Wir winken ein letztes Mal die Brüder des Stammes Homalco zu bis sie dann weg sind. Ashok hielt dabei fest meine Hand.
„Komm Mama, ich wollte dir noch was zeigen!" spricht er gleich aufgeregt und zieht mich mit sich. Er zeigt mir in seinem Tipi ein Stück Leder, worauf er gemalt hat und erklärt mir: „Das habe ich gemalt als du im Wald warst. Ich hatte dich sehr vermisst. Das bist du, das bin ich und unser Häuptling Cheyeyo."
„Es ist wunderschön." sage ich ehrlich. Ich hole ebenfalls was aus der Tasche und überreiche sie ihm. Seine Augen strahlen: „Die ist für mich?"
Ich nicke: „Er wird dein bester Freund sein."
Die Puppe habe ich noch schnell fertig nähen können, als Ashok bei Mutter Orenda war. Es ist vielleicht nicht die schönste Puppe aber dennoch kommt sie von Herzen und Ashoks Freude ist unbezahlbar.
„Wie heißt er?" fragt er aufgeregt. Ich zucke mit den Schulter als hinter mir Cheyeyo einen Vorschlag gibt: „Ich wäre für Brown Spot."
Ich runzel meine Stirn: „Brown Spot? Brauner Fleck?"
Cheyeyo zeigt schmunzelt auf die Puppe, wo ein brauner Fleck sichtbar ist. Ashok kichert: „Der Name ist perfekt!"
„Wir hätten ihn auch mit James, Oliver oder George taufen können?" erwähne ich, wobei Ashok noch mehr lacht: „Das passt doch nicht zu einem Krieger, Mama."
„Ach so, aber Brauner Fleck?"
„Der Brown Spot wird neben Ashok in die Geschichte eingehen. Alle weißen Männer werden vor Angst zittern, wenn sie nur deren Namen hören." spricht Cheyeyo. Ich rolle meine Augen: „Wenn ihr meint."
Von draußen erklingt eine Stimme. Ashok springt auf: „Ohje, Mutter Orenda eröffnet gleich die Schule."
„Dann aber schnell." sage ich und klopfe ihm auf dem Po damit er zügig macht. Lachend läuft er mit seiner Puppe aus dem Tipi: „Bis später, Mama!"
Lächelnd beobachte ich ihn wie er mit den anderen Kindern Mutter Orenda folgt.
„Ich freue mich, dass Sie seine Mutterrolle übernehmen." erwähnt Cheyeyo neben mir, „Ohne Sie wäre er sicher kaputt gegangen. ... Und einen Sohn zu haben, scheint Ihnen auch ganz gut zu tun."
„Er ist ein sehr lieber und kluger Junge." sage ich verträumt, „Vom ersten Augenblick an, fühlt es sich an als wäre er mein Sohn."
„Mein Bruder Ashkii und seine Frau, wären sicher sehr stolz auf Sie, dass Sie sich um ihren Sohn kümmern und mit Liebe beschenken."
Ich drehe mich zu Cheyeyo, der mir mild zu lächelt. Ohne Erwiderung schaue ich zurück zum Dorf. Jetzt wo die Homalcos weg sind, sind nur noch weniger als Hundert Indianer vertreten. Zwei Männer vom Bruderstamm sind geblieben, da sie ihre Liebe hier fanden und eine Frau von Chemainus ist sogar mit den Brüdern gereist.
„Warum wurde die Hochzeit nun doch abgesagt?" frage ich heraus.
„Aus dem Grund, weil Onacona mit seinem Vater sprach." antwortet Cheyeyo sachlich, „Du bist für jemand anderen bestimmt, meinte Onacona und deswegen ließ er dich mit gutem Gewissen hier."
Stille. Unangenehme Stille.
„Es tut mir leid, dass ich Ihre Gefühle so konstant ignoriert habe." fängt er an, doch ich will es nicht hören: „Ich habe noch zu tun. Adya muss mir noch einiges beibringen. Schließlich muss auch ich meine Aufgaben hier erfüllen."
Er presst seine Lippen aufeinander und nickt nur. Ich gehe von ihm, direkt zu Adya die gerade die Wäsche macht und mir zeigt wie es geht.
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Der Engel der Chemainus
Romance1877. Das Ehepaar Montgomery reisen Tagelang von England zum neuentdeckten Amerika. Edward Montgomery ist nämlich Lehrer und will die sogenannten Indianer studieren um diese Geschichte dann seinen Klassen zu unterrichten. Damit das Frauchen nicht al...