Kapitel 13

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'Das ist unmöglich. Das kann nicht sein! Das ist nicht ER!' schrie sie sich innerlich zu.

Pfarrer O' Brien kam gerade hinzu und bemerkte dass etwas nicht stimmte.

„Ms. Hooper, ist alles okay?" fragte er leicht besorgt.

Aber Molly antwortete nicht.

Ihre Augen richteten sich auf eine Person, die am Ende des Friedhofs stand und sich mit Ella Nolan unterhielt.

'Nein, das darf nicht sein. Was will er hier?' dachte sie nun.

Ungläubig wischte sie sich mit ihren Händen über ihre Augen. Vielleicht war ihre Sicht nur durch die vielen Tränen getrübt und ihr Verstand spielte ihr einen Streich?

Aber auch nachdem sie mehrmals über ihre Augen gewischt hatte, war die Person noch da. Sie entschuldigte sich bei Pfarrer O'Brien und ging dann langsam und mit zittrigen Beinen auf die Person zu. Die Person selbst stand mit dem Rücken zur Kirche und konnte sie somit nicht sehen.

Auf ihrem Weg hielt sie kurz inne und nahm jeden einzelnen Zentimeter dieser Person auf.

Die große Statur, die unvergleichlich dunklen und so weichen Locken und dieser charakteristische lange Mantel. Ja, Molly war sich sicher. Es musste ER sein.

Ihr Herz stoppte für einen Augenblick und mit einem Mal kamen all die Erinnerungen der letzten Jahre zurück. Der Tag, als sie mit ihm gemeinsam Verbrechen aufklärte oder all die kleinen Momente, als er ihr zulächelte. Aber auch der Schmerz, wenn er sie immer wieder demütigte oder ihr nur Komplimente machte, wenn er etwas brauchte. Dieser Schmerz der unerwiderten Liebe und den ihr Herz immer spürte, sobald sie in seiner Nähe war.

Molly dachte kurz darüber nach, wieder umzudrehen aber die Neugier war stärker.

„Sherlock?" fragte sie dann vorsichtig, als sie unmittelbar hinter der Person stand. Ella Nolan hatte sich inzwischen verabschiedet und Sherlock, stand immer noch mit dem Rücken zu ihr und tippte jetzt irgendetwas auf seinem Telefon.

Als er ihre Stimme hörte, versteifte er sich plötzlich. Dann drehte er sich langsam um.

Und dort vor ihm, stand Molly. Seine Molly.

Er schaute sie leicht verunsichert an und formte dann mit seinen Lippen tonlos ihren Namen.

Sie wirkte verändert. Ihre Augen waren leicht wässrig und gerötet. Sie hatte geweint. Ihre Haare waren zu einem kleinen Brötchen zusammengebunden, nur einige Strähnen fielen an der Seite hinaus. Ihre Haare waren kürzer. Ihr Körper, ihre wunderbaren Kurven waren in schwarz gehüllt. Offensichtlich kam sie gerade von der Beerdigung, von dem ihm Mrs. Nolan erzählt hatte.

Auch Molly stand vor ihm wie versteinert und schaute ihn mit großen Augen an. Sie war nervös und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Immer wieder schrie eine Stimme in ihrem Kopf 'Was will er hier?! und Renn einfach weg!'.

„Sherlock, was machst du hier? Warte, bist du wegen mir hier?" fragte sie leicht verunsichert und als die Worte ihren Mund verließen, schlug sie sich schon innerlich mit der Hand gegen die Stirn.

Sherlock öffnete leicht seinen Mund und schloss ihn wieder. Er überlegte, was er sagen sollte.

„Ähm... eigentlich bin ich hier wegen Mrs. Kelly, wobei ich gerade erfahren habe, dass sie tot sei" antwortete er dann und hoffte, dass sie nicht allzu enttäuscht sein würde.

'Aaargh, DUMM, SO DUMM, Molly! Natürlich ist er nicht wegen mir hier. Natürlich gibt es einen anderen Grund!' schrie sie sich selbst in ihrem Kopf zu und schlug sich weiter mit der Hand gegen die Stirn.

'Aber was wollte er denn von Ida?' fragte sie sich dann.

Sherlock sah ihren fragenden Gesichtsausdruck und erzählte sogleich weiter.

