Kapitel 14

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Amelie's Sicht
Eine sanfte, aber leicht schmerzhafte Berührung in meinem Gesicht lässt mich aufwachen. Ich zucke leicht zusammen, aber kann meine Augen noch nicht öffnen. Sofort hört die Berührung auf meiner Nase auf und ich nehme die ruhige Atmung und die Nähe einer Person wahr. Um zu wissen wer da neben mir sitzt, versuche ich meine Augen zu öffnen und schaue direkt in diese wunderschönen braunen Augen. Ein kaum merkbares Lächeln umspielt meine Lippen. Jake schaut mich besorgt und fragend an. Was ist denn los? Warum ist er überhaupt hier und wann ist er denn gekommen? Jake scheint meinen verwirrten Blick bemerkt zu haben, denn er bricht als Erster die Stille: "Kannst du dich... ich meine.. weißt du noch was vorhin passiert ist?" Was meint er denn?
Als ich mich dann aufsetzen will, damit ich besser sprechen kann, durchzieht meinen Körper und vorallem mein Gesicht einen störenden Schmerz und ein kleiner, leiser Schrei verlässt meine Kehle. Und plötzlich erscheint mir alles, was heute geschehen ist, vor meinem inneren Auge. Meine Augen füllen sich augenblicklich mit Tränen und ich fange leise an zu schluchzen. Jake zieht mich sofort in eine warme Umarmung und streicht mir sanft mit einer Hand über den Rücken. Ich schließe meine Augen und einzelne Tränen verlassen schließlich meine Augen und ich schniefe in sein T-Shirt. Als er sich langsam von mir löst, legt er seine Hände auf meine Wangen, streicht meine Tränen weg und schaut mir beruhigend in die Augen. Seine Nähe tut gerade echt gut und langsam werden meine Tränen weniger, bis sich schließlich keine Träne mehr den Weg durch meine Augen bahnt. Jake nimmt seine Hände von meinen Wangen, aber ohne den Blick von meinen Augen zu nehmen.
"Wo ist meine Mutter?", frage ich leise. Ich bin gerade einfach nicht im Stande lauter und deutlicher zu sprechen. "Sie ist unten bei meinem Vater. Mach dir keine Sorgen!", sagt er beruhigend. "O..ok.. Was machst du eigentlich hier?..Und dein Vater? Wie kommt es eigentlich, dass ihr hier seid? Und wo ist mein Vater? " Diese Fragen interessierten mich einfach im Moment zu sehr. "Mein Vater und ich wollten vorhin etwas trainieren gehen, als wir deine Mutter jemanden laut beschimpfen hören haben und mein Vater Marc eh vorher in euer Haus laufen sehen hat, sind wir natürlich irgendwie vom Schlimmsten ausgegangen... und sind zu eurer Haustür gelaufen. Dann haben wir noch einen Schlag, der dann wahrscheinlich dir galt, und zwei Schreie wahrgenommen und haben schnell die Tür geöffnet. Mein Dad hat Marc, also dann deinen Vater, einmal ins Gesicht und in den Bauch geschlagen, rausgeworfen und sich dann um deine Mutter gekümmert. Du warst bewusstlos und deshalb habe ich dich in dein Zimmer gebracht und ja.. jetzt sind wir hier.", erzählt er mir langsam. Die beiden haben uns gerettet. Wer weiß, was mein Vater wieder mit meiner Mum angestellt hätte.
"D-danke.", bringe ich nach einer kurzen Stille leise hervor. "Nichts zu danken. Das war selbstverständlich, Amelie.", lächelt er mich an. Ich versuche zurückzulächeln, was mir auch leicht gelingt.
Nach einer Zeit, in der wir uns einfach nur weiterhin angeschaut haben, unterbreche ich ich die Stille wieder: "Woher kennst du.. oder.. woher kennt ihr meinen Vater überhaupt?" Er zögert kurz, doch beantwortet dann meine Frage: "Er war mal ein Freund meines Vaters, doch seitdem mein Dad wusste, dass Marc seine eigene Frau schlägt und dann auch noch vor Gericht kam, war diese Freundschaft auch beendet. Mein Dad wollte einfach nichts mit so einem...Abschaum zutun haben."
Ich nicke, wende meinen Blick von ihm ab und suche auf meinem Nachttisch nach meinem Handy. Als ich es dann gefunden habe, gucke ich schnell wie viel Uhr es ist. Es ist gerade mal 18 Uhr. Ich lege mein Handy zurück und bemerke dabei das Arzneizeugs, das auch auf meinem Nachttisch liegt. Ich sehe kurz Jake fragend an und dann auf seine eine Hand in der ein blutiges Tuch liegt. Ich schaue wieder in sein Gesicht, als er zu reden beginnt: "Ach, genau.. ich wollte.. äh...eigentlch deine Nase etwas...ehm.. in Ordnung bringen." Während er spricht, kratzt er sich leicht verlegen am Hinterkopf. Das sieht echt süß aus. "Oh, achso..", erwidere ich nur und senke meinen Blick.
Nach kurzer Zeit, legen sich vorsichtig zwei seiner Finger unter mein Kinn und heben meinen Kopf an, sodass ich ihm wieder in die Augen sehe. Er sieht mir auch noch kurz in die Augen, hebt dann seine Hand mit dem Tuch und fängt an das restliche Blut an meiner Nase abzutupfen. Seine Finger verweilen, bei seinen Berührungen in meinem Gesicht, unter meinem Kinn.
Nebenbei mustere ich ihn ein bisschen, da er im Moment ziemlich konzentriert darauf ist meine Nase zu verarzten. Er sieht gut aus, wie immer. Seine dunkelbraunen Haare hat er leicht hochgegelt. Aber nicht so, dass es schleimig aussieht, sondern eher dezent und lässig.
Als dann kein Blut mehr unter und an meiner Nase ist, nimmt er sich ein Plaster und klebt es vorsichtig auf meine Nase. "Soo.. fertig!", sagt er schließlich und schaut mich wieder an. "Wie geht's dir jetzt?" "Gut, danke.", lächel ich ihm zu. "Willst du mal zu deiner Mutter runter?", fragt er mich lächelnd. "Ja", antworte ich kurz und mache Anstalten aufzustehen, doch vergeblich. Ein Schmerz durchfährt meinen Körper und mir wird leicht schwindelig. Ich mache ein schmerzverzerrtes Gesicht und lass mich zurück in mein Bett fallen. "Warte..ich helfe dir.", murmelt Jake, steht auf und reicht mir seine Hand. Diese nehme ich dankend an und lasse mich vorsichtig von ihm hochziehen. Mir ist zwar etwas schwummrig, aber Jake legt sofort von der Seite eine Hand um meine Taille und läuft mit mir zur Tür und dann langsam die Treppe runter. Es ist irgendwie schön zu wissen, dass er mir keinerlei Schmerzen zufügen möchte. Und das spürte ich in diesem Moment und auch in dem Moment, indem er meine Nase verarztete.
Unten angekommen, fragt er mich nochmal, ob alles okay sei. Ich bejahe diese Frage mit einem lächelnden Nicken. Er lächelt aufmunternd zurück und dann laufen wir ins Wohnzimmer, wo sich meine Mutter und wahrscheinlich Jake's Vater gerade unterhielten...

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