Zweite Chance

Kapitel 28

Es war früher Morgen als Molly ihr Hotel verließ. Sie hatte noch ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel mit direkter Lage zum Regents Park finden können. Molly wusste, dass sie nicht auf Dauer dort bleiben konnte, da es schon ein ziemlich höherpreisiges Hotel war. Sie musste etwas anderes finden. Vielleicht könnte sie ein paar Tage bei ihrer Freundin Meena unterkommen.

Molly konnte die Nacht nicht besonders gut schlafen. Sie war viel zu aufgeregt von dem gestrigen Tag. Also entschied sie sich erst einmal für einen ausgiebigen Spaziergang durch den Park, um schließlich noch bei ihrem Lieblingscafé Halt zu machen.

Es war ein sonniger Morgen und Molly wusste, dass es ein schöner Tag werden sollte. Jedenfalls vom Wetter her.

Nach einem frischen Kaffee und einem kleinem Pläuschen mit dem Inhaber des Cafés zog es sie weiter an ihre alte Arbeitsstelle. Sie wollte ihrer Freundin Meena einen Besuch abstatten und so auch gleich mal nachschauen, was sich so verändert hatte.

Kurz vor Mittag traf sie im St. Bart's Hospital ein und atmete sogleich die bekannte Luft ein, als sie ihre alte Etage betrat. Wie gern sie hier gearbeitet hatte und wie viel Spaß sie mit ihrer Freundin Meena, trotz des eigentlich so trostlosen Ortes, gehabt hatte. Etwas wehmütig lief sie langsam den dunklen und mit Fliesen bedeckten Gang entlang. Dann öffnete sie vorsichtig die Tür und betrat den hell beleuchteten Raum. Ganz nach ihrer Routine, stoppte sie kurz am Waschbecken um ihre Hände zu waschen und zu desinfizieren und trat dann näher hinein.

Sie nahm alles in sich auf. Es war so anders, als die Arbeitsstätte wo sie jetzt war. In Waterford hatte sie einen größeren Raum. Die Tische für die Obduktion waren im vorderen Teil, dahinter standen ein paar kleinere Schränke und an der Seite waren die Kühlkammern. Im hinteren Teil befand sich ihr Büro und ein kleineres Labor. Ja, es war alles andere als das Bart's.

„MOLLY HOOPER" hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich schreien. Sie klang irgendwie verärgert.

Vorsichtig drehte sie sich zu der Stimme und lächelte.

„Wie kannst du einfach so hier auftauchen, nachdem ich seit so langer Zeit nichts mehr von dir gehört habe?!"

„Ähm, ich wollte dich überraschen, Meena?" sagte sie und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf.

Meena trat jetzt näher auf sie zu, schaute sie kurz von oben bis unten an, setzte noch einmal einen verärgerten Blick auf, ehe sie es zu einem Lächeln wandelte und sie schließlich in ihre Arme zog.

„Ach Molly, ich habe dich so vermisst!" schrie sie jetzt vor Freude.

Auch Molly strahlte freudig und drückte sie nur noch fester.

„Du siehst toll aus aber sag, was machst du hier?" fragte Meena anschließend, nachdem sie sich von ihr gelöst hatte.

Dann erklärte auch Molly ihr, was sie gestern schon Mrs. Hudson erzählt hatte.

„So, so Sherlock war also bei dir in Irland? Und?" fragte sie dann neugierig, grinste und stieß ihr mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.

Molly seufzte leicht.

„Wie, was Und? Er war da, hat den Fall gelöst und ist wieder gegangen"

Meena kannte ihre Freundin und wusste auch, wenn sie ihr etwas verheimlichte. Sie schaute sie mit einem skeptischen und durchdringenden Blick an.

„Molly?! Was ist passiert?"

Molly fühlte sich leicht in die Ecke gedrängt und war sich sicher, dass ihre Freundin nicht locker lassen würde. Und vielleicht, dachte sie, war es auch mal gut mit einer Freundin darüber zu sprechen. Mit Männern über ihre Männerprobleme zu sprechen, war dann manchmal doch nicht so hilfreich.