„Mrs. Kelly hatte mich vor einigen Wochen um Hilfe gebeten. Aber die Nachricht erreichte mich erst vor ein paar Tagen. Und offensichtlich bin ich zu spät" erklärte er und zeigte in Richtung des Grabes.

„Aber warte. Wohnst du hier? Hier in Dunmore? Ich dachte, du würdest in Waterford leben?"

Sherlock wusste natürlich davon, dass sie hier leben würde. Jedoch brauchte er noch ein wenig Zeit, um sich auf ihr Wiedersehen vorzubereiten. Er hatte damit gerechnet, dass er Molly hier wiedersehen würde aber nicht sofort in den ersten Stunden seines Aufenthaltes hier. Eigentlich hatte er geplant, sie zum Ende einfach kurz zu besuchen. Einfach um dem Thema ihres Kusses so lange wie möglich umgehen zu können.

„Äh,natürlich, das habe ich doch an dem Abend der Feier erzählt. In Waterford arbeite ich nur" erwiderte sie. In ihrer Stimme lag eine Spur von Verwirrung.

„Ah okay. Das habe ich dann wahrscheinlich überhört. Es hatten so viele Menschen gesprochen, da habe ich das wahrscheinlich herausgefiltert"

„Als ob du jemals zuhören würdest, wenn ich etwas erzähle" dachte sich Molly währenddessen.

Auf einmal änderte sich sein Gesichtsausdruck. In seinen Augen, die er jetzt leicht zusammenkniff lag eine Spur von Ärgernis. Sein Kiefer war angespannt. Molly bemerkte seine plötzliche Änderung und dann fiel ihr es auf einmal ein.

„Oh Nein, habe ich das etwa laut gesagt?" fragte sie dann völlig entsetzt.

„Offenkundig" antwortete er emotionslos.

Es breitete sich eine unangenehme Stille zwischen beiden aus. Keiner wusste, was er jetzt sagen sollte. Molly wollte sich nicht noch einmal so blamieren und Sherlock war offensichtlich etwas verletzt von ihren Worten. Obwohl er wusste, dass es ihr gutes Recht war, dies zu sagen. Immerhin hatte er sich in den vergangenen Jahren wirklich immer wie ein Arsch gegenüber ihr verhalten. Dennoch war er auch überrascht von ihr.

Dann allmählich entspannte sich sein Gesicht wieder und er versuchte ihr mit einem kleinen Lächeln zu verdeutlichen, dass er ihr es nicht übel nehmen würde.

Molly bemerkte, dass Sherlock sich ein wenig entspannte und er lächelte. Da war es wieder. Diese wunderbare süße Lächeln, dass ihre Knie immer weich werden ließen. Sie seufzte leise und atmete noch einmal tief durch.

'Jetzt bloß nicht wieder weich werden'

„Okay und was wollte Ida, ähm Mrs. Kelly von dir?" versuchte sie dann irgendwie abzulenken.

Sherlock wandte seinen Blick mit einem Mal von ihr ab und schaute sich um.

„Gibt es hier irgendwo einen Ort, wo wir eine Tasse Tee trinken könnten?"

Molly war etwas verwirrt. Hatte er WIR gesagt?

„Ähm ja natürlich. Da wäre das „The Bay". Oh Nein warte. Das ist wegen der Beerdigung heute geschlossen. Aber es gibt auch noch das „Lemon Tree". Oh Halt, auch geschlossen."

Molly überlegte weiter.

„Und wenn wir einfach zu dir gehen?" fragte Sherlock dann.

Sie blickte ihn erschrocken an.

„Du... du meinst zu mir nach Hause?" stammelte sie.

Sherlock lächelte leicht und nickte ihr dann zu. Molly musste leicht schlucken. Eigentlich ist sie doch nur nach Irland gezogen, um Sherlock Holmes von sich fern zu halten und jetzt, jetzt ist er hier bei ihr in Dunmore und möchte bei ihr Zuhause Tee trinken. Nein, das lief ganz und gar nicht wie geplant.

Aber was sollte sie auch sagen? Nein, Sherlock, das geht nicht. Schon vergessen, ich bin nur nach Irland gezogen, um dich zu vergessen?! Stattdessen lächelte Molly nur leicht zögerlich und deutete ihm dann den Weg zu ihrem Haus.

Zweite ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt