Irgendwann gelang es Molly dann doch, etwas Schlaf zu finden. Und er war seltsamerweise sehr erholsam.
Am nächsten Morgen wurde sie, wie an jedem Arbeitstag, von ihrem viel zu lauten Wecker geweckt. Vorsichtig und mit noch geschlossenen Augen tastete sie nach diesem nervenden Ding. Doch an Stelle ihres Wecker ertastete sie etwas Weiches. Ein Grummeln ließ sie dann schlussendlich ihre Augen öffnen. Erschrocken blickte sie nun auf den schlafenden Körper neben ihr.
„Was zum..." flüsterte sie leise.
Molly richtete sich ein Stück auf und rieb sich unglaubwürdig die Augen.
'Das muss ein Traum sein. Das ist nicht real' dachte sie sich dann.
Sie zwickte sich in den Arm und mit schmerzverzerrten Gesicht musste sie dann doch feststellen, dass es kein Traum war.
'Was macht Sherlock denn hier?'
Dann mit einem Mal erinnerte sie sich daran, dass sie Sherlock darum gebeten hatte, vorbei zukommen. Molly hatte gestern Abend eine merkwürdige Begegnung mit Claire Fitzgerald und danach eine höchst beängstigende Nachricht von einem unbekannten Absender erhalten.
Sherlock kam kurz darauf bei ihr vorbei.
Sie war dankbar über seinen Besuch gewesen. Hatte sie aufgrund dieses Abends und der Nachricht doch etwas Angst, alleine zu sein. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er bei ihr bleiben würde. Kurz erschien ein kleines Lächeln auf Mollys Lippen, als sie daran dachte. Doch dann kamen ihr mit einem Mal wieder all die schmerzhaften Erinnerungen zurück, die sie mit ihm verband. Sie musste aufpassen, dass sie ihn nicht wieder so nah an sich und ihr Herz heranließ. Schließlich wollte sie ihn vergessen und hier in Irland glücklich werden.
Vorsichtig beugte sie sich leicht über und stupste den schlafenden Körper leicht an der Schulter.
Ein erneutes Grummeln.
„Sherlock?" fragte sie vorsichtig.
„Was machst du hier?"
„Ich versuche zu schlafen" grummelte er mit seiner tiefen Stimme.
„Okay, aber ich meine, was machst du HIER? In meinem Bett?" fragte sie dann. Immer noch irritiert, dass er die Nacht mit ihr in einem Bett geschlafen hat.
Und mit einem Mal öffnete er schockiert die Augen und richtete sich mit einem Ruck auf.
„Äh...äh... ich entschuldige mich dafür. Ich weiß nicht, wie das gekommen ist" antwortete er dann ziemlich überrascht und gestikulierte wild mit seinen Händen.
Natürlich wusste Sherlock wie es dazugekommen war. Nachdem sie auf der Couch eingeschlafen war, hatte er sie in seine Arme gehoben und sie ins Bett gelegt. Unbewusst hatte er dabei ihren süßen Duft eingeatmet. Kurz bevor er eigentlich ihr Haus verlassen wollte, hatte er darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, neben ihr zu liegen. Und ehe er sich versah, lag er schon neben ihr im Bett und beobachtete jeden einzelnen Zentimeter von ihr. Wie sich ihre Brust bei jedem Atemzug sanft hob und wieder senkte. Ihre Nasenflügel die leicht flatterten, wenn sie atmete. Sie lächelte im Schlaf und auch Sherlock musste lächeln. Und dann irgendwann schlief auch er ein. Es war nicht beabsichtigt und jetzt kam er sich ziemlich blöd vor. Schließlich konnte er sich nicht wirklich erklären.
„Wie dem auch sei, denke heute an die Akte von Mrs. Daly. Ich hol dich heute Abend halb 7 für diese Party ab" entgegnete er ihr dann und hoffte so, von der Situation abzulenken.
'Ach ja die Party. Sherlock wollte mich als mein Freund begleiten. Aber war das wirklich so eine gute Idee?' grübelte sie.
Schließlich wollte Molly mit Sherlock abschließen. Sie wollte sich von ihm und die Gedanken an ihn befreien. Sie wollte ihn komplett und ein für alle Mal vergessen. Viel zu lange war sie schon in seinem Bann gefangen und es brachte ihr nichts - bis auf ein gebrochenes Herz.
„Sherlock. Ich denke, dass das keine gute Idee ist"
Er drehte sich abrupt um und starrte sie fragend an.
„Was meinst du genau?"
„Das... das du mich als mein fester Freund dorthin begleiten willst" stammelte sie leicht nervös und betonte das Wort fester ganz besonders.
„Aha und was meinst du, sollte ich dann sein?" fragte er dann. In seiner Stimme lag Verärgerung und noch etwas anderes. War es Enttäuschung?
„Vielleicht" begann sie „..vielleicht solltest du gar nicht mitkommen. Ich kann die Nachforschungen auch allein machen. Du instruierst mir einfach vorher, nach was ich Ausschau halten soll und ich berichte dir dann alles" erklärte sie ihm dann.
Molly wusste, dass das eine dumme Idee war. Sherlock hatte nun mal für alles einen eigenen Blick und sah Dinge für die andere blind waren. Aber sie hatte auch Angst. Angst davor, was mit ihr und ihren Gefühlen passieren würde, wenn sie sich darauf einlassen würde und ihn als ihren Freund mit zu der Party nehmen würde. Sie war sich nicht sicher aber die Worte waren jetzt ausgesprochen.
Sherlock stand regungslos da. Er schluckte, als er hörte, dass sie nicht wollte, dass er sie begleiten sollte. Molly hatte also tatsächlich vor, ihn zu vergessen. Er spürte einen leichten Stich an dem Ort, wo sein Herz sich befinden sollte.
Aber er wusste auch, dass er Molly nicht allein dahingehen lassen würde. Schließlich sollte es eine Falle sein. Und was, wenn der Mörder es auf sie abgesehen hatte? Dann würde er sie ein für alle Mal verlieren. Nein, das konnte er nicht zulassen!
„Sherlock?" fragte Molly dann leicht verwundert, nachdem er einige Minuten nichts gesagt hatte.
„Molly..." flüsterte er leise.
Er atmete einmal kurz und tief durch, ehe er fortfuhr.
„Wenn das jetzt hier so ein Gefühlsding sein soll, dann verstehe ich es nicht... Und im Übrigen, haben wir einen Fall zu lösen, also konzentrier' dich jetzt darauf und nicht auf irgendwelche Gefühle." entgegnete er ihr im arroganten Tonfall.
Molly schaute ihn völlig entgeistert an.
'Und da war er wieder- der einzig wahre Sherlock Holmes. Dem, den Gefühle bzw. die menschliche Natur völlig fremd waren. Natürlich war er die letzten Tage nicht er selbst. Es war einfach zu schön gewesen, um wahr sein zu können' dachte sie sich dann und wandte sich enttäuscht von ihm ab.
Aber Sherlock hatte auch Recht. Es gab einen Fall und der musste gelöst werden. Auch damit Molly als Verdächtige ausgeschlossen werden konnte und hier endlich in Ruhe und Frieden ihr neues Leben beginnen konnte.
Sherlock bemerkte unterdessen Mollys verstörten und enttäuschten Blick. Natürlich hatte er gehört, was er da gerade sagte und es passte definitiv nicht zu seinem Verhalten der letzten Tage. Was sie natürlich nicht wusste, dass ihr Vorschlag ihn verletzt hatte aber das konnte er ihr auch nicht sagen.
'Verdammt, was rede ich denn da? So werde ich Molly sicherlich nicht beruhigen können' dachte er sich und seufzte innerlich.
Dann drehte er sich um und verließ so schnell wie er konnte, ihr Haus. Sherlock wusste, dass er bei diesen Dingen dringend Hilfe brauchte. Schließlich war Molly ein sehr emotionaler Mensch und er, er war es nun mal nicht.
Er wusste, wenn jemand ihm dabei helfen könnte, dann John. Er musste mit John darüber sprechen. Das beinhaltete natürlich auch, dass er ihm von den letzten Tagen erzählen musste und von dem, was Molly ihm an ihrem letzten Tag gebeichtet hatte. Aber er war sich auch sicher, dass John wissen würde, was zu tun war. Schließlich war das alles mit den Gefühlen sein Terrain.
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Zweite Chance
Fanfiction***Molly hat es satt, dass jeder denkt, sie sei unbedeutend. Nach diesem Anruf bricht für sie eine Welt zusammen. Sie zieht die Konsequenzen und muss Sherlock aus ihrem Leben streichen, um wieder glücklich zu sein. Eine berufliche Veränderung kommt...