Triggerwarnung: Tod, Blut, graphische Beschreibung von abgetrennten Gliedmaßen (Zehe und Hacke), Waffengewalt, Ableismus
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4 von 5 Sternen – Eine interessante und spannende Erzählung des alten Märchens
Wusstet ihr, dass ich ein Buchbewertungsbuch habe? Ja, ich auch nicht. Man sollte meinen, ich würde zumindest mal die bewerten, die ich schon lange gelesen habe, aber selbst die liegen nur in der Ecke und verstauben. Aber egal. Wir tun jetzt alle einfach so, als hätte ich einen geordneten Upload-Rhythmus und ihr hättet nicht monatelang auf eine neue Bewertung warten müssen.
Anyway. Stepsister von Jennifer Donnelly ist quasi eine Neuerzählung von Cinderella und quasi eine Weiterführung. Die Geschichte beginnt an der Stelle, an der das Märchen endet: Die Stiefschwestern sind gerade dabei, sich fröhlich die Füße zu zerschneiden, damit sie einen gläsernen Schuh anziehen können, um den Prinzen davon zu überzeugen, sie wären seine wahre Liebe. Was natürlich die einzig logische Entscheidung ist. Naja. Wir beginnen die Geschichte als mit Isabelle, Stiefschwester von (Cinder-) Ella, die sich gerade die Hacke absäbelt. Nicht, dass das wirklich Isabelles Entscheidung ist, denn ihre Mutter drängt sie und ihre Schwester Octavia dazu, damit sie eine finanzielle Sicherheit ergattern können.
Der Plan der Mutter geht leider nicht auf und der Prinz erkennt den Schwindel, heiratet Ella und zieht mit der zukünftigen Königin in den Palast, womit die beiden Isabelle, Octavia und die Mutter zurücklassen. Ohne Geld aber mit einem riesigen Haus auf sich allein gestellt, sind die Schwestern darauf angewiesen, dass sie ihre Habseligkeiten verkaufen. Das ist der Teil, wo die Geschichte so richtig beginnt und schnell zu einer Reihe an Unglücken wird, die den Schwestern widereilen.
Also, da ich dieses Buch vor Monaten gelesen habe (ich glaube, irgendwann im August??), weiß ich nicht mehr ganz genau, was so alles passiert, ich weiß nur, dass irgendwie der Kindheitsfreund von den Schwestern wiederkommt und die damalige Romanze zwischen ihm und Isabelle ist ein kleiner Nebenplot, den ich ganz niedlich fand. Weiterhin mussten Isabelle und Octavia lernen, dass ihre Mutter eine toxische, manipulative Person ist, die die beiden für ein Leib Brot wahrscheinlich verkaufen würde und müssen sich nun plötzlich in einer Stadt wiederfinden, in der man sie nicht mehr für die reichen Schwestern einer wohlhabenden Familie hält, sondern in der alle Bewohner von den schrecklichen Dingen wissen, die sie Ella angetan haben.
Isabelle, die schon immer eine Affinität für den Schwertkampf hatte, aber aufgrund ihres Geschlechts nie diesem Hobby nachgehen konnte, entpuppt sich als außerordentlich begnadete Schwertkämpferin und Taktikerin, womit sie einen neuen Traum für sich entdeckt: Sie will Kriegsherrin werden. (Zumindest glaube ich, dass es das war. Irgendwas mit dem Militär auf jeden Fall.)
Der große Hauptplot des Buches besteht darin, dass Isabelle ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss, um ihre Geschichte zu ändern. Wenn sie von einer gemeinen Stiefschwester zu einer angesehenen Schwertkämpferin werden möchte, dann muss sie drei Dinge wiederfinden, die sie in ihrer Kindheit verloren hat und die ihr durch drei Kleinode, die sie von der Feenkönigin bekommen hat, repräsentiert werden. (Denn irgendwie ist Magie ein großes Thema in der Geschichte, auch wenn sie nur sehr nebensächlich erwähnt wurde, was mich irgendwie manchmal irritiert hat, aber ok.) Um diese drei Dinge zu finden, muss Isabelle viele Hindernisse und Prüfungen widerstehen, die immerhin nicht daraus bestehen, dass sie einen Löwen bändigen oder so muss. Es sind eher Prüfungen des Geistes, die sich darauf beziehen, ob sie die mentale Willenskraft hat, sich wirklich zu ändern und wirklich ein besserer Mensch zu sein.
