To Be, or Not to Be

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»So many things are possible
just as long as you don't know they're impossible.«
- Norton Juster


9. TO BE, OR NOT TO BE
HOGWARTS, 13.10.1941

Irene fühlte sich unwohl.

Das war an sich nichts Besonderes, genau genommen hatte Irene seit ihrem kleinen... Affekt nie wirklich aufgehört, sich unwohl zu fühlen, wie das verwundete Tier am Straßenrand – speziell in Cordelias Gegenwart. Jedoch war Cordelia gerade nicht hier, nicht einmal in der Nähe. Es waren nur Irene und Zarina, die zu dieser frühen Stunde in der Eingangshalle anzutreffen waren, nachdem sie von ihrem Morgenlauf zurückgekehrt waren... und trotzdem fühlte Irene sich unwohl.

Allerdings war es dieses Mal eine andere Art von unwohl. Diese Art löste in ihr nicht das Verlangen aus, sich ins nächstbeste Loch zu verkriechen. Nein, diese Art ließ die feinen Härchen auf Irenes Armen zu Berge stehen, und ein unangenehmes Prickeln breitete sich in ihrem Nacken aus. Sie widerstand dem Drang, sich dort zu kratzen. Ihre Finger zuckten neben ihrer Hosentasche, wo sich ihr Zauberstab befand.

»...und vielleicht sollte jemand Adrian mal erklären, dass es Zauberschnippschnapp heißt, nicht Zauberstripschnapp...«, schwatzte Zarina vor sich hin, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Irene haargenau zu schildern, was sie alles »in ihrem Rausch« von der Party verpasst hatte. »...dann hat er auch noch angefangen den Charleston zu tanzen, obwohl jeder ganz genau weiß, dass...«

Zarinas Stimme verblasste allmählich in den Hintergrund, während Irenes Schritte sich verlangsamten. Sie blieb ein paar Meter vor der Großen Treppe stehen und starrte die marmornen Stufen mit solch einer Intensität an, als könnte das ihre Augen dazu bringen, um die vielen Ecken und Windungen zu spähen. Irene neigte den Kopf zur Seite. Ihr Ohr versuchte, etwas anderes als Zarinas Worte aufzufangen. Sie konnte das laute Schnarchen und Gähnen einiger Porträts vernehmen, das entfernte Knirschen von Stein auf Stein, und–

»Hey, hörst du mir eigentlich zu?!«, rief Zarina, die erst vor der offenen Tür zur Großen Halle bemerkt hatte, dass Irene nicht mehr neben ihr war.

»Hm? Natürlich, klingt toll...«, murmelte Irene abgelenkt und ihre Finger glitten in ihre Hosentasche, wo sie sich um ihren Zauberstab schlossen.

»Toll?! Ich hätte fast 'ne Glatze bekommen!« Zarina zog eine Schnute und griff in ihre wilde Mähne. »Und ich mag meine Haare, die sind 'n tolles Polster bei Quidditch...« Sie ließ die Hand wieder sinken und stemmte sie stattdessen mit ihrer anderen in die Hüften. »Was machst du da überhaupt? Bist du etwa immer noch betrunken?« Sie lief auf Irene zu, die sich sofort zwischen Zarina und die Treppe schob, sodass sie nun mit dem Rücken zu den Stufen stand und den Körper des jüngeren Mädchens mit ihrem eigenen abschirmte. 

Irenes Finger hatten sich dabei nie auch nur einen einzigen Millimeter von ihrem Zauberstab gelöst. Sie vergrub auch die linke Hand in der anderen Hosentasche und nahm eine lockere Haltung ein, obwohl jeder Muskel in ihrem Körper sich dagegen sträubte und sie anflehte, sich doch bitte sofort wieder umzudrehen!

»Mir ist bloß eingefallen, dass ich noch zu Professor Stalk muss, um die Zeitungen abzuholen«, sagte Irene und lächelte, »aber das kann bis nach dem Frühstück warten.«

»Sicher? Wir können das auch jetzt schnell erledig–« Zarina war im Begriff gewesen, einen Schritt zur Seite zu machen, um an Irene vorbeizugehen, doch die hatte flink Zarinas Bewegung widergespiegelt und ihr kurzerhand den Weg abgeschnitten.

»Willst du wirklich in den sechsten Stock laufen für ein paar Zeitungen, die ich auch in der Mittagspause holen kann?«

Zarina verzog das Gesicht. »Sechster Stock?«

Well Lived / Tom Riddle FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt