xxv. - gänseblümchen-

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"Seit wann wohnt Olivia hier?", fragte ich Theo, als wir vor einem sehr kleinen Haus standen, das sich nicht ansatzweise von den anderen in der Straße abhob.

"Komm mit", erwiderte er nur gutgelaunt und trat die ersten Stufen hinauf zur Tür, wo er die Klingel betätigte. "Jetzt schau nicht so bedröppelt, es ist Weihnachten!"

Ich setzte ein kleines Lächeln auf und wartete darauf, dass meine Mutter die Tür öffnete und tatsächlich drehte sich der Türknauf, doch vor mir stand nicht Olivia.

"Goldie?"

"Remus?"

"Überraschung!", schaltete sich Theo erfreut ein und sah zwischen uns hin und her. "Jetzt starrt euch nicht so an..."

Ich nickte nur und trat, als er Platz im Türrahmen machte, in den gemütlich warmen Flur.

"Da ist ja unsere Goldie!", rief eine Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte aus der Küche. "Lass dich drücken! Du bist ja wirklich ganz entzückend schön!"

Etwas überrumpelt nahm ich ihre Umarmung an und sah dann hilfesuchend zu Theo.

Bis vor fünf Minuten hatte ich noch erwartet, dass wir ausnahmsweise mal bei meiner Mutter Weihnachtsessen hatten und jetzt versank ich in den Armen von Remus' Mum.

"Wir haben uns unterhalten", klärte Theo uns zögernd auf. "Und wir wissen, dass es bei eurer Freundschaft momentan etwas krieselt... Deswegen haben wir uns entschieden, doch den ersten Weihnachtsfeiertag zusammen zu verbringen."

"Lyall! Der Besuch ist da! Kommst du bitte?"

"Ja doch! Eine Sekunde!"

"Ich glaube, das dauert noch eine Weile", gluckste die Frau und sah zu Remus. "Rem, Schatz, warum zeigst du ihr nicht schonmal das Haus?"

"Das ist nicht nötig", murmelte ich schnell und machte einen Schritt näher zu Theo, der mich widerrum wegstupste.

"Doch, komm schon... Außerdem gibt es da noch die vierte Aufgabe, mit der ihr vielleicht mal anfangen könntet... Gemeinsam."

Ohne mir eine andere Wahl zu lassen, zogen Theo und Remus'Mutter in ein anderen Raum, den ich für das Wohnzimmer hielt und ließen uns alleine im Flur zurück.

"Du hast die nächste Aufgabe?", fragte er mich.

"Ich hab den Aufsatz Freitag abgegeben und Samstag die Aufgabe bekommen", murmelte ich nur ausweichend und folgte ihm nur die Treppe hinauf.

"Setz dich einfach irgendwo hin... Tut mir leid, ich habe nicht aufgeräumt, es ist wirklich-"

"-Remus", unterbrach ich ihn. "Ist schon gut..."

Er ließ sich zögernd auf sein Bett nieder und sah mich unsicher an.

"Wegen des Weihnachtsballs..."

"Lass uns lieber über die Aufgabe reden", erwiderte ich nur und schob mir eine Strähne hinters Ohr. "Egal wie viel Vorsprung wir jetzt haben, damit könnten diese Rockgreaves uns noch einholen... Die Aufgabe ist, einen gestaltlichen Patronus zu wirken."

"Und... Kannst du das?"

"Ja, mehr oder weniger, du?"

Er schüttelte den Kopf und betrachtete mich schonwieder so, als würde er irgendwas wissen, was ich nicht tat.

"Hast du es schon versucht?"

Er schwieg für eine ganze Weile, bis er sich räusperte.

"Ja, ich habe es versucht und es hat nicht funktioniert", murmelte er und stand auf. "Ich gehe etwas zu Trinken für uns holen."

Sobald er sich den Türrahmen geschoben hatte, atmete ich aus.

Die Stimmung war mehr als unangenehm und ich hoffte wirklich, dass es irgendwann mal so werden würde wie früher, auch wenn dad vermutlich in weiter Ferne lag.

Ich sah mich flüchtig in seinem Zimmer um.

Es war klein und wurde zum Großteil von seinem Bett, einem Schreibtisch und stapelweise Büchern eingenommen, die nicht mehr in sein Bücherregal passten.

Zögernd nahn ich meinen Zauberstab aus meiner Tasche und schloss kurz die Augen, bevor ich, fest an meine Erinnerung denkend, die Worte "Especto Patronum" murmelte.

Es war eine Blaumeise, klein und zierlich die sich aus dem silbrigen Schwaden ihren Weg durchs Zimmer bahnte und sich nach einer Runde veränderte.

Überrascht starrte ich auf den Vogel, der sich auflöste und schließlich Platz für ein anderes Tier machte.

"...wolf?", hauchte ich leise, wobei es mir übel schwahnte.

Das konnte nicht sein, ich kannte Remus erst seit einigen Monaten, es konnte einfach nicht sein ... und doch...

"Nein, nein, nein", flüsterte ich und verfolgte das anmutige Tier, wie es vom Bett auf den Tisch sprang, sich setzte und stumm heulte, bevor er verpuffte.

Vielleicht kam das vor, dass sich Patroni auch nur einfach so veränderten, schließlich veränderte man sich auch selber andauernd, richtig?

Oder, es war doch so, wie es zu sein schien, aber das wollte und konnte ich nicht glauben.

Ich würde die Antwort, die ich eigentlich gar nicht wissen wollte, wohl erhalten sobald Remus auch seinen gestaltlichen Patronus erzeugte.

"Alles okay?",fragte Remus leise, als er die quietschende Tür öffnete und hielt mir ein Glas Wasser hin. "Trink, du bist ganz blass."

Ich nickte nur und nahn einen großen Schluck, bevor ich absetzte und das Glas in meiner Hand anstarrte.

"Also... Willst du mir deinen Patronus vielleicht zeigen?"

"Kinder! Essen!", kam in diesem Moment meine Rettung und ich atmete fast erleichtert aus, als ich mich erhob, schneller als nötig und Remus'Blick auswich.

vergissmeinnicht.  // Remus LupinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt