a silken spell - manuela elser

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Triggerwarnung: Tod, Alkohol, Gewalt, Blut

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4,5 von 5 Sternen – Schwache Romance, aber spannende Story mit Potenzial für Fortsetzung

A Silken Spell von Manuela Elser ist der Debütroman der Österreicherin, der beim impress-Verlag erschienen ist – zufälligerweise auch der Verlag, bei dem mein Debüt dieses Jahr erscheinen wird. Und da hören die Zufälle nicht auf: Ich kenne Manu sogar schon persönlich und war bei der Entstehung des Buches quasi von Anfang an dabei. Bis ich das Buch allerdings ganz gelesen hatte, kannte ich immer nur so Einzelheiten aus Szenen, bei denen sie Hilfe brauchte, Charakterdetails, die eingearbeitet werden sollten oder wenn das Lektorat mal wieder ihre letzten Nerven geraubt hat.

Böse Zungen möchten jetzt bestimmt behaupten, ich gebe dem Buch nur deswegen so eine gute Bewertung, weil ich Manu eben persönlich kenne, aber dem ist ganz und gar nicht so. Denn, wie man eigentlich mittlerweile weiß, bin ich ein ziemlicher Sucker für Romance und alles romantische. A Silken Spell möchte zwar ein Romantasy-Roman sein, aber die Romance kommt hier sehr kurz. Das sind auch keine fiesen Behauptungen, die ich hier aufstelle, um jemand anderen schlecht zu reden, sondern wird auch von Manu unterstützt.

Der Hauptfokus der Geschichte liegt auf der Story selbst, die Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren ist eher so nebenbei eingestreut, kommt dadurch aber nicht gut zur Geltung. Ich kaufe Niamh und Keith eben nicht ab, dass sie sich so sehr ineinander verliebt haben, dass sie die Zukunft der magischen Welt Schottlands aufs Spiel setzen, nur damit der anderen nicht in Gefahr gerät.

A Silken Spell dreht sich um Niamhs Suche nach ihrer von Fae verschleppten Mutter. Niamh (gesprochen wohl Niiv, auch wenn ich beim Lesen immer wieder einfach den Namen nur gelesen wie geschrieben wurde) ist eine Halbfae, ihre Mutter ist ein Mensch und ihr Vater ist ein Fae. Weil Niamhs Mutter Niamhs Existenz geheim gehalten hat und weil die Fae jedes Kind mit magischen Fähigkeiten zu such holen, mussten sie immer im Verborgenen leben, bis die Fae schließlich doch Wind davon bekommen haben. Niamh konnten sie nicht holen, entführten stattdessen aber ihre Mutter. Seitdem ist Niamh auf der Suche nach ihr und hat dafür sogar ihre Seele an die Katzendämonin Móra verkauft, in der Hoffnung, damit endlich fündig zu werden. Finden tut sie allerdings nur Keith, der der einzige Fae zu sein scheint, der sie sehen kann.

Niamh hat nämlich die spannende Fähigkeit sich selbst mit einem seidenen Netz aus Magie zu umgeben und damit unsichtbar zu werden. Damit ist sie vor allen Augen sicher, allerdings scheint Keith da eine Ausnahme zu sein. Wieso kann er sie sehen? Und warum will er ihr einen Deal vorschlagen, um gemeinsam mit ihr den Schlüssel zu den geheimnisvollen Fairypaths zu finden?

Von Seite 1 an war ich sehr an der Geschichte interessiert. Niamh ist eine interessante Figur, die in ihrer Suche nach ihrer Mutter nicht nur drastische Maßnahmen trifft (so wie ihre Seele für stärkere Magie und Immunität zu verkaufen oder es sich in ein Hobby machen, in die Häuser der Fae einzubrechen, um Hinweise auf den Verbleib ihrer Mutter zu finden), sondern auch gerne unentdeckt bleibt. Ihr seidenes Netz ist so gut wie immer an ihrer Seite, sie verbringt den Großteil des Buches damit, unsichtbar zu sein und den meisten Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Keith hingegen ist sehr verschlossen, hat nur wenig seiner wahren Ziele von Anfang an preisgegeben und auch wieso er unbedingt auf die Fairypaths, einer Art Zwischenwelt, die die Fae früher genutzt haben, um überall auf der Welt herumreisen zu können, möchte, erfährt man erst spät. Auch wieso er Niamhs sehen kann, seine Fae-Freundin Aileen allerdings nicht, erfährt man später und es fügt sich alles so gut zusammen! Ich bewundere an Manus Schreibstil sehr, dass sie kleine Dinge am Anfang einführt, die erst am Ende wieder relevant wurden und die dann helfen, das Gesamtbild der Story abzurunden. Sie hat quasi ihr eigenes seidenes Netz zwischen die Zeilen gewoben und nach und nach einen Faden gehoben, bis es an der Zeit war, alle Geheimnisse zu lüften. Das hat sie nicht nur unglaublich gut gemacht sondern hat mich auch sehr an das Buch gefesselt. (Schon wieder so ein Wortspiel. Ich bin ja richtig gut heute.)

Zu den weiteren wichtigen Figuren im Buch zählen natürlich Móra, eine Cait Sí, ein Katzendämon, der sich von Seelen ernährt und einen Handel mit Niamh eingegangen ist. Im Gegenzug für Niamhs Seele als leckeres Abendessen, gewährt Móra ihr Immunität gegen Magie und die Fähigkeit, herauszufinden, wer etwas über den Verbleib ihrer Mutter weiß. Am Anfang denkt man noch, Móra wäre nur hinter der Seele her und würde alles tun, damit Niamh ihre Kräfte benutzt (wodurch sie mit Lebensjahren bezahlen würde), aber schon früh sieht man, dass Móra irgendwie einen Narren an Niamh gefressen hat. Die beiden sind so gut wie immer zusammen, sei es wenn Móra um ihre Füße schleicht, um sie bei einem Einbruch zum Stolpern zu bringen, oder wenn sie auf ihrer Schulter sitzt und ihr trockene Kommentare entgegenbringt. Die Beziehung der beiden war auf jeden Fall mein Lieblingspart des ganzen Buches.

Dann hätten wir noch Aileen, eine Fae, die sehr an der Essenz der Magie interessiert ist, Errol, ein Buchhändler, bei dem Niamh arbeitet und der sie die letzten Jahre nach dem Verschwinden ihrer Mutter aufgezogen hat und Tara, eine Kellnerin aus dem Fair-Trade-Café, das gegenüber der Buchhandlung liegt, in der Niamh arbeitet. Tara ist sowieso das ganze Highlight der Geschichte. Sie ist nicht auf den Mund gefallen (manche Leute würden sie als rude bezeichnen, aber die haben unrecht und haben noch nie mit einer echten Person geredet), flirtet ganz schamlos erst mit Niamh und dann mit Aileen, als sie sie das erste Mal sieht und lässt sich von Niamh mit in die magische Welt ziehen, ohne zu Murren. Tara ist ein Engel auf Erden und ich werde für sie sterben!!!

Die magische Welt Schottlands, die Manu aufgearbeitet hat, fühlt sich wahnsinnig echt an, als würde ich nicht einen Roman sondern eine Geschichtserzählung lesen und all das hätte sich wirklich zugetragen. Von der Politik der Fae und ihren endlosen Versammlungen, bis zu den kleinen, nektarherstellenden Pixies und den friedlichen Baumgeistern oder zu dem epischen Wasserpferd Enbarr, fühlt sich diese magische Welt so an, als wäre sie wirklich direkt vor unseren Augen versteckt. Die Verschmelzung von Magie und Technologie ist umso besser gelungen, besonders wenn es dann Szenen gibt, in der eine Fae mit glitzernden Flügeln in der Luft schwebt und mit ihrem Handy telefoniert. Eine moderne Legende kann man es fast nennen.

Wie bereits erwähnt, ist der einzige Negativpunkt für mich die Romanze. Niamh und Keith sind grandiose Charaktere und ich bin Fan von beiden, aber zusammen fehlt mir die Chemie. Für mich lesen sich die beiden eher wie richtig gute Freunde, die zusammen mal eben die Welt gerettet haben und nicht wie Liebende, die sich zwischen den Welten sehen. Vielleicht liegt das daran, dass ich weiß, dass viele Teile der Romanze erst im Nachhinein eingefügt wurden oder dass ich weiß, wie das im Lektorat so abgelaufen ist (Manu und ich nicken uns wissend zu), aber viele der frühen Romance-Szenen haben sich auch so angefühlt, als wären sie erst zum Schluss reingeschrieben, weil man am Anfang vergessen hat, drauf einzugehen. Da wird dann im Nebensatz erwähnt, wie Niamhs Herz einen Salto macht oder sie auf einmal warme Hände hat, wenn sie Keiths blaue, leuchtende Auge sieht, aber die Szene geht genauso weiter, als wäre es nicht erwähnt worden. Manchmal hat es mehr Sinn gemacht, manchmal weniger, aber wie auch immer es nun ist, ich bin nicht sehr überzeugt, dass die beiden sich lieben.

Dafür bin ich aber sehr großer und lauter Verfechter von der Tara und Aileen-Romanze und ich werde Manu ihr Leben lang nicht verzeihen, dass diese eine Sache am Ende passiert ist und die nicht rückgängig gemacht wurde und ich verlange ein Sequel mit Tara und Aileen in den Hauptrollen!!!

A Silken Spell ist eine spannende, magische Geschichte über Fae, verschwundene Mütter und Katzendämonen, die vielleicht oder vielleicht auch nicht nur an deiner Seele interessiert sind. Wenn ihr Magie und Fae und magisches Schottland oder einfach nur Protagonisten mögt, die gerne in Häuser einbrechen, dann seid ihr mit dieser Geschichte auf jeden Fall gut bedient! Nur Romance-Liebhaber würde ich abraten, wenn sie auf der Suche nach einer herzerwärmenden, weltenbewegenden Romanze sind. Aber dafür gibt es ja bald mein Buch!

Übrigens kommt von Manu bald ein weiteres Buch raus, diesmal Schauplatz Japan mit dem Kampf einer Schülerin gegen die Yōkai, also die Dämonen der Nacht, wenn ich das richtig im Kopf habe. Wenn es soweit ist, lese ich das selbstverständlich auch (und das nicht nur, weil wir befreundet sind, sondern weil es spannend klingt und schon wieder Familienmitglieder entführt werden)!

(Falls ihr mehr von Manu sehen wollt oder die Illustrationen zu den Charakteren aus dem Buchen sehen wollt, sie hat einen Instagram-Account, auf dem neben News zu ihren Büchern auch ganz viele Katzenbilder und Schwertkampfvideos kommen! Sucht einfach nach: manus.skripte!)

Man liest sich,

- Roiben


Boy Meets BookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt