Kapitel 8

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Der Abend bricht an. Onacona ist bereits aus meinem Tipi gegangen, da Ashok auch zu mir kam. Gerade kämme ich seine Haare und flechte ihm einige Strähnen, darunter stecke ich ihm Perlen und Federn an. Wie bei einem echten Indianer. Doch auch wenn Ashok mir eine Geschichte seines Stammes erzählt, sind meine Gedanken nur bei Cheyeyo.

Das Leder schiebt sich zu Seite und Adya steckt ihren Kopf zu uns: „Kommt, Feuer für Glück und Opfer."

Ashok und ich nicken ihr zu und folgen ihr auch direkt. Die beiden setzen sich sogleich doch ich werde gehindert. Ein Mann zeigt mir zu Onacona. Verwirrt schaue ich zum 6 Jährigen, der es mir wieder mal übersetzt: „Du sollst dich zum Häuptlingssohn setzen. Er hat dir extra einen Platz frei gelassen."

Mir ist nicht wohl dabei wieder bei Onacona zu sein: „Könntest du ihn sagen, dass ich gerne bei euch bleiben würde?" frage ich Ashok und er redet sogleich mit dem Homalco. Dieser überbringt es sofort den Häuptlingssohn. Ich habe Bedenken, dass es ihn verärgert. Aber er nickt mir nur kurz zu und lächelt. Er hat also nichts dagegen und ich kann mich zu Ashok und Adya setzen.

„Feiert ihr eigentlich jeden Abend?" frage ich ernst. Ashok lacht: „Nein, momentan nur weil alle glücklich sind und sich bei den Geistern bedanken. Sie gedenken gleichzeitig auch alle Toten."

Verständlich nicke ich. Während alle ihren Tanz machen, sehe ich Cheyeyo wieder nicht. Ich muss mit ihm reden. Unbedingt sogar. Ich frage gleich Ashok, doch er kann es mir nicht sagen. Adya hingegen schon. Er ist in seinem Zelt. Sofort mache ich mich auf dem Weg. Bei seinem Tipi zögere ich. Lange stehe ich einfach nur davor bis mir Mutter Orenda plötzlich zu mir kommt und mich wortwörtlich ins Zelt schubst.

„Was wollen Sie, Grace?" fragt mich Cheyeyo. Er sitzt mir gegenüber, mitten uns ein kleines Feuer was knistert. Ich atme auf: „Ich wollte mit Ihnen reden."

„Ja, dass wollte ich auch." erwidert er leise. Ich setze mich vor dem Feuer: „Dann fangen Sie bitte an."

„Sie wollten wissen, was im Reservat passiert war."

Mild nicke ich. Er zieht kurz an einer Pfeife und pustet den Rauch aus: „Ich werde ganz von vorne anfangen." fängt er an, „Vor einiger wurden wir von den großen Geistern gesegnet. Viele Frauen wurden fast zur selben Zeit schwanger. Es war ein Zeichen von großem Glück. Alle Babys waren gesund. Wir waren uns sicher, sie sind unsere große Zukunft. ... Als wir im Reservat waren, versprach man uns auf die Babys aufzupassen, während alle arbeiteten. Wir haben ihnen geglaubt. Wir dachten, beide Seiten wollen den Frieden. Dann erfuhren wir von einem Soldaten, dass die Babys verkauft wurden und bereits auf dem Weg zu einem anderen Land sind. All die Mütter und Väter gingen auf die Weißen los. Schüsse ertönten. Viele wurden getötet. Danach weigerten sich viele zum essen und zum arbeiten. Die Soldaten sahen es als einen Widerstand. Sie pferchten die Erwachsenen in einer Reihe. Vor uns war ein Feuer." er schluckt schwer und ich sehe wie seine Augen glasig werden, „Wir wurden alle an Säulen gefesselt. Wir konnten also nicht abhauen oder sie retten."

„Was ist passiert?" kommt es schwer von mir und bin selber den Tränen Nahe. Cheyeyo schnieft: „Sie brachten einen Wagen. Darauf all unsere Babys. Erst kam Freude bei den wenigen Müttern, die noch lebten. Doch, keines der Babys hatte geweint, ein Geräusch gemacht, sich bewegt. Sie waren alle tot. Ein Captain sagte uns, wenn wir Widerstand leisten, dann wird das mit unseren anderen Kindern passieren. Die schmissen unsere toten Babys ins Feuer. Wir mussten es mit ansehen."

Ich kann es kaum fassen. Kann nichts sagen. Nur stumme Tränen laufen. Cheyeyo weint ebenfalls aber wischt sich diese weg und erzählt weiter: „Mein Vater, der zeitige Häuptling, der sich das auch mit ansehen musste, gab mir mit, dass er unsere Vorfahren um Hilfe bitten wird. Tagelang beschwor er am Feuer die Geister, die uns helfen sollen. Doch das Volk wurde zu sehr gebrochen. Sie haben alle nur noch funktioniert für die weißen Männer. Sie haben jeden Mut verloren. Dann erschoss man unseren Häuptling. Ich wurde automatisch der Neue, was niemanden interessierte, nicht mal mein Volk selbst. Sie waren verloren. Starben immer mehr an Hunger oder an Überarbeitung, manche wurden auch einfach erschossen, ohne dass sie was taten. Die Frauen und manche Kinder wurden vergewaltigt. Einfach für deren Vergnügen."

Der Engel der ChemainusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt