Es war Abend als John in der Baker Street eintraf. Den restlichen Tag fragte er sich immer wieder, was Sherlock Molly angetan hatte. Und wie er sie so verletzten konnte.
John betrat gerade das Wohnzimmer der Wohnung mit seiner Tochter auf dem Arm und sah den Detektiven grübelnd vor dem Laptop sitzen. Er blickte nicht auf, als er das Zimmer betrat.
„Weißt du eigentlich, dass Molly in London ist?" fragte er so beiläufig, während er in der Küche das Essen für Rosie vorbereitete.
Sherlock schaute immer noch nicht auf. Aber John konnte deutlich erkennen, dass er sich zusehends in seiner Haltung versteifte.
„Ich habe sie heute im Bart's bei deiner Freundin gesehen" erwiderte er emotionslos.
John seufzte und atmete tief aus.
'Warum musste man ihm auch immer alles aus der Nase ziehen?' fragte er sich dann selbst und verdrehte genervt die Augen.
Rosie quengelte so langsam und wand sich in seinen Armen. John entschied sich daher, ihr erst einmal das Abendessen zu geben und wenn sie später in ihrem Bett liegen würde, noch einmal mit Sherlock zu sprechen.
Nach ungefähr zwei Stunden war er dann soweit. Rosie war gefüttert, frisch gebadet und schlief jetzt seelenruhig, mit ihrem Lieblingskuscheltier im Arm, in ihrem Bett. Mit leisen Schritten bewegte er sich langsam aus dem Zimmer und die Treppe herunter.
Im Wohnzimmer angekommen sah er, dass Sherlock inzwischen auf seinem Sessel Platz genommen hatte. Seine Hände lagen gefaltet an seinem Kinn. Die Augen geschlossen.
„So, also Molly. Sie ist hier. In London" sagte er dann, nachdem er ebenfalls in seinem Sessel Platz genommen hatte und trommelte leicht mit seinen Finger auf der Lehne.
„Offenkundig" entgegnete ihm Sherlock, die Augen immer noch verschlossen.
„Ich habe heute übrigens mit ihr zu Mittag gegessen."
Sherlock entgegnete nichts.
„Ja, es war nett. Molly scheint es gut zu gehen aber sie wirkte auch leicht traurig, als ich sie auf ihre Zeit in Irland ansprach, auf eine ganz bestimmte Zeit." erwähnte John dann, als er sah, dass von dem Detektiven nichts kam.
Sherlock erwiderte immer noch nichts, sondern nickte nur leicht abwesend mit seinem Kopf.
„Unfassbar. Das ist einfach nicht zu fassen!" murmelte John jetzt mehr zu sich selbst. Sherlock blinzelte leicht, als er hörte, was sein Freund murmelte.
„Was?" grummelte er jetzt genervt.
„Was ist mit dir los? Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?" fragte er dann und wurde allmählich lauter.
„Ich wüsste nicht, was du meinst. Mit mir ist gar nichts!" entgegnete er.
„Sherlock, seit du wieder zurück bist, bist du anders. Du bist unaufmerksam und beim Lösen der Fälle bist du auch nicht mehr Derselbe." sagte er dann ruhiger.
„Aber ich löse trotzdem noch jeden Fall schneller als Scotland Yard."
„Ja schon aber du machst Fehler. Dir passieren erhebliche Patzer, die dir früher nicht passiert wären. Und ich glaube, dass das alles irgendwie mit Molly zusammenhängt. Also, was ist passiert? Und sag ja nicht, dass Nichts war. Das glaube ich dir nicht, mein Freund!"
Sherlock holte einen tiefen Atemzug und seufzte. Er wusste, dass irgendwann der Tag kommen musste, dass John ihn nach seinem Aufenthalt fragen würde.
John hatte Recht. Er war nicht Derselbe. Er war unkonzentriert und ihm passierten tatsächlich einige Fehler, die ihm früher nie passiert wären. Er konnte sich nicht erklären, woher das auf einmal kam. Naja eigentlich schon. Seit er wieder zurück war, drehten sich seine Gedanken nur um eine bestimmte Person. Selbst bei seinen Fällen, bei dem er gedacht hatte, sie würde ihm Ablenkung bieten, konnte er immer nur an sie und den Schmerz in ihren Augen denken. Aber Sherlock war nie der Typ, der mit seinen Problemen, vor allem emotionalen Problemen, hausieren ging. Doch vielleicht war es jetzt an der Zeit, indem er über seinen Schatten springen musste.

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Zweite Chance
Fanfiction***Molly hat es satt, dass jeder denkt, sie sei unbedeutend. Nach diesem Anruf bricht für sie eine Welt zusammen. Sie zieht die Konsequenzen und muss Sherlock aus ihrem Leben streichen, um wieder glücklich zu sein. Eine berufliche Veränderung kommt...