatte, war nun verschwunden.
"...dass ich ein Monster bin, gefährlich, unbesinnt und tödlich, ein Mal im Monat. Niemand, der mit anderen, normalen Kindern auf eine Schule gehen sollte. Doch Dumbledore sah sich nur im Raum um und sagte, er würde kein Monster sehen, nur einen kleinen Zauberer, der darauf wartet, der Welt zu zeigen, was in ihm steckt..."
"Das ist eine schöne Erinnerungen", lächelte ich und legte meine Hand kurz auf seine. "Und die andere?"
"Ich hatte keine Freunde auf Hogwarts, habe nie wirklich jemanden an mich herangelassen... Ich wollte niemanden verletzen und von niemanden verstoßen werden... Doch drei, sehr neugierige Jungen fanden mein Geheimnis schnell raus und konfrontierten mich. Ich hatte damit gerechnet, meine Sachen zu packen und den nächsten Morgen abzureisen, bevor es die ganze Schule weiß, doch zu meiner Überraschung, fanden sie es cool, was ich war. Aufregend, fast schon. Sie haben mich akzeptiert, wie ich bin, genau wie du."
Ich lächelte ihn an, ohne es wirklich zu merken, bis er seinen Blick auf mich richtete.
"Und deine Erinnerung?"
"Meine stärkste ist, als Theo mich adoptiert hat", gab ich zu und musste automatisch schmunzeln.
"Ich bin sehr froh für euch, dass ihr euch gefunden habt."
Meine Wangen nahmen ein leichtes hellrosa an, was in dem gedimmten Licht nicht ganz so auffällig sein sollte.
"Denkst du... Meine Erinnerung ist stark genug?", fragte Remus mich nach einigen Sekunden des Schweigens.
"Ich denke schon... Außer du hast vielleicht noch eine bessere?"
Er sah mich eine ganze Weile an.
"Ich hätte eine Idee, meine Erinnerungen noch zu übertreffen...", murmelte er leise, ohne die Augen von mir zu nehmen.
Ich hielt den Atem an, währendem seine Augen zu meinen Lippen glitten und er langsam näher kam.
Panik gemischt mit Euphorie durchflutete mich und vor lauter Unsicherheit, was ich jetzt tun sollte, schloss ich einfach die Augen, als die Türklinke runtergedrückt wurde.
"Kinder, wollt ihr noch etwas Plumpudding?", fragte Hope lächelnd.
"Nein, danke, für mich nicht", murmelte ich enttäuscht.
Hier drauf hatte ich wochenlang gewartet und jetzt mussten wir natürlich ausgerechnet unterbrochen werden.
"Nein danke, Mum..."
"Na schön, dann muss Theodoric eben alles alleine essen..."
"Glauben Sie mir, er findet das nicht so schlimm...", lächelte ich zaghaft, um meine überwältigende Enttäuschung zu verbergen.
"Na dann ist ja alles gut", lachte die Frau, zwinkerte uns freundlich zu und schloss die Tür wieder.
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vergissmeinnicht. // Remus Lupin
Fanfic~~~ ,,Bitte, Mary...Vergissmeinnicht." ~~~ Mary lebt seitdem sie 13 ist bei Theodoric, ihrem Adoptivvater, der sich einige Wochen vor ihrer Rückkehr nach Hogwarts sehr seltsam verhält. Er scheint aufgeregt, als würde er etw...