Kapitel 7

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Sherlock hatte gerade von Molly erfahren, dass sie London verlassen würde. Er konnte sich immer noch innerlich dafür ohrfeigen, was er zu ihr gesagt hatte.

Die Situation war ihm sichtlich unangenehm und er musste einfach dort raus. Er verließ also das Labor aber nicht das Gebäude. Etwas abseits von dem Raum, lehnte er sich dann gegen eine Wand und ließ seinen Gedanken freien Lauf.

'Das meinte also John mit zu spät. Molly würde London verlassen. Aber warum? Und warum jetzt? War es wegen diesem Anruf? Wegen dem was ich gesagt hatte?'

Er konnte es sich einfach nicht erklären.

Sherlock spürte ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend. Beinahe wie ein Stich.

Er versuchte noch einmal alles zu analysieren und ihre letzten Begegnungen in seinem Gedankenpalast noch einmal durchzugehen, um irgendeinen Hinweis auf ihren Weggang finden zu können. Irgendwann und nach unzähligem Durchsuchen kam er zu dem Entschluss, dass er es nicht wusste.

Vielleicht sollte er wieder zu ihr hineingehen und mit ihr darüber sprechen?

Aber was sollte er sagen? Sollte er über seine Gefühle sprechen? Aber was waren seine Gefühle für sie?

Natürlich, er hatte gesagt, dass er sie liebte aber das war doch nur um ihr Leben zu retten. Wer hätte denn gedacht, dass seine Schwester ihn in so einen Hinterhalt führen würde. Er liebte auch seinen Freund John. Das sagte er jedenfalls damals auf seiner Hochzeit. Aber eben so, wie man seine Freunde lieben würde. Liebte er Molly auch nur auf diese Art oder hatte er andere Gefühle für sie? Etwa solche romantischen Gefühle?

Dann kamen ihm noch einmal die Minuten diesen Anrufs in den Sinn.

Er erinnerte sich daran, dass er ein leichtes Kribbeln spürte, als Molly meinte, dass sie ihn schon immer geliebt habe. In diesem Moment war er sich sicher. Er wollte diese Worte von ihr hören. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Molly ihn dazu aufforderte, diese Worte zu erst zu sagen.

Es kostete ihm anfangs eine Menge Überwindung, doch als die Worte dann erst einmal aus seinem Mund waren, spürte er Erleichterung. Und beim zweiten Mal ging es ihm fiel leichter über die Lippen und etwas wurde ihm bewusst. Als Molly diese dann schlussendlich auch noch erwiderte, spürte er eine seltsame Wärme in sich aufsteigen und sein Herz machte einen leichten Sprung.

Dann plötzlich wurde es ihm mit einem Mal klar. Er hatte Gefühle für Molly. Diese romantischen Gefühle.

Ja, Sherlock Holmes war verliebt in Molly Hooper. Nein, er liebte sie auf romantische Art und Weise. Aber jetzt, wo ihm das endlich bewusst wurde, würde sie London verlassen. Sie würde ihre Freunde verlassen. Sie würde ihn verlassen.

Nein, das konnte er nicht zulassen. Er durfte sie nicht einfach so gehen lassen. Aber was sollte das ändern? Anscheinend stand ihre Entscheidung fest und sie würde definitiv gehen.

Bei diesem Gedanken ließ er leicht niedergeschlagen den Kopf hängen. Dann richtete er sich langsam auf und ging in Richtung Ausgang.

Kurze Zeit später kam er dann schon an seinem vorübergehenden Zuhause an. Er öffnete die Tür, trat hinein, streifte sich seinen Mantel ab und ließ sich dann auf die Couch fallen.

Nicht wie normalerweise, stützte er diesmal seine Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

John kam gerade mit seiner Tochter auf dem Arm ins Zimmer hinein, als er seinen Freund auf der Couch erblickte.

„Du hast also mit Molly gesprochen?" fragte er. Es klang jedoch mehr nach einer Feststellung.

Sherlock richtete seinen Kopf leicht auf, erblickte seinen Freund und strich sich dann seine Locken zurück.

„Wusstest du davon, dass sie London verlassen würde?" fragte er leicht vorwurfsvoll.

John ahnte, dass das Gespräch nicht einfach werden würde. Er beschloss seine Tochter aus der „Gefahrenzone" zu schaffen und setzte sie dann in ihre Spielecke. Dann ging er wieder zurück zu seinem Freund und platzierte sich auf einen der Stühle gegenüber von ihm.

„Molly hatte es mir und Greg bei unserem letzten Besuch in der Leichenhalle erzählt."

„Lestrade , ich meine Greg wusste auch davon? Ach, natürlich. Er ist ja auch mit ihr befreundet"

Wieder lag eine Spur von Vorwurf in seiner Stimme.

„Und hast du ihr alles erklärt? Also das mit dem Anruf?" fragte der blonde Mann dann wenig später.

„Das musste ich nicht. Sie hatte alles schon richtig kombinieren können. Ich sagte doch, dass sie es verstehen wird."

„Ja aber hast du ihr auch gesagt, was du für sie fühlst?"

Sherlock schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. John bemerkte den Blick seines Freundes.

„Sherlock, ich bin nicht blöd. Ich sehe doch, wie du dich in ihrer Gegenwart verhältst. Und du vermeidest jeglichen Kontakt zu ihr geschweige denn mit ihr zu sprechen. Offensichtlich wurde dir während diesem Anrufs etwas bewusst, mit dem du noch nicht umgehen kannst. Du hast diese Worte ein zweites Mal gesagt. Und ich weiß, wie sich ein wahres Liebesgeständnis anhört. Du liebst sie!"

Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag war Sherlock sprachlos. Aber er wunderte sich auch nicht wirklich darüber, dass John es eher bemerkt hatte, als er selbst. Immerhin war er in diesem Gebiet eher der Experte.

Er wusste nicht so richtig, was er sagen sollte. Stattdessen rollte er nur die Augen und seufzte leicht.

„Hast du es ihr gesagt? Du solltest es ihr sagen? Also wirst du es tun?"

„Aaargh, John! Kannst du bitte still sein!" schrie Sherlock jetzt. Er war sichtlich genervt von seinem ganzen Gefrage.

John wich daraufhin leicht auf seinem Platz zurück.

„Okay aber ich finde wirklich, du solltest es ihr sagen. Erinnerst du dich noch daran, was ich dir damals wegen Irene Adler geraten habe? Und jetzt gibt es da draußen eine Frau, die dich liebt. Und sie ist hier. Oder triffst du dich noch mit der Frau? Ist es deswegen, weil du Molly nichts sagen willst?" bohrte der blonde Mann weiter nach.

„Herrgott John! Nein ich treffe mich nicht mit der Frau. Und ja, du hast Recht. Ich denke, ich liebe Molly. Aber wie soll ich ihr das sagen, wenn es mir selbst erst jetzt klar geworden ist?! Außerdem wird sie London bald verlassen und dann aus meinem Leben verschwunden sein. Ich denke, das Problem wird sich von ganz allein lösen" schrie er.

Dann stand er auf, holte sich seinen Mantel und verschwand hinaus in die Nacht.

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