Molly dachte den ganzen Tag über den heutigen Morgen und Sherlocks Reaktion nach.
Sie fragte sich, was mit ihm los war und warum er so sauer auf ihren Vorschlag reagiert hatte. Immerhin dachte sie, dass er mehr erleichtert sein würde, dass er sie nicht zu dieser Party als ihr Freund begleiten musste. Sherlock würde sich doch sowieso nichts aus diesem Schauspiel machen. Okay, eigentlich hatte sie es nur gesagt, weil sie sich und ihr Herz schützen wollte.
Doch dann fiel ihr auf einmal ein, dass dieser Vorschlag ja eigentlich von ihm kam und er schien auch etwas enttäuscht zu sein, als sie diesen ablehnte.
'Was war bloß los mit ihm? Er wirkt verändert. Schon die ganze Zeit als er hier war. Nicht eine Demütigung oder Kritik gegenüber mir. Im Gegenteil er war nett, fürsorglich und beinahe besorgt um mich.' stellte sie dann fest.
Und dann fragte sie sich, was wirklich da mit ihm und seiner Schwester geschehen war. Vielleicht würde sie ihm einfach, vor seiner Abreise, noch einmal danach fragen. Schließlich war es auch egal, was er sagen oder nicht sagen würde. Er würde zurück nach London gehen und Molly würde hier in Irland bleiben.
Am späten Nachmittag wollte sie sich gerade auf den Weg nach Hause machen, als ihr einfiel, dass Sherlock ja noch die Akte von Mrs. Daly wollte. Mit schnellen Schritten folgte sie also dem langen dunklen Gang zum Archiv des Gebäudes. Es war ein ziemlich großer und weitläufiger Raum und überall standen Metallschränke, randgefüllt mit Akten. Sie suchte schnell den Schrank mit den Initialen D und blätterte sich durch die Akten.
Und wahrlich, Mrs. Daly wurde in Waterford obduziert.
Molly warf einen kurzen Blick in die Akte und überflog den Obduktionsbericht. Wie sich herausstellte, war Mrs. Daly Diabetikerin und nicht nur das, man fand ebenso eine winzig kleine Einstichstelle an ihrem großen Zeh. Merkwürdig.
Molly wollte gerade weiterlesen, als sie plötzlich von weiter vorn im Raum ein Geräusch vernahm.
Sie schaute sich um, doch konnte niemanden erkennen. Schnell verstaute sie die Akte in ihrer Tasche, schloss den Schrank und ging wieder aus dem Raum. Auf ihrem Weg nach draußen schaute sie sich immer wieder nach der Ursache des Geräusches um konnte es aber nicht ausfindig machen.
Gerade als Molly die Tür zum Archiv wieder verschloss und sich umdrehte, stieß sie plötzlich gegen eine Person und ließ ihre Tasche fallen. Sie blickte auf und erkannte einen ihrer Studenten.
„Oh das tut mir leid, Ms. Hooper" sagte er dann und half ihr dann ihre Sachen wieder aufzuheben.
„Mr. O'Kennedy. Was suchen sie hier?" fragte Molly dann verwundert und packte ihre Sachen so schnell wie möglich wieder in ihre Tasche.
„Ich habe Sie gesucht. Ich hätte da noch eine Frage zu der heutigen Obduktion. Aber ich sehe, dass sie gerade auf dem Weg nach Hause waren. Ich frage Sie einfach am Mittwoch noch einmal. Und entschuldigen Sie bitte noch einmal. Ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag!" sagte er dann und verschwand sogleich.
„Gleichfalls" sprach Molly jetzt leise zu sich selbst, da Mr. O'Kennedy bereits verschwunden war.
Leicht verwundert stand sie dort und schaute in den jetzt leeren dunklen Gang. Seltsam.
Dann erinnerte sie sich, dass sie doch nach Hause wollte und sich für die Party fertig machen musste.
Schnellen Schrittes ging sie den Weg entlang, den auch ihr Student zuvor gegangen war und verließ das Gebäude.
Es dauerte nicht lange, da traf Molly schon in ihrem Zuhause ein. Sie legte ihre Tasche und die Akte auf ihren Küchentisch und ging weiter in ihr Schlafzimmer. Sie suchte sich etwas Passendes für den heutigen Abend heraus. Da Molly einen eher ungewöhnlicheren Kleidungsstil besaß, hatte sie nicht viele schicke Sachen, die zu dem heutigen Anlass passen würde. Und sie wusste, dass die Fitzgeralds Wert auf einen gehobenen Kleidungsstil legen würden. Es gab nur zwei Kleider, welche zur Auswahl standen. Zum Einen war es ein langes fließendes Abendkleid in Marineblau mit leichtem Spitzenapplikationen und Glitzerelementen und zum Anderen, das schwarze Kleid, welches sie damals zu der Weihnachtsfeier in der Baker Street getragen hatte. Als Molly an diesen Abend zurückdachte, kamen ihr wieder diese schmerzlichen Erinnerungen an Sherlocks Demütigung, weswegen sie sich dann schließlich für das andere Kleid entschied.
'Ob Sherlock heute Abend trotz ihrer Ablehnung auftauchen würde?' dachte sie sich.
