Triggerwarnung: Alcohol, Mentions of Homophobia
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1,5 von 5 Sternen – Flache Geschichte mit flachen Stereotypen
Wie so immer, wenn ich Bücher lese, dann gehe ich gänzlich ohne Erwartungen heran, damit ich nicht enttäuscht werden kann und das war bei diesem Exemplar auch ziemlich gut so, denn sonst hätte ich es wahrscheinlich in den Müll geworfen, wenn ich nicht strikt gegen das Verstümmeln von Literatur bin. Auch wenn ich mir nicht sicher sein kann, ob ich dieses Buch als Literatur bezeichnen würde.
Been Here All Along von Sandy Hall verspricht mir bereits mit dem Klappentext und den dazugehörigen Review-Zitaten von ihren vorherigen Werken eine originelle, spannende aber auch leichte Romanze mit realistischer Teenager-Stimme und einer Menge Charme. Das such ich aber bisher immer noch, denn dieses Buch ist vieles, aber nicht originell oder spannend. Es ist, wie so häufig, ein Teen-Romance Buch mit Fokus auf einem homosexuellen Paar, dieses Mal bestehend aus Gideon und Kyle, Kindheitsfreunden und Nachbarn. Der Klappentext verspricht mir, dass Gideon immer einen Plan für alles hat und dass Kyles Platz im Basketball in Gefahr ist, während sich Gideon sowie seine Freundin Ruby merkwürdig verhalten. Also, von keinem hab ich um ehrlich zu sein was bemerkt.
Ich war mir am Anfang bereits bewusst, dass dieses Buch keine sehr tiefgründigen Charaktere oder Themen haben wird, dafür dass es mit seinen knapp 200 Seiten ziemlich kurz für ein YA-Buch ist. Das ist aber auch okay, ja? Nicht jedes Buch muss tiefgründig, deep und edgy sein, damit man es mögen kann. Man kann auch oberflächlich angekratzte Dinge mögen. Wenn man aber ein Buch schreibt und eine Romanze darin einbauen will – oder eher diese Romanze der Hauptfokus des Buches sein soll, dann erwarte ich eigentlich, dass ich die Gefühle dahinter verstehen kann.
Das tue ich hier aber nicht und ich habe einmal wieder das Gefühl, dass es daran liegt, dass dieses Buch von einer heterosexuellen Frau geschrieben wurde, die sich ganz deutlich damit auf die Schulter klopfen kann, wie akzeptierend sie doch ist. Wartet, ich kotz mal kurz ins Treppenhaus...
Die „Romanze" zentriert sich um drei Charaktere – Gideon, Kyle und Ruby. Klassisches Love Triangle, wie es in so gut wie jeder YA-Romanze vorkommt. Um aber gleich mit dem Fakt aufzuräumen, dass Sandy Hall hier überhaupt nicht auf irgendwelche Tiefe, Charakterentwicklung oder sonstiges eingehen will, sondern sich lediglich den Orden für „Hetero-Frau hat Queere-Menschen repräsentiert" anstecken will, umgeht sie jedwede Hürde für die Romanze der beiden männlichen Protagonisten, indem sie Kyle in den ersten Seiten direkt als bi etabliert. Bevor ihr jetzt alle applaudiert und Sandy Hall in den Himmel lobt, muss man dazu sagen, dass seine Sexualität lediglich ein Plot Device ist, damit sowohl Gideon als auch Ruby ein einfacheres Leben haben können. Von der Biphobie mal abgesehen, die quasi um das ganze Buch drumgewickelt ist.
Zur Erklärung: Kyle outet sich ungefähr 15 Seiten ins Buch vor Ruby als bi, seiner Freundin von sechs Monaten, weil er sich endlich sicher genug damit fühlt, ihr dieses Teil seines Inneren anzuvertrauen. Nun haben wir hier drei Optionen, wie die Story weitergehen kann.
A) Ruby ist glücklich für Kyle und will den Grund verstehen, wieso er den Schritt endlich wagen konnte.
B) Ruby akzeptiert es, dankt Kyle und macht dann damit weiter, sein Coming Out komplett um sich herum zu zentrieren, sowie ihm Vertrauensbruch vorzuwerfen, weil er nicht sofort mit der Wahrheit herausgerückt ist.
C) Sie alle sterben in einem Flammenmeer.
Wer sich für Option C entschieden hat, der wollte das Beste aus der Situation holen. Leider ist Option B aber die, die Sandy Hall hier nutzt. Im ersten Moment ist Ruby ganz begeistert davon und natürlich total unterstützend, aber einen Tag später, wirft sie ihm vor, dass er ihr nicht vertrauen würde, dass er ihr sowas nur antun würde, um sie zu hintergehen (???) und dass sie nicht mehr weiß, ob sie ihm jetzt vertrauen kann. Man sieht ganz deutlich: Hier war eine heterosexuelle Frau am Werk, die all ihre queeren Informationen aus Fanfictions von 15-jährigen hat.
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Boy Meets Book
RandomIch bin der titelgebende Boy und ich meete books. Hier erscheinen Bewertungen und Rezensionen, zu den (realen) Büchern, die ich gelesen habe. Alles ist hundertprozentig subjektiv und entspricht lediglich meiner Meinung. Den Rest lest ihr im Erkläru...