»The nail that sticks out
gets hammered down.«
- Japanese proverb
16. KAPITEL – SNAKES AND STONES
HOGWARTS, 30.10.1941Wäre es nicht so ein... riesiger Jammer, wenn dieser Vorhang, hinter dem du dich verkriechst, sich einfach in Luft auflösen würde und jeder dich sehen könnte?
Irene hatte keine Ahnung, wie lange sie noch in diesem dunklen Korridor verharrt hatte. Sie war wie gelähmt gewesen und das, obwohl jeder ihrer Instinkte sie angeschrien hatte zu rennen, so schnell und so weit, wie sie nur konnte. Doch da war kein Ausweg gewesen. Kein Entkommen. Als Tom Riddle auf dieser Treppe gestanden hatte, mehrere Stufen zwischen ihnen, und ihr diese Drohung mit so viel Samt in seiner Stimme zugesäuselt hatte... Irene hatte sich in jenem Moment mehr in die Enge getrieben gefühlt als damals in der Bibliothek, wo er sie wortwörtlich in die Enge getrieben hatte.
Genauso wenig hatte Irene eine Ahnung davon, wie sie zurück zum Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs gefunden hatte. Oder zu ihrem Schlafsaal. Oder ihrem Bett. Sie konnte sich vage daran erinnern, die anderen Mädchen mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede abgewimmelt zu haben, ehe sie die gelben Vorhänge zugezerrt hatte und unter ihre Patchworkdecke gekrabbelt war. Der konkrete Laut ihrer eigenen Worte war Irene entflohen. Stattdessen waren es seine, die die ganze Nacht lang in ihren Ohren widergehallt hatten und es auch noch am nächsten Morgen taten, während sie unter der Dusche so starr wie eine Statue dabei zuschaute, wie die Seifenlauge im Abfluss verschwand.
Wäre es nicht so ein... riesiger Jammer, wenn dieser Vorhang, hinter dem du dich verkriechst, sich einfach in Luft auflösen würde und jeder dich sehen könnte?
Trotz des dampfend heißen Wassers, das auf sie niederprasselte, fror Irene. Genau genommen hatte Irene nicht aufgehört zu frieren, seitdem in jenem Korridor das Feuer der Fackel erloschen war und ihre Welt in Finsternis getaucht hatte.
Wäre es nicht so ein... riesiger Jammer... so ein riesiger Jammer?
Irene runzelte die Stirn – ein zäher und mühsamer Akt. Irgendetwas an den Worten, an der Art und Weise, wie er die Buchstaben ausgesprochen hatte, kam ihr seltsam vertraut vor. Jammer... So ein riesiger Jammer... Der Klang, die Betonung, der subtile Sarkasmus, der einem, der es nicht besser wusste, glatt entwischen konnte. Jammer... riesiger Jammer... Wann und wo hatte sie das alles schon einmal gehört? Jammer... riesiger Jammer... so ein riesiger Jammer... so ein riesiger Jammer aber auch, dass–
So ein riesiger Jammer aber auch, dass du nicht einfach in meinen Kopf spicken kannst.
Irene stöhnte leise auf. Natürlich... Ihr eigener Mund hatte diese Worte exakt so von sich gegeben – kurz bevor sie sich gewundert hatte, was Tom Riddle ihr schon antun könnte, das schlimmer wäre als die stechenden Kopfschmerzen, die seine penetranten Legilimentik-Angriffe bei ihr auslösten.
Nun verschwendete Irenes Vorstellungskraft keine Sekunde, dieser Frage Antworten zu liefern.
Seinen Aktionen und Reaktionen nach zu urteilen lag es zwar in Tom Riddles Interesse, seine scheinbar weiße Weste rein zu halten und kein schlechtes Licht auf sich zu werfen – schließlich hätte er schon längst ganz bequem seinen Zauberstab gegen Irene erheben und die Informationen, nach denen er so offensichtlich lechzte, aus ihr herausquetschen können, und vielleicht hätte er das in der Bibliothek sogar getan, wenn es kein öffentlicher Raum gewesen wäre und Irene nicht dezent erwähnt hätte, dass sie dort nicht allein unterwegs gewesen war. Doch dieses mögliche Ausquetsch-Szenario war gerade nicht Irenes größte Sorge.
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Well Lived / Tom Riddle FF
Fanfic❝𝕋𝕙𝕖 𝕝𝕒𝕤𝕥 𝕖𝕟𝕖𝕞𝕪 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕤𝕙𝕒𝕝𝕝 𝕓𝕖 𝕕𝕖𝕤𝕥𝕣𝕠𝕪𝕖𝕕 𝕚𝕤 𝕕𝕖𝕒𝕥𝕙.❞ Er strebte nach ewigem Leben. Sie wollte nur eines zurück. Beide sagten Tod den Kampf an. Zwei gewannen. Irene Atkins wuchs bei der Wache auf, einer Widers...