Nachdem sie ihre Kleidung zurecht gelegt hatte,verschwand sie in ihrem Badezimmer um zu duschen und sich fertig zu machen. Sie entschied sich, ihre Haare in einem geflochtenen Zopf nach hinten zu binden und dort zu einem Knoten festzustecken. Ihr Make- Up hielt sie eher schlicht. Molly war noch nie der Typ gewesen, der sich auffällig schminken würde. Einzig ihre Lippen betonte sie ein wenig mehr.
Nachdem sie ihr Kleid und die dazu passenden Schuhe angezogen hatte, verstaute sie ihre wichtigsten Sachen in ihrer Tasche. Sie wollte gerade auf ihrem Telefon nach der Uhrzeit schauen, als ihr eine Nachricht auffiel.
Neugierig öffnet sie diese und starrte dann unglaubwürdig auf ihr Telefon.
Es war wieder dieser unbekannte Absender und dieses Mal wurde er konkreter.
Molly fragte sich, was das sollte und vor allem wer hinter diesen Nachrichten steckte. Sie kam jedoch nicht weit, als es plötzlich an ihrer Tür klopfte.
Mit angsterfülltem Blick schaute sie jetzt an ihre Tür. Dann stand sie vorsichtig auf und ging langsam dorthin, um diese, erst einen kleinen Spalt, zu öffnen.
„Ah Sherlock du bist es" stieß sie erleichtert aus.
„Hallo Molly. Ich weiß, du wolltest nicht, dass ich dich begleite aber ich halte es unter diesen Umständen eindeutig für sicherer" sagte er dann und als er ihr kreidebleiches Gesicht sah, fuhr er fort.
„Ist alles okay?"
Molly überlegte kurz, ob sie ihm von der Nachricht erzählen sollte. Sie entschied sich jedoch dafür, noch etwas zu warten und ihm dann später während der Party davon zu erzählen. Schließlich wollte sie gemeinsam mit ihm den Fall lösen und den Mörder finden.
„Was? Ja, ich war nur überrascht dich zu sehen" entgegnete sie ihm dann und öffnete die Tür, damit er eintreten konnte. Insgeheim war sie jetzt doch froh, dass er sich gegen ihrer Bitte entschieden hatte und sie nun begleitete.
Sherlock tat, was sie ihm signalisierte und trat ein. Immer wieder hörte er John's Stimme in seinem Kopf hallen.
'Du wirst dich bei Molly entschuldigen und sie so behandeln, wie sie es verdient'
„Also Molly, hör zu. Wegen heute Morgen..." begann er zu erzählen. Doch Molly war schneller und unterbrach ihn augenblicklich.
„Sherlock, es ist in Ordnung. Ich habe meine Gefühle die Oberhand übernehmen lassen. Du hast Recht. Wir haben einen Mörder zu fangen. Ab sofort konzentriere ich mich darauf und werde dich nicht mehr mit diesem emotionalen Zeug belasten" entgegnete Molly. Sie war selbst überrascht von sich, sie so etwas sagen zu hören und hatte Schwierigkeiten, den Sarkasmus darin zu unterbinden.
Sherlock sah sie erstaunt an. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Ah, okay"
Dann sah er sie genau an.
„Du siehst übrigens sehr hübsch aus, Molly." sagte er dann beinahe schüchtern und strich sich leicht verlegen durch seine Locken.
Molly schaute an sich herunter und lächelte.
„Vielen Dank. Das gebe ich gern zurück. Aber sag mal, hast du immer einen Smoking dabei?" fragte sie dann leicht verwirrt mit einem Grinsen auf den Lippen.
Sherlock erklärte ihr dann, dass er diesen heute in der Stadt besorgt hatte, nachdem er Officer Thomas einen Besuch abgestattet hatte.
„Ich denke, wir haben einen Verbündeten bei der Polizei. Dieser Officer Thomas war sehr interessiert daran, meine Hypothesen zu erfahren. Er wird heute Abend übrigens auch bei der Party sein. Nur für den Fall der Fälle"
Molly nickte verstehend und wandte sich dann der Akte zu.
„Ich habe übrigens die Akte, die du wolltest. Und es interessiert dich vielleicht, dass Mrs. Daly Diabetikerin war und ein winziger kleine Einstich in ihrem Zeh gefunden wurde. Eine merkwürdige Stelle wenn du mich fragst..." sagte sie und reichte sie ihm dann.
Sherlock nahm ihr diese ab und überflog schnell die wichtigsten Details.
„Wie ich es mir gedacht hatte." stellte er dann fest. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln. Beinahe euphorisch.
„Also wollen wir?" fragte er dann und hielt ihr ganz gentlemanlike seinen Arm hin.
Molly sah ihn verwirrt an, nahm dann aber ihre Tasche und seinen Arm und folgte ihm nach draußen.
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Zweite Chance
Fiksi Penggemar***Molly hat es satt, dass jeder denkt, sie sei unbedeutend. Nach diesem Anruf bricht für sie eine Welt zusammen. Sie zieht die Konsequenzen und muss Sherlock aus ihrem Leben streichen, um wieder glücklich zu sein. Eine berufliche Veränderung kommt...