Kapitel 28

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"Ehm...sorry, ich wollte nicht stören. Ich..ich dachte du wärst alleine..", er kratzt sich etwas verlegen am Kopf und deutet auf Mel, die, trotz ihrer Sorge um Tom, grinsend hinter mir steht. "Ich denke ich gehe lieber wieder...ich...tschau."

Er wollte gerade umdrehen, als Mel schnell etwas vortritt: "Nein, hey, warte. Ich lass euch ruhig alleine. Ist kein Problem. Ich geh einfach in dein Zimmer, ok, Ami?" Sie schaut mich eindringlich an und ich schaue wieder zu Jake, der sie fragend anguckt. "Komm jetzt endlich rein. Es zieht!", ergänzt sie und zieht Jake mit ins Haus und schließt die Tür.

Ich weiß nicht, was ich zu dieser Situation sagen soll, da mir das echt seltsam vorkommt, deshalb sage ich nichts und schaue Mel einfach nur hinterher, die gerade die Treppe hochläuft, nachdem sie die Worte 'Ich bin dann mal oben' leise zu mir geflüstert hatte. Mit einem letzten Grinsen verschwindet sie dann auch durch die Tür in mein Zimmer. Wieso macht sie das? Denkt sie echt wirklich ich stehe auf ihn? Denke ich denn ich stehe auf ihn? Ach, mist. Ich weiß es nicht.

Mit einem dezenten Räuspern weckt mich Jake aus meiner Starre: "Du, ich wollte euch wirklich nicht stören. Ich gehe wieder."
Er lächelt mich an, doch man sieht ihm an, dass er eigentlich nicht gehen möchte. Er macht Anstalten zu gehen, doch ich halte ihn davon ab: "Nein, ist schon ok. Lass uns ins Wohnzimmer setzen."
Ich werfe ihm ein nettes Lächeln zu und ziehe ihn leicht mit uns Wohnzimmer. Wir setzen uns nebeneinander auf die Couch.

"Willst du vielleicht was trinken?" Er schüttelt nur den Kopf: "Danke."
"Also, was ist los? Was machst du noch hier?", beginne ich nach einer kurzen Stille das Gespräch.
Er zögert, doch antwortet mir dann: "Ich habe Tom angerufen. Seine einzigen Worte auf die Frage, was mit ihm los ist, waren, dass ich ein verlogener Bastard bin und er nichts mehr von mir wissen möchte. Du musst wissen, dass wir nicht einfach nur Kumpels sind, nein, wir sind Brüder. Wir kennen uns schon unser Leben lang. Und es ist nicht die Tatsache, dass er mich als einen verlogenen Bastard bezeichnet, sondern, dass ich das Gefühl habe, dass er mich wirklich hasst. Aber so richtig. Das Schlimme ist, das ich nicht weiß wieso.", er fährt sich verzweifelt durch sein Haar.

Ich habe noch nie einen Jungen gesehen, den soetwas so doll bedrückt. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, das das nicht alles ist.

"Wenn ihr wie Brüder seid, dann könnte er dich doch niemals hassen. Ihr solltet einfach miteinander reden, wenn er sich etwas beruhigt hat. Denke ich.", erwidere ich ihm und er dreht seinen Kopf zu mir.
Er nickt langsam und wendet nebenbei seinen Blick wieder auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers.

"Das ist nicht alles, oder?", frage ich zögerlich und konzentriere mich auf seinen Gesichtsausdruck.
"Meine Mum...", murmelt er leise, so dass ich es fast nicht verstanden habe. "Was ist passiert?", hake ich nach.

Wieso ziehe ich ihm eigentlich alles aus der Nase, wenn er doch hergekommen war, um mit mir zu reden?

"Sie war da und wir haben uns gestritten. Sie hat sich darüber aufgeregt, dass ich auf 'ner Party war, obwohl ich ja weiß, dass sie da ist und mir gesagt, ich seie undankbar, weil sie die ganze Zeit für mich arbeiten ist, damit ich ein Dach über'm Kopf und was zu Essen habe. Ich hab ihr darauf nur mit einem verspottenden Schnauben geantwortet, was sie sehr aufgeregt. Und dann bin ich hier her gekommen.", erzählt er und schaut mich mit einem verzweifeltem Blick an.

Ich kann mir nur zu gut denken wie er sich fühlt. Als hätte er eigentlich keine Mutter. So wie er das erzählt, hört es sich zumindest so an. Und ich denke nicht, dass sich dieses Gefühl nicht großartig davon unterscheidet keine Vater zu haben. Es ist einfach schrecklich.

"Erklär ihr das doch mal. Wenn du dem Gespräch durchgängig aus dem Weg geht, kann sich einfach nichts ändern.", versuche ich ihn zu ermutigen.
"Wenn ich ehrlich bin, will ich nicht mal, dass sich etwas ändert. Sondern, dass die mich einfach in Ruhe lässt. Sie hat sich früher nicht für mich interessiert, dann soll sie das jetzt auch nicht.", erwidert er mit kühler Stimme und dreht seinen Kopf wieder zur Wand. Seine Stimme jagt mir beinahe einen Schauer über den Rücken.

"Aber sie ist deine Mutter und sie liebt dich. Das tut ihr doch sicher auch weh, ihren Sohn so selten zu sehen. Aber vielleicht geht es einfach nicht anders. Ich denke, sie will einfach nicht mehr, dass du so einen Zorn auf sie hast.", sage ich ihm und lege eine Hand auf seine Schulter.

Ich spüre, wie er sich unter meiner Hand anspannt und plötzlich steht er auf und beginnt, mich etwas anzuschreien: "Meine Mutter und Liebe zu ihrem Sohn? Sie war nie, einfach nie, da. Alles habe ich mit meinem Vater kennengelernt, obwohl meine Mutter ebenso hätte da sein können. Und als ob, sie die ganze Zeit nur arbeitet, würde mich nicht wundern, wenn sie noch ein paar Affären mit irgendwelchen Arschgeigen hätte. Sie hat sich nie für mich interessiert und jetzt auch nicht. Sie will bloß sagen können eine kleine, glückliche Familie zu haben. Das hat sie schon immer getan und wird es auch immer tun. Also, was weißt du schon? Du kennst mich und meine Familie kein Stück, also red' nicht so 'ne Scheiße, wenn du keine Ahnung hast!"

Und so schnell, wie er zur Tür rausgerannt ist, konnte ich nicht mal realisieren, was er gesagt hat.
War das sein Ernst? Erst kommt er bei mir an und will reden und erzählt mir, was los ist. Dann will ich ihm helfen und er schreit mich so an. Was soll denn sowas?

Plötzlich steht Mel im Wohnzimmer und schaut mich fragend an: "Was ist denn passiert?"
Ich schaue zu ihr und sage: "Lass uns hochgehen, dann erzähl ich es dir."
Gemeinsam gehen wir die Treppe hoch. Oben angekommen setzen wir uns auf mein Bett und ich erzähle ihr kurz von dem Gespräch zwischen mir und Jake.

"Vielleicht war er einfach schon zu gereizt und ist deshalb bei deinen Wörtern sofort ausgetickt.", versucht Mel mich davon zu überzeugen, dass er es nicht so meinte, doch ich erwidere: "Aber ich wollte ihm doch nur helfen, wieso muss er mich denn gleich so blöd anmachen, dass ich keine Ahnung hätte und sowas."

"Mach dir einfach nicht mehr so einen Kopf darüber. Das wird sich schon klären. Lass uns schlafen, ich bin müde und du sicher auch.", sagt Mel, legt sich hin und zieht sich die Decke über.

Ich lege mich neben sie und ziehe mir die Decke bis zum Kopf. Wir quatschen noch ein bisschen, bis ich mit den Gedanken bei Jake schließlich einschlafe..

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Scheiß Reaktion von Jake?
Was denkt ihr: Ist es ihm egal, wie er sich Verhalten hat?

Love is complicatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt