you had me at hey; - anna huchtmann

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Triggerwarnung: Erwähnung von Depression, selbstverletzendem Verhalten, Queerphobia und Rassismus

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2,5 von 5 Sternen – Eine gute Prämisse mit einer leider schwachen Umsetzung

Auf Twitter gibt es einige Autoren und Autorinnen, die ihre Bücher selbst publizieren. Für mich ergibt sich dadurch immer die Chance, Bücher von Gleichgesinnten zu lesen – Leute, die in meinem Alter sind, vielleicht schon genauso lange schreiben wie ich, Leute, deren Passion ebenfalls das Schreiben ist. Bisher kam ich noch nicht wirklich dazu, mir die Werke von bekannten (befreundeten?) Twitter-Autoren zu besorgen. Mit tatsächlich bisher einer Ausnahme: You had me at hey; von Anna Huchtmann.

Auf das Buch bin ich eigentlich nur gekommen, weil es griechische Mythologie beinhaltet und gay ist. Außerdem ist Anna ein wirkliches Sweetheart und ihr solltet ihr alle auf Twitter folgen. (Außerdem ist dieses Cover pure Liebe!)

In You had me at hey; geht es um Apollo, Gott der griechischen Mythologie und Ikarus, den Sohn von Dädalus, der mit seinen Wachsflügeln zu nah an die Sonne flog und ins Meer stürzte. In Annas Geschichte sind Apollo und Ikarus Liebende – allerdings ist Apollo als Gott so gut wie unsterblich und Ikarus ein Mensch. So, wie ich das verstanden habe, versucht Apollo seit zweitausend Jahren Ikarus' Seele zu retten oder so? Weil er immer wiedergeboren wird und die beiden sich ja lieben, aber Ikarus immer wieder stirbt und deshalb hat, wenn ich es richtig verstanden habe, Apollo einen Handel mit Hades ausgemacht, dass er eine Chance hat, Ikarus vor dem Tod zu retten? Ich bin nicht ganz sicher... auf jeden Fall ist die Prämisse schön! Apollo sucht immer wieder den wiedergeborenen Ikarus und verliebt sich erneut in ihn, kann aber nur hilflos zusehen, wie sein Liebster immer wieder stirbt.

Etwas, was ich direkt toll fand, war, dass die Kapitel so gut wie immer mit „Hey" angefangen haben und das Buch ebenfalls mit „Hey" endet. Es hat einfach einen gewissen Charme, finde ich. Ein wenig kitschig, ja, aber charmant.

Was mir dann leider bitter aufgestoßen ist, sind die drei Schreibfehler, die sich direkt auf die erste Seite geschlichen haben. Die haben tatsächlich meine Vorfreude gedämpft, wenn ich ehrlich bin, weil sie ziemlich offensichtlich sind und ganz einfach hätten ausgebessert werden können.

„Seine Stimme klang ungeübt, krächzen[d]. Als hätte er den Stimmenbruch noch nicht hinter sich gebracht, dabei war Apollo sich sicher, dass er definitiv alt genug war, um sich hier auch Alkohol bestellen zu können, obwohl er aussah wie [ein] 17-jähriges Kind. Aber solange er Cola bestellt[e], sparte er sich die Peinlichkeiten, nach einem Ausweis zu fragen."

Es sind kleine Fehler, klar, da kann ich beide Augen eigentlich zudrücken, aber sie sind direkt auf der ersten Seite und dann innerhalb von 55 Wörtern. Es gab mir beim Lesen das Gefühl, als wäre das Buch nicht betagelesen geworden, obwohl es das augenscheinlich wurde. Ich erkläre es mir einfach damit, dass der Anfang wahrscheinlich so oft gelesen wurde, dass man ihn irgendwann lediglich überlesen hat. Kommt vor, kann ich verzeihen, da ich zumindest im Rest des Buches kein Fehler dieser Art gefunden habe.

Bevor ich jetzt aber zu meinen Kritikpunkten komme, möchte ich erst einmal sagen, dass ich dieses Buch sogar gerne gelesen habe. Die Idee mag ich immer noch und es hat etwas von einer Soulmate!AU für die ich ein insgeheimer Sucker bin. Außerdem ist es gay und beinhaltet griechische Mythologie! Zwei weitere Gründe, warum ich es gut finde!

Womit ich allerdings meine Probleme hatte... uff.

Erstmal kommt es mir vor, als wäre diese Geschichte extrem gehetzt. Das Buch an sich ist auch ziemlich kurz mit lediglich 123 Seiten, aber das muss nicht heißen, dass ein kurzes Buch kein gutes Buch sein kann. Hier ist es lediglich das Problem, dass ich kaum mit den Charakteren warm werden konnte, da war das Buch schon vorbei. Es gibt leider keine wirklichen Momente, in denen ich ein Gefühl für Apollo oder Ikarus – in diesem Jahr als Marcus wiedergeboren – herstellen konnte. Sie hatten keine Charaktermomente, wie ich sie gerne nenne, also Momente, in denen besonders deutlich wurde, was für einen Charakter sie besitzen. Ich könnte nicht einmal sagen, was Marcus für einen Charakter hat. Für mich war er irgendwie einfach... da. Er ist nicht flach oder ein Pappaufsteller, keineswegs. Aber er fühlt sich für mich nicht nach einem Hauptcharakter an. Er untergeht keiner Wandlung, man lernt nur das winzigste kleinste bisschen an Hintergrundinformation an ihm, die mir nicht mit tell statt show entgegengedrückt wurde und es gab tatsächlich nur einen Moment, an dem ich sagen würde: „Ja, hier reagiert endlich Marcus und nicht die Macht, die ihn formt."

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