Kapitel 37

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Die Rufe der Wachen hinter mir trieben mich immer weiter vorwärts. Ich rannte zwischen den Bäumen hindurch, deren Äste tiefer zu hängen schienen als sonst und so viel bedrohlicher wirkten. Aber lange nicht so bedrohlich wie die Wachen, welche mir dicht auf den Fersen waren und ihre Pfeile nach mir feuerten. Der Pfeil, den er schon abgefeuert hatte, der in meiner Schulter steckte, stach bei jeder Bewegung in mein Fleisch, dennoch rannte ich weiter, weil ich wusste, dass alles andere meinen Tod bedeuten könnte. Aber lange würde ich nicht mehr flüchten können. Nicht bei meiner schwindenden Kraft und der Müdigkeit, die von meinen Knochen Besitz ergriffen hatte.

Jede Bewegung meines Oberkörpers schmerzte höllisch und ich keuchte auf, als ich beinahe über eine heimtückische Wurzel stolperte und mich im letzten Moment noch fangen konnte. Ich hastete weiter, immer tiefer in den Düsterwald. Doch egal wie weit ich noch kam, es würde niemals weit genug sein. Plötzlich schoss ein stechender Schmerz durch meine Wade und ich stürzte zu Boden. Ein Schrei löste sich aus meiner Kehle und Tränen stiegen in meine Augen. Ich versuchte, mich wieder aufzurichten. Ich musste hier weg. Ich durfte nicht liegen bleiben. Das wäre mein Tod. Aber ich wusste, dass mein Schicksal schon entschieden war, als eine sanfte Stimme hinter mir ertönte.

"Du brauchst nicht zu flüchten, Auriel. Wir werden dir nichts tun." Ich schloss für einen Moment ergeben die Augen, ehe ich mich umdrehte und in die von Legolas blickte. In seine blauen Augen, die von einem milchigen Schleier verdeckt waren und die mich vor wenigen Stunden noch liebevoll angesehen hatten, während er mir gesagt hatte, wie sehr er mich liebte. Legolas kniete sich langsam zu mir herunter und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich kroch auf dem laubbedeckten Boden rückwärts und sah ihn mit vor Angst geweiteten Augen an. Das war nicht der Legolas, den ich kannte. Das war nicht er. Er würde mich niemals jagen lassen.

"Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nichts tun. Ich liebe dich, Auriel." Ich schluchzte, als er diese drei Worte zu mir sagte. Und dann ließ ich es zu, dass er mich in seine Arme zog. Denn wenn das letzte was ich in meinem Leben hörte Legolas war, wie er sagte, dass er mich liebte, war alles gut. Dann war alles gut. Und kurz nachdem ich flüsterte: "Ich liebe dich auch, Legolas. Es ist okay", drang der verzauberte Pfeil in mein Herz ein.

Schwer atmend schlug ich meine Augen auf und fand mich Mitten im Düsterwald auf dem Boden wieder. Verwirrt blinzelte ich. Wie kam ich hier her? Ich stand auf, drehte mich einmal um meine eigene Achse, betrachtete die Bäume und den Weg. Wo war ich? Plötzlich zog eine unsichtbare Macht an mir und ließ mich einige Schritte nach vorne stolpern. Was war das denn gewesen? Konnte es...? Ich blickte meine Hände an und sah dann an mir herunter. Hatte sich das Ziehen aus meinen Händen auf meinen ganzen Körper ausgebreitet? Hatte es mich hier her gebracht? War sowas überhaupt möglich? Und wieso hatte mich niemand aufgehalten, während ich schlafend durch den Palast gewandert war? Noch mehr Fragen schossen mir durch den Kopf und ich musste erst einmal meine Atmung beruhigen, die abgehackt und hektisch ging, wahrscheinlich, weil ich so viel gerannt war.

