Zweite Chance

Kapitel 12

Es war jetzt zwei Wochen her, seitdem Molly Ida das letzte Mal gesehen hatte. Seitdem hatte sie sie nicht mehr gesehen. Bis zum heutigen Tag.

Molly befand sich gerade in der kleinen Kirche des Dorfes. Es war die Beerdigung ihrer Freundin Ida. Ihre Stimmung war getrübt. Bereits die zweite Beerdigung in kürzester Zeit. Molly war erst seit drei Monaten in Irland und schon musste sie zwei ihrer neuen Bekanntschaften zu Grabe tragen.

Dennoch war es auch irgendwie seltsam.

Sie hatte die Nachricht von Idas Tod vor einer Woche erfahren.

Sie war gerade auf dem Weg zu ihrer Mittagspause als sie von einen ihrer Kollegenerfuhr, dass es in der Innenstadt einen tragischen Unfall gegeben habe. Eine Frau wurde beim Überqueren der Straße von einem Autoerfasst. Der Leichnam sollte gegen Nachmittag in die Pathologiegebracht werden.

'Manchmal war es echt scheiße, diesen Beruf auszuüben', dachte sich Molly dann als sie die Leiche, das erste Mal zu Sicht bekam.

Nachdem sie bzw. ihre Kollegin den Leichnam untersuchten und der Polizei alle wichtigen Untersuchungsergebnisse übermittelten, wurde auch dieser als Unfall eingestuft.

An diesem Tag konnte Molly keinen klaren Gedanken mehr fassen geschweige denn, sich irgendwie konzentrieren. Sie erzählte ihrem Vorgesetzten davon und bat, den restlichen Tag zu Hause verbringen zu können. Gott sei Dank, war er einer der einfühlsamen Sorte Mensch und stimmte ihrer Bitte zu.

Den restlichen Tag verbrachte sie dann auf ihrer Couch. Sie musste sich irgendwie ablenken, also beschloss sie zu Hause bei ihren Freunden anzurufen. Sie versuchte es zuerst bei John, aber der nahm nicht ab. Als nächstes wollte sie es bei Mrs. Hudson versuchen aber auch diese nahm nicht ab.

'Was soll das? Wo sind denn nur alle?' fragte sie sich und ließ dann enttäuscht ihr Telefon aus ihren Händen gleiten.

Doch als sie es schon aufgeben wollte, klingelte plötzlich ihr Telefon. Sie erkannte die Nummer nicht.

„Hallo?"

„Hallo Molly. Hier ist Greg. Wie geht es dir?"

„Oh, Hallo Greg. Naja ehrlichgesagt nicht so gut. Ich habe heute erfahren, dass eine Freundin gestorben sei"

„Oh, das tut mir leid. Was ist denn passiert?"

Und dann erzählte Molly ihm von Ida, dem Unfall und welche seltsamen Dinge sich in letzter Zeit, laut Ida, hier abspielten. Auch Greg fand es seltsam aber stufte es wahrscheinlich nur als Zufälle ein. Vermutlich um sie irgendwie zu beruhigen. Danach sprachen sie noch ein wenig über die Arbeit und welche Neuigkeiten es aus London gäbe. Greg meinte auch, dass er bald Urlaub haben werde und überlegt habe, sie mal zu besuchen. Molly musste bei seinem Vorschlag leicht schmunzeln und war dankbar über seinen Anruf. So konnte sie sich wenigstens ein wenig von dem heutigen Geschehen ablenken.

Wenig später entschied sie sich für einen gemütlichen Spaziergang am Rande der Bucht. Sie wollte noch einmal an Gedenken an ihre Freundin, die Stelle besuchen, an der sie mit Ida des Öfteren die Sonnenuntergänge genossen hatte.

Und nun eine Woche später saß sie hier auf einem der Kirchenbänke und lauschte den Worten des Pfarrer zum Gedenken an Ida.

Die Zeremonie dauerte nicht lange aber war trotz dessen sehr rührend. Molly hatte immer wieder mit ihren Tränen zu kämpfen. Auch wenn sie Ida erst seit einigen Monaten kannte, hatte sie sie schnell in ihr Herz geschlossen.

Nachdem der Pfarrer seine Predigt beendet hatte, bat er die Gäste nach draußen zur Beisetzung an Idas Grab. Einige der Gäste folgten sogleich seiner Anweisung und gingen hinaus zum örtlichen Friedhof.

Vor einem fahlen Grabstein mit ihrem Namen und ihren Lebensdatenstoppten sie. Molly wunderte sich etwas, wieso der Grabstein und das Grab so schlicht gehalten wurde. Auch von ihren Angehörigen konnte sie keinen ausfindig machen. Es waren allgemein nicht viele Trauergäste zur Beisetzung dort.

Bis auf Molly waren es noch die Familie O'Reilly, Ella Nolan, Thomas Fitzgerald und einige, ihr fremde Personen. Kilian und Patrick standen etwas abseits. In beiden Gesichtern der Beiden stand Entsetzen und Trauer. Sie waren sichtlich ergriffen von ihrem Tod, das wusste Molly. Die weiblichen Mitglieder der Fitzgeralds hielten es nicht für nötig bei der Beisetzung dabei zu sein.

Die Beisetzung war demnach nach wenigen Minuten vorbei und allmählich löste sich die Menge so langsam auf. Molly versprach noch dabei zu helfen, die restlichen Gestecke aus der Kirche zu holen und am Grab beizulegen.

Sie nahm sich also jeweils zwei der Gestecke und schritt heraus.

Und dann ganz plötzlich, wie aus heiterem Himmel, erstarrte sie und die Gestecke in ihren Händen fielen zu Boden...

 Notiz: Es tut mir leid, dass die letzten Kapitel vielleicht etwas langweilig waren aber ich wollte Mollys neues Leben und die Personen erst einmal näher vorstellen. Glaubt mir, die Vorstellung wird auch notwendig gewesen sein ;)