Kapitel 11│Trigger

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Immer wieder trete und schlage ich um mich. Schreie, dass sie aufhören sollen. Sie lachen. Es macht ihnen ungeheuren Spaß mich so leiden zu sehen. Immer wieder flehe ich sie an aufzuhören. Mein Ehemann streichelt mich am Kopf: „Du tust gefälligst das, was ich dir sage, Gracie."

Sie schlagen mich. Immer und immer wieder. Dringen in mich ein. Ich rieche Peters Geruch. Als ich sein Gesicht sehe schreie ich. Er ist Blutüberströmt, so dünn wie ein Skelett, fast schon so tot wie eine Leiche. Will kommt hinzu, aus seiner Kehle strömt das Blut. Er lächelt mir zu: „Mein Name ist Wilson Roberts aber nennen Sie mich ruhig Will. Es freut mich, dass Sie sich für deren Kultur interessieren."


Wieder schreie ich.

„Mama." erklingt eine sanfte Stimme, „Es ist alles gut."

„Es war nur ein Traum, Grace." fügt Cheyeyo hinzu und streicht mir einige verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht. Ich falle in bittere Tränen. Ashok umarmt mich zur Tröstung. Auch Cheyeyo streichelt mich am Arm. Lange weine ich schmerzhaft und bekomme dadurch kaum noch Luft. Erst als Cheyeyo anfängt ein Lied zu singen und Ashok mit einsteigt werde ich ruhiger.

Mögen die Sterne deine Traurigkeit wegtragen,
Mögen die Blumen dein Herz mit Schönheit füllen,
Möge die Hoffnung für immer deine Tränen wegwischen.
Und vor allem, möge die Stille dich stark machen.
"

Es ist ein schönes Lied. Ich fühle sogar etwas in mir. Als würde mir die Beiden Kraft geben mit dem Lied.

„Es ist nun alles vorbei, Grace." flüstert Cheyeyo mir zu und wischt mir die Tränen vorsichtig weg. Ashok umarmt mich weiter: „Wir haben dich alle lieb, Mama."

„Schlafen Sie noch ein bisschen." bittet der Häuptling mich, „Die Sonne wird gleich aufgehen."

Er will gerade aufstehen doch ich halte ihm fest: „Bitte bleiben Sie."

Kurz strebt er sich dagegen doch auch Ashok bittet ihn zum bleiben. So bleibt er bei uns. Ashok legt sich zu mir auf den Fell belegten Boden. Cheyeyo setzt sich in Schneidersitz abseits auf den Boden. Ich hebe die Decke: „Kommen Sie her. Ich tue Ihnen schon nichts."

Schmunzelnd kommt er zu uns. Ashok liegt genau zwischen uns. Und ich glaube, jetzt fühlt er sich richtig geborgen. Ich hebe meinen Blick zu Cheyeyo, der mir zulächelt. Zögerlich legt er seine Hand an meiner Wange und streicht sie sanft. Ich blicke ihm dabei in die Augen. Es ist ein so schöner Moment, den ich am liebsten jeden Tag haben möchte. Einfach nur Ashok und Cheyeyo friedlich bei mir liegen.


Als ich wieder aufwache, sehe ich direkt in das schlafende Gesicht von Cheyeyo. Ich muss lächeln. Sein Gesicht zeigt eine Zufriedenheit, die mich glücklich macht. Doch mein Lächeln verschwindet als ich Ashok nicht spüre. Er ist weg. Ich setze mich auf und suche ihn doch keine Spur.

„Er ist bei seinem Unterricht." nuschelt Cheyeyo auf einmal, „Schlafen Sie ruhig weiter."

Ich sehe ihn an, seine Augen sind geschlossen. Langsam lege ich mich wieder hin doch kann nicht mehr schlafen und beobachte Cheyeyo einen Moment lang bis er mich dann müde anschaut. Wir schauen uns einfach wieder stumm in die Augen.

„Wie geht es Ihnen?" bricht er die Stille.

„Ich fühle mich gut." antworte ich mild. Cheyeyo dreht sich auf sein Rücken und starrt hoch, ich betrachte ihn weiter. Doch zu schnell steht er dann wieder auf, weil er noch paar Dinge erledigen muss, wie er es sagte. Lange bleibe ich einfach nur liegen und denke über sein Gesicht nach.

Der Engel der ChemainusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt