𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏

Kapitel 1

Ich stand auf dem Balkon und sah auf den Trainingsplatz herunter. Die ersten Gruppen trainierten schon. In einer halben Stunde hatte ich ebenfalls Training. Ob ich mich darauf freute? Eher weniger. Ich hatte immer noch eine Wunde von meinem letzten Kampf gegen die Orks, wovon noch niemand etwas wusste. Doch wahrscheinlich wird bald jemand davon erfahren. Allen voran Prinz Legolas. Vor ihm war es verdammt schwer Wunden zu verstecken. Ich begutachtete meine Wunde im Spiegel. Zwar hatte ich sie gesäubert und verbunden, doch sie heilte nicht sehr gut. Meine dunkelbraunen, langen Haare fielen mir in sanften Wellen über die Schulter, weswegen ich sie mir kurzerhand zu einem einfachen Flechtezopf zusammenband, damit ich meine Wunde besser betrachten konnte.

Nachdem ich meine Wunde frisch verbunden hatte, zog ich mich an, als ich schon wieder einen Schmerz im Bauchbereich verspürte. Verdammt! Diese Wunde würde es mir nicht sehr leicht machen das Training zu überstehen ohne das jemand mitbekam, dass ich verletzt war. Ich hatte schon überlegt zu den Heilern zu gehen aber dann müsste ich ihnen erzählen woher ich diese Wunde hatte und ich war super schlecht im Lügen. Man sah es mir sofort an. Also fielen die Heiler weg. Option 2 wäre die Wunde selbst zu versorgen, aber dafür war ich zu schlecht in der Heilkunst. Also blieb nur Option 3. Die Wunde so lassen und hoffen das sie niemand bemerkte.

Nachdem ich mir meine Klamotten fertig angezogen hatte, ging ich runter auf den Trainingsplatz wo schon die anderen aus meiner Gruppe warteten, unter anderem auch meine beste Freundin. Sie hieß Aleandra und war in meinem Alter. Prinz Legolas stand schon vorne und begann mit dem morgendlichen Begrüßungskram.

"Also heute üben wir den Nahkampf Partnerweise. Findet euch bitte in Zweiergruppen zusammen. Auriel, ihr kämpft heute gegen mich", beendete er seine Rede.

Was!? Ich sollte gegen Legolas kämpfen? Das würde nicht gut aus das spürte ich. Ich lief zu ihm rüber und zog mein Schwert. Er tat es mir gleich. Meine Wunde schmerzte und ich musste mich krampfhaft zusammen reißen nicht nach ihr zu greifen. Stattdessen nickte Legolas mir zu und ich griff an. Er parrierte meine Schläge mit Leichtigkeit. Wie lange er wohl üben musste, um so gut zu werden? Seine Haare spielten wunderschön im Wind während wir kämpften. Moment was dachte ich denn hier? Ich musste mich konzentrieren! Nachdem wir ein paar Minuten gekämpft hatten begann meine Wunde stärker zu schmerzen. Dann plötzlich spürte ich Legolas' Klinge an meinem Hals.

"Ihr seid heute sehr unkonzentriert und habt nicht die übliche Eleganz. Ist etwas passiert?", fragte er besorgt. Legolas sorgt sich um mich? Der Prinz der Düsterwaldes sorgt sich um mich?

"Nein, alles ist gut", versuchte ich ihn zu beruhigen während ich nicht umhinkomme mir an meine Wunde zu fassen wodurch sie noch mehr weh tut. Na ganz toll. Das hatte ich ja super hin gekriegt! Jetzt schöpfte Legolas nur noch mehr Verdacht. Und natürlich schnellte sein Blick sofort zu meiner Hand auf der Wunde.

"Nehmt eure Hand dort weg!", befiehlt er. Als ich es nicht tat, ging er noch einen Schritt auf mich zu und zog behutsam aber mit festem Griff meine Hand von der Wunde. Verdammt! Ich sah das Blut, welches sich in meiner Kleidung festgesaugt hatte im selben moment wie Legolas. In seinen Augen spiegelte sich Besorgnis wieder als er meine Tunika ein Stück hochzog und den blutdurchtränkten Verband schließlich sah. Ich starrte nur auf den Boden während der Prinz sich meine Wunde ansah.

"Ihr müsst sofort zu einem Heiler", bestimmte er und wandte sich an die kämpfenden Paare. "Ihr übt jetzt weiter, ich muss kurz etwas erledigen." Er nahm mich behutsam am Handgelenk und führte mich durchs Schloss. Seine Hand war so schön weich... . Schnell schüttelte ich meinen Kopf um diese Gedanken zu vertreiben. Sowas durfte ich nicht denken. Das ging sowieso nicht. Wenn sein Vater ihm noch nicht mal eine Beziehung mit der Anführerin der Wachen erlaubte wie standen dann meine Chancen? Genau null komma null.