Kapitel 16

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Am nächsten Morgen wache ich durch ein Scheppern auf. Ich schrecke hoch und sitze kerzengerade in meinem Bett. Ich stehe auf, um runterzulaufen. Unten angekommen, höre ich leises Schluchzen. Ich laufe, nein, renne schon fast, in die Küche und dort entdecke ich meine Mutter zwischen lauter Scherben auf dem Boden sitzen. Ihr Rücken ist an den Schrank gelehnt und ihren Kopf hat sie in ihren Händen vergraben.
Ich laufe langsam auf sie zu und lege sanft eine Hand auf ihre Schulter: "Mom?" Sie zuckt leicht zusammen und hebt ihren Kopf. Ihr laufen wenige, einzelne Tränen die Wangen runter und ihre rechte Hand blutet etwas. Mir ist klar, dass sie nicht wegen der blutenden Hand weint.
"Es..es tut mir l..leid, wenn ich dich geweckt habe, Spätzchen.", bringt sie schließlich hervor und erzwingt sich ein kleines Lächeln. Ich schüttele nur den Kopf und gehe vorsichtig, wegen den ganzen Scherben, auf die Spüle zu, nehme mir ein kleines Handtuch und lasse kaltes Wasser darüber laufen. Als ich damit fertig bin, laufe ich wieder zwei Schritte auf sie zu, hocke mich vor sie hin und halte ihr meine Hand hin. Sie schaut mich an und gibt mir dann ihre blutende Hand. Ich drücke ihr das nasse Handtuch auf die Innenfläche ihrer Hand, da dort die Wunde ist, aber so dass es nicht so sehr wehtut. Sie verzieht kurz schmerzend ihr Gesicht, doch dieser Geischtsausdruch ist so schnell weg wie er gekommen ist.
Inzwischen guckt sie irgendeinen Punkt an der Wand an, wahrscheinlich um meinem Blick auszuweichen. Doch als ich sie frage, was denn passiert ist, guckt sie mich wieder an. Sie senkt kurz ihrem Blick und deutet dann auf die Küchentheke. Ich schaue sie fragend und verwirrt an. Sie nickt nur und daraufhin stehe ich auf, um zusehen, was sich dort befindet.
Ich schaue auf die Theke und entdecke einen Brief. Ich nehme ihn die Hand, zeige ihn mit einem Meinst-Du-Das-Blick meiner Mutter und sie nickt traurig. Ich falte den Brief auf und beginne zu lesen...
Ich fass es nicht! Das kann doch nicht sein Ernst sein? Ein kleiner Stich durchzieht mein Herz und eine Träne läuft meine Wange runter, doch ich wische sie sofort wieder weg. Wut und Trauer steigt in mir auf und ich stehe trotzdem noch immer dort und starre diesen Brief an. Meine Mutter fängt an zu sprechen: "Ich habe vorhin ein Glas Wasser getrunken...und dann.. hab ich das gelesen. Ich war so geschockt, dass ich...das Glas eben fallengelassen habe." Sie klingt ziemlich traurig und ich kann aus dem Augenwinkel erkennen, dass sie wieder auf einen Punkt an der Wand starrt. Zusätzlich laufen ihr ein paar wenige Tränen die Wange runter. Ich erwache endlich auch aus meiner Starre, hocke mich wieder vor sie hin und beginne zu reden: "Mom! Das kann und wird er nicht schaffen, niemals! Wie denn bitte auch? Bei dem, was er alles gemacht hat. Schau mich bitte an, Mom!", sie blickt mir niedergeschlagen in die Augen und ich nehme ihr Gesicht in meine Hände, "Er schafft es nicht! Wir werden alles dafür tun und das wird nicht mal viel sein, was wir tun müssen." Ich gucke ihr intensiv in die Augen und sie seufzt einmal tief: "Vielleicht hast du Recht, aber...aber er kann doch einen auf nett und verändert tun.." "Das tut er wahrscheinlich auch, aber wir sind ein Team und schaffen das zusammen.", motiviere ich sie weiterhin, obwohl ich mir eigentlich selbst nicht mal sicher bin, ob wir das hinkriegen, doch ich musste stark sein. Für meine Mutter. Und etwas für mich. Aber in mir kochte im Moment eigentlich nur teuflische Wut und Hass, das ich etwas zu verstecken versuchte, doch sie war einfach tottraurig, was ich auch gut nachvollziehen kann.
Sie nickt langsam und ich nehme sie daraufhin fest in den Arm. Wir sitzen eine ganze Weile so auf dem Küchenboden.
Als wir uns aus der Umarmung lösen, lächele ich sie an. Sie erwidert dieses Lächeln, steht auf und fängt an die Scherben afuzusammeln. Ich tue es ihr gleich und will ihr helfen, doch sie stoppt mich und meint, dass sie das alleine macht und ich mich erstmal anziehen soll. Ich will protestieren, doch sie schüttelt den Kopf und schiebt mich aus der Küche. Ich drehe mich noch einmal um und sie wirft mir noch ein Lächeln zu. Ich erwidere dieses und gehe dann in mein Zimmer.
Ich schmeiße mich erst noch einmal auf mein Bett und starre die Decke an.
Wieso muss er uns das antun? Hat er uns das Leben nicht schon genug zur Hölle gemacht? Anscheinend ja nicht...
Ich habe von dem Brief nur den ersten Satz gelesen und ich hab ihn immernoch Wort für Wort in meinem Kopf:...

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Naa, was denkt ihr steht in dem Brief?:)

Love is complicatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt