solitaire - alice oseman

75 5 2
                                    

Triggerwarnung: Erwähnung Tod, Mobbing, Homophobie, Selbstverletztendes Verhalten, Depression, Essstörung, Suizidgedanken

____

3.5 von 5 Sternen – Ein gutes Buch mit viel verschenktem Potenzial

Wie viele Gays bin ich seit Kurzem dem Heartstopper-Fieber verfallen. Nichts anderes gibt mir mehr Glücksgefühle, als diese wholesome Geschichte und ja, ich fordere euch auf, Heartstopper zu lesen und die Netflix-Show zu gucken, damit wir weitere Staffeln bekommen!! Um mich ein wenig auf den Release der Show vorzubereiten wollte ich nicht nur den Webcomic lesen (den ich innerhalb einer Nacht verschlungen und dann eine Woche später erneut gelesen hab, ups), sondern auch die anderen Werke von Alice begutachten. An dieser Stelle danke ich Avani, die mir ihre Ausgabe geliehen hat, damit ich es lesen konnte!

Solitaire von Alice Oseman ist das erste Buch, das sie mit damals 18 Jahren veröffentlicht hat und – ohne jetzt gemein zu klingen oder so – man merkt es. Mittlerweile ist Alice 27 Jahre alt und hat mehrere Bestseller, darunter Heartstopper, der millionenfachverkaufte Comic, der es auf Platz 1 dutzender Listen geschafft hat. (Vollkommen verdient, I might say, Heartstopper ist das Beste, was mir je passiert ist und obwohl ich nach dem Lesen immer ein bisschen leer bin, würde ich es gegen nichts in der Welt eintauschen wollen.) Die Hauptcharaktere aus Heartstopper, Nick und Charlie, kommen eigentlich aus Alice' erstem Buch, Solitaire, indem es um Charlies ältere Schwester Victoria „Tori" Spring geht.

Tori ist das, was wir als edgy teen bezeichnen. Sie hat einen Blog, denkt an traurige Sachen und hält sich für besser als alle anderen, während sie gleichzeitig mit ihrer mental health zu kämpfen hat. Bereits beim Lesen von Heartstopper war Tori für mich der beste Charakter, deswegen war es kein großes Thema für mich, dass ich auf jeden Fall zuerst ihr Buch lesen musste. In Solitaire geht es um Tori und einen Jungen namens Micheal Holden, der neu an die Higgs Schule wechselt. Er war zuvor an der Truham Jungenschule, auf die auch Charlie und Nick gehen, und wurde dort von allen als weird und seltsam bezeichnet, sodass er kaum Freunde hatte.

Bereits von der erste Begegnung ist klar, dass das nicht ganz unverschuldet ist. Micheal ist seltsam. Er redet von seltsamen Dingen, redet in seltsamen Sätzen, existiert sogar seltsam, ist dabei aber immer ehrlich und authentisch und er selbst, was nicht nur Tori an ihn interessiert und das, obwohl Tori sich für niemanden aus ihrem kleinen Bruder Charlie interessiert. Zum Zeitpunkt der Geschichte sind Charlie und Nick bereits seit fast einem Jahr zusammen und Charlie kam gerade aus der Klinik zurück, in die er aufgrund seiner Anorexia und OCD eingewiesen wurde.

Die Entdeckung eines seltsamen Blogs namens Solitaire entflammt Micheal Holdens Interesse so richtig, während er Tori zumeist in all die Dinge hineinzieht, die ihn interessieren und dabei mehr oder weniger Tori dazu bringt, sich zu öffnen, auch wenn dass das letzte ist, was sie wollte. Tori hat nur wenige Freunde und die würde sie nicht einmal als Freunde bezeichnen – die Person, die sie noch am ehesten als echte Freundin bezeichnen würde, ist Becky, Schulkameradin und Sitznachbarin seit fünf Jahren. Becky und Tori sind zwei Enden eines Spektrums und trotzdem ist ihre Freundschaft ziemlich authentisch, auch wenn Tori oftmals alles dafür tut, um Becky und alle anderen von sich zu drücken, wenn sie wieder in ihre Depressionen rutscht.

Mental Health ist nicht nur für Tori und Charlie ein großes Thema. Das ganze Buch ist für mich eine Allegorie für Mental Health Issues und wie es das Bild eines Menschen komplett für Außenstehende verändern kann – Solitaire, der seltsame Blog, beginnt Streiche und gezielte Angriffe auf die Schule zu starten und Micheal findet heraus, dass sie alle zufälligerweise mit Tori zu tun haben. Erst ist es Toris Lieblingsfilm Star Wars, dann sind es Seifenblasen, die sie liebt, dann wird Ben Hope, Beckys Freund und allgegenwärtiges Arschloch von Solitaire als homophobischer Penner geoutet und von einer Gruppe von Leuten verprügelt, nachdem er Charlie im Schulkorridor verprügelt hat – für etwas, das Charlie nicht preisgeben will. Was Fans von Heartstopper wissen: Ben und Charlie hatten mal was, zumindest kurzweilig. Nachdem Charlie als schwul geoutet wurde, hat sich Ben an ihn rangemacht und im Geheimen mit ihm rumgemacht, weil er nicht bereit war, sich selbst zu outen. Das war bevor Charlie und Nick Charlie-und-Nick wurden.

Boy Meets BookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt