Kapitel 18

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Sobald Legolas weg war, liefen die  Tränen unaufhaltsam meine Wangen hinunter. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Auf Legolas hören? Einfach ohne sein Wissen in die Schlacht reiten? Ich wusste es nicht. Zum ersten Mal auf dieser gottverdammten Reise, wusste ich nicht genau, wie ich mich entscheiden sollte. Mein Herz wollte Legolas nicht enttäuschen, wollte tun was er sagt. Doch mein Kopf war zu stur, um nicht mit in die Schlacht zu reiten und zu kämpfen. Ich nahm ein Kissen und schrie einfach hinein. Ich schrie mir meine Wut, Trauer oder was auch immer ich gerade fühlte von der Seele.

Es fühlte sich gut an. Doch leider wusste ich jetzt immer noch nicht ob ich auf meinen Kopf oder auf mein Herz hören sollte. Vielleicht brauchte ich einfach noch ein wenig frische Luft. Zwar hatte Legolas gesagt, ich solle das Zimmer nicht verlassen, doch ich war immer noch eine freie Elbin und konnte selber entscheiden, wo ich mich aufhielt. Langsam stand ich auf, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und lugte auf den Gang hinaus. Es war keiner zu sehen, also ging ich mit schnellen Schritten nach draußen. Mit einem guten Blick auf die Leuchtfeuer, setzte ich mich hin. Wenn ich schon nicht machte was Legolas sagte, konnte ich es ja auch mit etwas produktivem verbinden.

Gedankenverloren starrte ich in die Ferne. Nach ein paar Minuten kam Gimli und setzte sich zu mir. "Soll ich dir einen guten Tipp geben?", fragte er und sah ebenfalls in die Ferne. "Gute Tipps kann man immer gut gebrauchen", seufzte ich. "Ich verstehe generell nicht viel von Beziehungen, aber was ich weiß, sie basieren auf Vertrauen. Der Elb liebt dich wirklich. Er hat Angst, dass du verletzt wirst, aber sollte dir auch vertrauen, dass du dich selber verteidigen kannst. Ich verstehe ihn teilweise, aber wenn du ihm verbieten würdest mit zu kämpfen, würde er es wahrscheinlich trotzdem machen. Rede mit ihm. Ich denke in dem Moment hatte er keinen klaren Kopf", riet mir Gimli. Langsam nickte ich. "Du hast Recht. Danke Gimli", meinte ich, während ich aufstand. "Dann gehe ich ihn mal suchen."

Die Suche stellte sich allerdings schwieriger heraus als gedacht. Niemand hatte Legolas gesehen oder wusste wo er war. Gerade wollte ich schon zurück in mein Zimmer gehen, als jemand meinen Namen rief. "Auriel! Warte!" Ich drehte mich um und sah Legolas auf mich zu rennen. Ich wollte gerade zum reden ansetzen, da kam er mir zuvor. "Können wir irgendwo ungestört reden?" Ich nickte und folgte ihm in unser Zimmer. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen", fing Legolas an. "Ich konnte in diesem Moment aus Sorge um dich nicht klar denken. Ich habe überreagiert. Sofort nachdem ich aus dem Zimmer war, habe ich es bereut. Kannst du mir verzeihen?" "Es gibt nichts zu verzeihen, Legolas. Ich war nicht in deiner Situation, aber ich glaube, ich hätte ähnlich reagiert. Ich kann verstehen das du dir Sorgen machst, ich würde es auch tun. Doch ich kann mich selber verteidigen, ich denke das habe ich schon oft genug bewiesen." Ich sah ihn ernst an.

Legolas sah mich dankbar an. "Versprich mir einfach, dass du nicht alleine die Tore von Edoras verlässt oder irgendwelche hirnrissigen Ideen in die Tat umsetzt." Ich nickte. "Versprochen." "Ich liebe dich, Auriel. Das weißt du hoffentlich?" Ich lachte. "Natülich weiß ich das. Ich liebe dich auch." Innerhalb von einem Schritt war der kleine Abstand zwischen uns überbrückt und unsere Lippen lagen aufeinander. Glücklich seufzte ich auf. Diesem Elben konnte man einfach nicht lange böse sein. "Wann gibt es essen?", fragte ich, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. "Jeden Moment, denke ich", antwortete Legolas und ging zur Tür. "Kommst du?" Lächelnd folgte ich ihm, in die Halle.

Dort saßen schon Gimli, Merry und Aragorn. "Und, Ehestreit beigelegt?", wollte Aragorn mit einem zwinkern wissen. "Wir sind nicht verheiratet", erinnerte ich den Waldläufer. "Aber ja, wir haben uns wieder vertragen." Aragorn grinste und warf Legolas einen kurzen Blick zu. "Dann ist ja gut." Wir unterhielten uns während des Essens ein bisschen. Es tat gut, einfach über die normalsten Dinge zu reden und den Krieg zu vergessen. "Ich bin müde. Ich gehe ins Bett", teilte ich den anderen mit und stand auf. "Gute Nacht." Dann verließ ich die Halle und machte mich auf den Weg ins Zimmer.

Pov. Legolas

"Gimli, ich wollte dich noch etwas Fragen", begann ich, nachdem Auriel aus der Halle verschwunden war. "Was kann ich für dich tun?", fragte der Zwerg aufmerksam. "Also, Zwerge sind ja ziemlich bewandert in der Schmuckherstellung. Kannst du mir einen Ring machen, wenn wir in Gondor sind?", fragte ich nervös. "Ich tippe mal, der ist für Auriel?", grinste Gimli. "Das mache ich gerne. Ich hoffe, wir sind dann zur Hochzeit eingeladen?" Ich lachte kurz und nickte. "Natülich werdet ihr eingeladen." "Dann sag mir mal wie er aussehen soll." Ich nahm ein Stück Pergament aus der Tasche meiner Tunika und gab sie Gimli. Dort hatte ich den Ring ziemlich detailliert aufgezeichnet. "Was denkt ihr?", fragte ich meine Freunde. "Ich denke, er ist perfekt", meinte Aragorn mir einem nicken. "Der Ring wird ihr gefallen", stimmte Gimli zu, auch Merry war derselben Meinung. "Verrate ihr nichts davon Merry", wandte ich mich grinsend an den Hobbit. "Sonst muss ich das mit der Einladung nochmal überdenken."

Pov. Auriel

Ich stand im Bad, vor dem Spiegel und musterte mein Spiegelbild. Ich fragte mich immer noch, wieso sich mein Aussehen verändert hatte. "Auriel?", hörte ich Legolas fragende Stimme. "Im Bad" "Was ist los?" Er stand im Türrahmen und sah mich fragend an. "Wieso, was soll sein?" "Ich weiß es nicht. Ich hatte nur so ein Gefühl", antwortete er. Sein fragender Blick wich aber nicht. "Ok, du hast Recht", seufzte ich und setzte mich auf das Bett. "Nach der Feier hat mich Galadriel in meinem Traum besucht. Sie hat mir etwas über meine Familie erzählt", begann ich. "In meiner Familie gibt es ein Gen, das vererbt wird, aber es überspringt immer ein paar Generationen. Lady Galadriel wusste von einer Traumwandlerin. Sie kämpfte in der Schlacht am Schicksalsberg mit, doch verschwand danach spurlos. Niemand wusste wo sie war. Die meisten mit dieser Gabe, hielten sie geheim um nicht benutzt zu werden. Ich frage mich, ob es noch Leute wie mich in Mittelerde gibt." Es tat gut, Legolas alles zu erzählen.

"Du fühlst dich alleine, oder?" Ich wollte nicken, aber wiederum auch den Kopf schütteln. "Ja, irgendwie schon. Ich habe so viele Fragen, die mir Galadriel nicht beantworten kann. Zwar bin ich unter Leuten, aber niemand hier ist in meiner Situation", versuchte ich meine Gefühle zu erklären. "Du wirst schon noch Antworten auf deine Fragen finden. Da bin ich mir sicher", meinte Legolas und zog mich in eine Umarmung. "Danke", flüsterte ich und kuschelte mich an ihn. "Wofür?", fragte er überrascht. Ich lächelte ihn an. "Für alles." Sicher schlief ich  in Legolas Armen  ein.

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1.54K Reads. Ich... Ich glaube so schnell stehe ich nicht mehr auf. Ich bleib noch ein bisschen auf dem Sofa liegen. Wie findet ihr das neue Cover?

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt