Kapitel 17│Ende

307 15 7
                                    


Wenige Tage nach dem Angriff setzen meine Wehen ein. Mitten im Nirgendwo gebäre ich, dank Adyas Hilfe, eine gesunde Tochter. Nach dieser schmerzlichen Geburt blicke ich glücklich in das Gesicht meiner Tochter. Lächelnd begrüße ich sie. Meine Augen bekomme ich kaum mehr auf. Adya überreicht Cheyeyo unsere Tochter. Er verliert vor Glück eine Träne: „Es ist unsere Tochter, Grace. Nikita – Engel der Edelsteine."

Als Cheyeyo zurück zu mir blickt bin ich bereits tot. Ein Lächeln ist auf mein Gesicht. Seine Hand legt sich auf meine Stirn. Er kann es kaum fassen, will es nicht wahr haben. Dennoch lächelt er trotz Tränen. 

„Ich werde alles geben für unsere Tochter." flüstert er mir zu, „Das verspreche ich. Sie wird den Krieg nicht mit erleben."

Adya nimmt Nikita an sich, damit Cheyeyo eine Trauerzeremonie vollbringen kann. Voller Schmerz singt er, Adya und Henry stehen abseits und vergießen stumme Tränen. Zum Schluss küsst er mich auf die Stirn und sagt mir ein letztes mal wie sehr er mich liebt.

Cheyeyo brach sein Versprechen nicht. Er reiste mit Henry, Adya und unserer Tochter zurück nach England. Sie werden herzlich in das Haus meines Vaters aufgenommen und erleben ein neues, unbeschwertes Leben. Meine Mutter ist bei ihrer Ankunft bereits tot. Als wir zurück nach Amerika reisten, bekam sie einen Herzinfarkt.

Nikita wurde in Grace-Nikita umgetauft, dass wollte Cheyeyo so. Er selbst, für ein neues Leben, benannte sich als Joseph und schnitt sich seine langen Haare ab, die auch ein Zeichen von Trauer zeigt.

Adya kam in der neuen Welt nicht zurecht und ihr starker Verlust mit Bärenzahn ließ sie in den Selbstmord treiben. Sie sprang von der, noch nicht fertigen Tower Bridge.

Henry wurde offiziell mit Papieren Josephs Sohn und mein Vater wurde sein Großvater. Henry fühlte sich wohl bei meinem Vater und liebt auch die Rolle als großer Bruder. Trotz des riesen Verlustes, lebt er wie ein normales Kind weiter und bekommt die Liebe, die er brauch.

Und für die kleine Grace-Nikita, nahm Cheyeyo ein neues Leben an und krempelte sich komplett um. Nur für sie gab er sein Leben als Indianer auf und arbeitet wie ein weißer Mann für einen weißen Mann. Er liebt unsere Tochter einfach zu sehr und tut alles für sie. Und dennoch zieht er viele Zeremonien durch. Spricht mit meinem Geist.

Wenn ich könnte, würde ich ihm sagen wie stolz ich auf ihn bin. Ihn noch einmal sagen wie sehr ich ihn liebe, wie sehr es mit leid tut, dass ich den Kampf mit dem Tod verloren habe, ihn nochmal in die Arme nehmen und ihn ein letztes mal küssen.

Ich weiß, dass er ein guter Vater wird. Und irgendwann wird er seine Wurzeln zurück verfolgen. Dabei wird Grace ihm viele Fragen stellen, wie ich es tat. Aber sie wird dieses Leben genauso sehr lieben. Und vielleicht sogar so weiter leben wollen. Denn das sind ihre Wurzeln, nicht England. Amerika.

Cheyeyo weiß, dass er nicht alleine ist und ich ihm ständig bewache. Jeden Abend sagt er mir wie sehr er mich vermisst und wie sehr er mich liebt. Er spürt dann immer meine Anwesenheit und weiß, dass ich seine Liebe erwidere.

Ich bin bereits mit Ashok vereint. Sein Trost ist es, dass wir uns bald wiedersehen werden im Jenseits. Er lebt solange er kann für Grace-Nikita und freut sich auf den anstehend Tod um mit mir vereint zu sein.

Bis dahin vergehen viele wunderbare Jahre mit seiner Tochter, Henry und meinem Vater.


~Ende~

Der Engel der ChemainusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt