opposite of always - justin a. reynolds

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Triggerwarnung: Tod (sagt mir Bescheid, wenn ich welche ergänzen soll!)

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2,5 von 5 Sternen – Guter Start, schwacher Abgang

Manchmal, da gibt es Bücher, die klingen gut und werden von vielen Leuten angepriesen, aber dann lese ich sie und frage mich, ob nur mir diese negativen Dinge auffallen. Eines dieser Bücher ist Opposite of Always von Justin A. Reynolds, welches dieses Jahr, 2019, im Macmillan Verlag herauskam. Da besonders Becky Albertalli, Autorin von Love, Simon, der Meinung war, dass es ein „Wise, heartfelt, and infinitley charming" Buch ist, habe ich es in meinen Einkaufswagen gelegt.

Aber worum geht es? Jack und Kate treffen sich auf einer Party und verlieben sich quasi sofort ineinander. Alles scheint toll, aber dann stirbt Kate – und Jack wacht wieder auf. Er ist wieder auf der Party und trifft Kate erneut. Anscheinend ist es seine Aufgabe, Kate zu retten. Jedes Mal, wenn sie stirbt, erlebt er die Geschichte erneut.

Was mir gleich schlecht bei dem Buch auffiel – quasi der Prolog – ist eine Erzählung eines der letzten Kapitel, aber anstatt mich damit neugierig zu machen, wieso und weshalb das so weit kommt, bin ich nur verwirrt, warum diese Entscheidung getroffen wurde, es an diese Stelle zu packen, zumal Erzähler Jack uns danach erstmal mit einem ganzen Batzen an Infodump vollscheißt, der eigentlich nur dem dient, uns zu erklären, dass er einer dieser Typen ist, die noch nie eine Freundin hatten und er ja so sehr in seine beste Freundin Jillian verliebt ist, die aber mit seinem besten Freund Franny zusammen ist – Liebesdreieck und wir haben noch nichtmal den Love Interest getroffen... mach das nach.

Und weil Jack natürlich kein Glück in der Liebe hat und eher der schüchterne, nerdige Typ ist, trifft er auf der Party sofort Kate. Und Kate ist natürlich das Gegenteil von ihm; laut und extra und meinungsstark. Man könnte sie tatsächlich beinahe mögen, wenn da nicht das winzige Problem ist, dass sie extrem langweilig ist.

SPOILER

Denn Kate ist schwer krank. Als sie und Jack sich treffen, ist sie in einer guten Verfassung, aber wenige Monate später stirbt sie an ihrer Erkrankung. Und ob ihr es glaubt oder nicht, das ist so ziemlich ihr einziger Grund, in dieser Story wichtig zu sein. Sie ist der Katalysator, der Jack immer wieder in der Zeit zurückschickt, weil sie ja immer wieder stirbt. Also muss Jack einen Weg finden, sie zu retten.

Als ich das gelesen habe, habe ich die Augen stark verdreht. Schwerkrankes Mädchen trifft süßen Typen und sie verlieben sich unendlich ineinander, obwohl ihre einsame Gemeinsamkeit eigentlich nur ist, dass sie dieselbe Art von Cerealien mögen. Schwerkrankes Mädchen stirbt aber, weil sie eben schwerkrank ist und es ist alles ganz schrecklich.

Das ist der Plot.

Lasst mich mal erklären, was hieran nicht gut ausgearbeitet ist.

Jack erinnert sich an alles, wenn er wieder zurückkehrt, die anderen Charaktere aber nicht. Heißt, alles, was er ihnen so erzählt oder mit ihnen macht, ist nichtig. Richtig, es interessiert keinen. Kate stirbt, wen kümmerts, wir versuchens neu. Jacks bester Freund Franny wird angeschossen und hasst ihn? Was soll mich das interessieren, wir kehren eh zurück. Jack küsst lieber Jillian und will Kate vergessen? Ok, aber in zwanzig Seiten sind wir eh wieder am Anfang.

Ihr seht, keiner der Charaktere – Jack mal außen vorgelassen – kann an den Geschehnissen des Buchs wachsen. Sie sind ja nicht wirklich passiert. Alles, was Jack also tut, ist vollkommen egal, weil er eh alles wiederholen muss, sobald Kate draufgeht, was sie in jeder Zeitlinie tut, weil er nicht die richtige Medizin für sie findet.

Ich hasse es. Dieses Prinzip des Buchs, meine ich. Nicht das Buch an sich. Das ist... ganz okay. Es ist nicht schlecht, aber eben auch nicht gut. Es ist einfach ein Buch, welches ich gelesen habe.

Für mich hat es keinerlei Sinn und Nutzen, diese ganzen Geschehnisse zu lesen, wenn sie doch eh niemanden kümmern. Warum sollte ich mich damit beschäftigen, wie Jack es schaffen könnte, dass Franny sich mit seinem kürzlich aus dem Knast entlassenen Nichtsnutz von einem Vater verträgt, wenn es doch eh nicht wichtig ist, weil er wieder zurückkehren wird? Warum sollten mich emotionale Szenen aufwühlen, in denen Tränen, Schweiß und Blut fließen, wenn sie im nächsten Kapitel dann eh wieder nicht geschehen sind? Ehrlich, ich weiß nicht, wer geglaubt hat, dass es eine gute Idee war, dieses Buch so aufzubauen.

Zumal die Charaktere, wenn sie schon nicht wachsen und sich ändern, totale Stereotypen sind und nicht mal versuchen, herauszubrechen. Jack, der schüchterne Typ, Kate, die tolle und hübsche, Jillian, die beste Freundin mit dem Humorknochen, Franny, der beliebte und aktive Sportler, der aber ein schlechtes Familienverhältnis hat, und... ja, der Rest ist nicht mal Stereotyp. Die sind Pappaufsteller. Charaktere wie Frannys Dad, Jacks Eltern, Kates Ex-Freund Xander – sie bieten der Geschichte nichts und sind nicht ausgearbeitet genug.

Es gibt beispielsweise mehrere Zeitlinien, in denen Jack hinter Frannys Rücken mit dessen Vater zusammenarbeitet, um an Geld zu kommen – Franny findet das ja nicht so geil, als er es schließlich erfährt und ist super sauer auf Jack deswegen. Aber Frannys Dad ist noch schlimmer, denn obwohl man als Leser schon lange weiß, was für ein Trottel der Kerl ist, hängt das Buch sich immer wieder daran auf, ihn das selbst auch sagen zu lassen. Frannys Dad muss immer wieder sagen, dass er ja weiß, was für ein schlechter Vater er ist – ABER ER TUT JA NICHTS DAGEGEN. Drei verschissene Male musste ich die selbe Szene lesen, in der Frannys Dad den selben Fehler gemacht hat und es hat einfach NICHTS gebracht.

Oder die ganze Sache mit dem dummen Liebesdreieck! Unnötig und unnütz. Wenn Jack mit Kate zusammen ist, ist er plötzlich nicht mehr in Jillian verliebt – wenn er mit Jillian zusammen ist, tauscht er Kate einfach ein und interessiert sich nicht mehr für sie. Wenn er versucht, für seine Freunde und Kate da zu sein, vermasselt er es nur WIEDER, weil auch Jack nicht lernt. Er hat seine Freunde in diesen Zeitlinien so oft verletzt und das nur für ein Mädchen, welches er nicht einmal ein halbes Jahr lang kannte – er hat Kate sofort über seine Freunde gestellt, manchmal auch über seine Eltern, und dann einen auf Opfer getan, wenn diese ihm die Quittung dafür gegeben haben. Mimimi, er versuche ja nur, Kate zu helfen. Der Typ ging mir echt auf den Sack.

Wohlverdientes Happy Ending kann ich auch nicht sagen, weil ich das Ende nicht einmal verstanden habe! Zwei Kapitel vor Ende stirbt Kate, aber man weiß nicht – ist sie wirklich tot oder nur so halb, weil es echt schlecht beschrieben ist und dann ist es auf einmal vorbei und Kate und Jack sind glücklich und Jack erzählt uns von all den anderen Dingen, die er versucht hat, um Kate zu retten? Hä? Du sollst mir nicht erzählen, wie du etwas gemacht hast, was entscheidend für das Ende ist, du sollst es mir verdammt zeigen. Oder vielleicht indiziert das Ende auch, dass die beiden jetzt für immer in einem Loop gefangen sind, der sich immer wiederholen wird, sobald Kate stirbt – und Jack ist zufrieden damit, vier Monate mit ihr zu haben.

Ich weiß doch auch nicht. Für mich hat dieses Buch echt nur einen neutralen Eindruck hinterlassen. Ich werde keinen weiteren Gedanken daran verschwenden können, denn keine der Figuren ist mir sonderlich lang im Gedächtnis geblieben oder auch nur ansatzweise interessant genug gewesen. Kate hat neben einer Familie auch kein anderes Sozialfeld und Jack besitzt auch nur zwei Freunde, die keine anderen Freunde haben – es ist alles sehr zentriert und linear und langweilig.

Habt ihr das Buch gelesen und vielleicht eine andere Meinung? Teilt sie mir gerne mit!

Bis zum nächsten Mal,

- Roiben.

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