Alles in allem hat mir die Geschichte ziemlich gut gefallen, denn neben dem sehr erfrischenden Plot und den spannenden und gut geschriebenen Charakteren, gab es auch viele Dinge in der Welt, die mir sehr gefallen haben. Zum Beispiel, dass Ella als Königin von Frankreich plötzlich ja auch Macht hat und damit zur Zielscheibe werden kann, oder dass ein Krieg im Land herrscht, der nicht einfach nur nebenbei erwähnt wird, sondern das Leben der Charaktere bereits beeinflusst hat, als sie mitansehen müssen, wie die Männer des Dorfes einer nach dem anderen in den Krieg berufen werden und hoffnungsvolle junge Burschen erst dann wieder nach Hause kommen, als sie in einem Sarg über den Schotterweg gezogen werden. Es hat die brutale Realität eines Krieges sehr gut eingefangen, die weit über die blutigen Kämpfe hinausgeht, sondern auch die zurückgebliebenen Familien beeinflusst. Und in dem ganzen Setting passt die Figur der dickköpfigen und teils gemeinen Isabelle sehr gut hinein, denn diese harte Realität zeigt ihr erst, wie kurz ihr Leben doch eigentlich ist. Sie will es nicht mehr damit verschwenden, dass sie fies zu ihrer Stiefschwester ist oder irgendwelchen Träumen nachhängt, sie will die Dinge selbst in die Hand nehmen und diesen Aktivismus der Protagonistin hat mir sehr gefallen.
Allgemein muss ich sagen, dass die Charaktere das Beste am ganzen Buch waren. Der Plot war auch okay, aber sehr im Hintergrund. Von der großen Bedrohung der gegnerischen Armee hat man zwar schon früh gehört, aber sie war dann auch für 200 Seiten doch wieder nicht so wichtig, weil man sich dann mit Isabelles Kopf beschäftigt hat. Die vielen Dinge, die sie im Laufe der Geschichte lernt und tut reichen auf jeden Fall, damit man als Leser davon überzeugt ist, dass Isabelle doch ein guter Mensch ist, der sehr schlecht erzogen wurde. Das merkt man schon deutlich in den ersten Kapiteln, als man den Zwang der Mutter sieht, die selbst soweit geht, ihre eigenen Töchter zu verstümmeln, nur damit ihr sozialer Status aufrechterhalten wird.
Die beiden willensstarken Schwestern, die für die Zeit unkonventionelle Interessen aufzeigen (Isabelle an Schwertkampf und Octavia an Mathematik und Gleichungen), stechen durch ihren Wunsch heraus, das tun zu können, was ihnen gefällt, was ihnen aber eingeredet wird, wäre nicht richtig für sie. Es ist allen Leuten egal, dass Octavia mit ihrer Intelligenz viele Probleme des Dorfes regeln könnte, sie ist eine Frau, sie hat sich darum nicht zu kümmern und einen Mann zu heiraten. Ein Nebenplot der Geschichte ist auch, dass Octavia mit dem Nachbarsjungen verheiratet werden soll, den sie überhaupt nicht ausstehen kann und der sie genauso wenig leiden kann, aber man sieht im Verlauf der Geschichte, wie sie zumindest lernen sich als Person zu respektieren, die ihre eigenen Stärken und Schwächen hat.
Man könnte als Kritikpunkt angeben, dass das Buch einem Feminismus beinahe schon zu deutlich ins Gesicht drückt, aber eigentlich ist das ja nicht einmal etwas Schlechtes. Wenn man mal bedenkt, in was für einer Zeit wir leben, kann der Feminismus nicht laut genug sein und wenn ein junges Mädchen dieses Buch liest und sich klar wird, dass ihre Schwächen vielleicht auch irgendwann zu Stärken werden können, wenn sie an sich arbeitet, dann hat das Buch seinen Job auf jeden Fall getan. Ich frage mich ja, wie viele Mädchen in ihren Teenagerjahren wirklich gemein und fies sind, weil sie damit einfach ihre Schwächen verbergen wollen oder ihre Wut rauslassen, die sie in sich aufstauen, weil man ihnen von jeder Seite aus einreden will, wie sie ihr Leben zu leben haben. Wahrscheinlich ist das kein gutes Gefühl und dann kann man verstehen, dass einige von ihnen zu verbaler Gewalt gegen andere greifen, besonders gegen die, die in ihren Augen diese Probleme nicht haben.
Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass ich dieses Buch sehr genossen habe und es eins dieser Bücher ist, die ich auf jeden Fall noch einmal lesen möchte, schon allein, weil ich die Hauptfigur sehr mochte. (Außerdem bin ich immer ein Sucker für childhood friends to lovers und verkackte Geschwisterbeziehungen, das solltet ihr mittlerweile ja wissen.)
Habe ich das Gefühl, ich habe verlernt, wie man rezensiert? Ja. Hält mich das davon ab, diese Rezension hochzuladen? Äh, nö.
Also dann, man liest sich.
- Roiben
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Boy Meets Book
SonstigesIch bin der titelgebende Boy und ich meete books. Hier erscheinen Bewertungen und Rezensionen, zu den (realen) Büchern, die ich gelesen habe. Alles ist hundertprozentig subjektiv und entspricht lediglich meiner Meinung. Den Rest lest ihr im Erkläru...