Kapitel 29

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John wartete ungeduldig auf ihre Freundin am vereinbarten Treffpunkt in der Nähe seiner Praxis. Er war sichtlich erfreut und überrascht über ihren Besuch aber fragte sich auch, was in Dunmore passiert sei. Sherlock hatte wie immer nicht viel erwähnt. Nur von dem Fall und wie sie es geschafft haben, den Täter zu überführen. Aber irgendetwas musste noch geschehen sein. Und warum sollte Sherlock nicht wissen, dass Molly in London wäre?

Sie hatte ihn gebeten, Sherlock nichts über ihren Besuch zu verraten und hielt sich auch so etwas bedeckt. Auch Sherlock wirkte nach seinem Aufenthalt bei Molly verändert.

Er war nicht mehr so wie der frühere Sherlock Holmes, der seine Beziehungen missbilligte oder mit irgendwelchen unangebrachten Bemerkungen kommentieren musste.

Ja, zuvor war er abweisend gegenüber Meena, sodass sie sich nur außerhalb oder bei ihr treffen konnten. John wollte ihr seine Launen einfach nicht zumuten. Aber kurz nach dem er von Irland zurückgekehrt war, wirkte er wie ausgewechselt. Erstaunlicherweise meinte er von selbst, dass es okay für ihn wäre, wenn Meena ab und zu in die Baker Street kommen würde. Auch gegenüber ihr verhielt er sich rücksichtsvoller und netter.

John war sich sicher, dass irgendetwas in Irland passiert sein musste, dass seinen Freund erheblich verändert hatte.

Er wusste nur noch nicht, wie er dies ansprechen sollte aber vielleicht, dachte er, würde er durch Molly mehr Licht in die ganze Sache bringen können. Aber erst einmal sollte er ihr von ihrer Beziehung zu ihrer Freundin erzählen.

Er stand also vor dem besagten Restaurant und starrte gedankenversunken in die Luft, als Molly plötzlich vor ihm auf der Bildfläche erschien.

Sie wirkte leicht abgehetzt und entschuldigte sich für die Verspätung.

John lächelte ihr leicht zu und begleitete sie dann in den Innenraum des Lokals. Als sich beide an ihrem Platz wiederfanden und ihre Getränkebestellung aufgegeben hatten, wandte sich John wieder Molly zu.

„Also, was war los, weil du so abgehetzt hier ankamst?" fragte er dann.

„Ach, ich habe nur meine Freundin Meena besucht und wir haben leicht die Zeit vergessen, vor allem als dann auch noch Greg und Sherlock dazu kamen" entgegnete sie ihm mit einem entschuldigenden Lächeln.

„Also du warst also bei Meena?" fragte er dann vorsichtig.

Molly schaute ihn mit einem gespielten verärgerten Blick an.

„Ja und John ich weiß das von euch Beiden!"

Er schluckte leicht, als er ihren Gesichtsausdruck aus.

„Aber es ist okay. Ich freue mich für euch beide!" sagte sie anschließend und setzte dann ihr allzu bekanntes warmes Lächeln auf.

John fiel ein Stein vom Herzen und er atmete erleichtert auf.

Während sie aßen, erzählte er ein wenig über ihr Treffen und ihre gemeinsame Zeit. Er fragte auch Molly nach ihrem neuen Leben in Irland. Er entschied sich dafür, erst einmal langsam anzufangen, ehe er zum Wesentlichen kommen wollte.

„So, du hast also Sherlock getroffen? Wie hat er denn reagiert, als er dich gesehen hatte?" fragte John vorsichtig nach. Irgendwie musste er langsam in die richtige Richtung lenken.

„Wie soll er denn reagiert haben? Wie Sherlock eben" versuchte sie abzulenken, richtete aber ihren Blick von ihm weg.

„Molly?! Wieso sollte er nicht wissen, dass du hier bist? Was ist in Irland passiert?" fragte er dann und war froh, als es ausgesprochen war.

Molly schaute beschämt zur Seite. Sie hatte gewusst, dass dieser Moment irgendwann kommen würde, aber war sie bereit mit ihm darüber zu sprechen? Immerhin ist er sein bester Freund und mit Sicherheit würde er ihn auch zur Rede stellen. Und dann würde Sherlock...

Ja, was würde Sherlock dann eigentlich? Sie ignorieren, sie demütigen, sie meiden? Oder würde er sich bei ihr entschuldigen, ihr sein Verhalten vielleicht erklären?

Bei dieser Frage schüttelte Molly in ihren Gedanken leicht den Kopf. Das würde nie passieren. Auch wenn er in Irland so anders war, so rücksichtsvoll, nett und besorgt, ist er immer noch Sherlock Holmes.

Molly holte einen tiefen Atemzug und erzählte John schließlich dann, was passiert war. Dass Sherlock sie darum gebeten hatte, ihm bei dem Fall zu helfen. Wie rücksichtsvoll und nett er zu ihr in der Zeit war und dass er sie vor dem Tod gerettet hatte. Von dem Liebesgeständnis erzählte sie nichts.

„Okay aber da ist noch mehr oder?" hakte er nach, nachdem er Mollys ausweichenden Blick wahrnahm.

Molly wurde immer nervöser und versteifte sich zusehends. Wie konnte sie nur denken, dass die Informationen ausreichen würden. Schließlich reden wir hier von John, der bis auf sie vielleicht, der empathischste und sensibelste Mensch war, den sie kannte.

„Es ist etwas passiert, was mich sehr verletzt hatte." seufzte sie und so langsam spürte sie, wie die Traurigkeit sie übermannte. Dann richtete sie ihren Blick auf.

„Aber es ist okay. Ich bin darüber weg und es geht mir gut" sagte sie anschließend und setzte ein kleines Lächeln auf, welches ihre Augen jedoch nicht erreichte.

John sah sie mitfühlend an und nahm dann ihre Hand in seine.

„Molly" war das Einzige, was er herausbekam. Sie tat ihm unendlich leid und er fragte sich, was sein Freund ihr schon wieder angetan hatte. So langsam spürte er auch den Ärger auf seinen besten Freund in sich aufsteigen. Wenn er zu Hause wäre, müsste er ihn dringend zur Rede stellen. Doch jetzt musste er erst einmal für seine Freundin da sein.

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