Doch noch bevor ich wieder ruhig Atmete, zog mich diese unsichtbare Macht erneut nach vorne, tiefer in den Wald. Das war nicht normal. Aber jetzt glaubte ich, das Ziehen zu verstehen. Es wollte mich irgendwo hinbringen. Nur wohin? Und sollte ich unbedingt jetzt dort hin gehen? Ich hatte nicht mal richtige Kleidung oder Schuhe an, geschweige denn eine Waffe bei mir. Wenn mich jetzt jemand angreifen würde, egal ob Ork oder Spinne, hätte ich ein gehöriges Problem. Ich hatte mich gerade dazu entschieden, zurück zum Palast zu gehen, als ich schon wieder in diese eine Richtung gezogen wurde. Konnte mich dieses Ziehen nicht kurz in Ruhe lassen?

Ich drehte mich um und begann, zurück zu laufen, da fühlte ich mich plötzlich unwohl. Und je mehr Schritte ich zurück zum Palast machte, desto mehr musste ich mich anstrengen, nicht dem Gefühl nachzugeben und umzukehren. Als das nächste Ziehen kam, konnte ich nicht anders, machte ich auf dem Absatz kehrt und ging in die Richtung, in welche mich diese unsichtbare Macht zog. Augenblicklich ließ das komische Gefühl nach. Anscheinend wollte irgendetwas nicht, dass ich zurück zum Palast ging.

Also ließ ich mich einfach ziehen. Ich wusste nicht, in welche Richtung ich lief und ich wusste nicht, wohin. Die Bäume um mich herum wurden durch das fast nicht vorhandene Mondlicht in ein schwaches Licht getaucht, das es mir unmöglich machte, meine Umgebung zu erkennen. Ich fröstelte etwas in dem weißen Nachthemd und wünschte mich in mein Bett zurück, in Legolas Arme. Aber ich konnte nicht zurück und das ich nicht zwischen weitergehen und umkehren entscheiden konnte, machte mir Angst. Diese ganze Situation machte mir Angst.

Das Ziehen wurde stärker und ich lief schneller. Die kleinen Äste auf dem Boden piekten mir in die Fußsohlen und ich wäre am liebsten langsamer gelaufen, aber ich wurde von irgendetwas Mächtigem angezogen und so war es mir unmöglich, anzuhalten. Mein Herz begann, schneller zu schlagen und in meinem ganzen Körper breitete sich ein betäubendes Kribbeln aus. Was auch immer es war, dass mich zu sich rief, mein Körper verzehrte sich danach, während mein Kopf schrie, ich sollte umkehren und vor dem Unbekannten davon laufen.

Etwas weiter weg konnte ich eine Lichtung zwischen den knorrigen Bäumen ausmachen. Und ich hielt direkt auf sie zu. Mein Körper beschleunigte meine Schritte wie von selber und nun rannte ich die letzten paar Meter zu meinem Ziel. Ich konnte spüren, dass sich auf dieser Lichtung die Antwort auf die Herkunft meines Gefühls befand. Ich brach zwischen den Bäumen hervor und hielt abrupt an, als ich eine Gestalt Mitten auf der Lichtung erblickte, die sich in einen schwarzen Umhang gehüllt hatte und einen Köcher mit Bogen und Pfeil auf dem Rücken trug. Diese Gestalt... ich erkannte sie. Genauso einen Mantel hatte der Mann in meiner Vision getragen. Würde ich nun herausfinden, wer er war und was er wollte? Ich machte einen Schritt nach vorne und erhob meine Stimme: "Wer seid ihr?"

Mein Herzschlag verdoppelte sich, als der Mann die Kapuze seines Umhangs zurück schlug, sich zu mir umdrehte und mir so die Person offenbarte, die ich vollkommen vergessen hatte.  "Adriel?!"

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Jetzt wirds ernst, Freunde. Da die nächsten paar Kapitel sehr, sehr nah beieinander hängen, überlege ich, alle drei Tage ein Kapitel hochzuladen, bis sie das nicht mehr tun. Was haltet ihr davon?

𝙳𝚒𝚎 𝙼𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝚃𝚛ä𝚞𝚖𝚎 - 𝙻𝚎𝚐𝚘𝚕𝚊𝚜 𝚏𝚏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt